Chudyhradek um 1840
Nur wenig bekannt ist, daß sich auf einem hohen Sandsteinfelsen im Gründeltal zwischen Sebitz (Dřevčice) und Dürchel die durchaus noch sehenswerten Reste einer alten Burg befinden, die früher einmal "Buska", später nur noch Chudyhradek (ja, das ist der deutsche Name, tschechisch Chudý Hrádek) genannt wurde. Sie ist quasi auf einem auf zwei Seiten steil ins Tal abfallende Sandsteinfelsen erbaut und war nur über eine, wahrscheinlich stark befestigte, "Landbrücke" erreichbar.
Quelle: Google Maps : Gründelmühle und gegenüber (durch Bäume halbverdeckt) Chudyhradek
Diese Felsenkante wurde während der letzten Eiszeit durch zwei kleine Bäche, die einmal das Gründeltal ("Sebitscher Grund") und zum anderen den Dürchler Grund durchfließen, canonartig aus dem hier anliegenden kreidezeitlichen Sandsteinplateau herausgearbeitet. Schon deshalb - wegen der mächtigen Sandsteinfelsen rechts und links des bewaldeten Tales - lohnt es sich, eine kleine Wanderung zur "Gründelmühle" zu unternehmen, die ziemlich genau am Fuße des Burgfelsen liegt (zuletzt vor dem Krieg eine gern besuchte Ausflugsgaststätte). Ob man den Einstieg von Sebitsch aus wählt oder den etwas längeren Weg von der Hohlener Seite her nimmt, ist eigentlich egal. Man wird auf jeden Fall durch einen schön ausgebauten Weg entlang des außergewöhnlich klaren Gründelbaches belohnt. Dort, wo der Bach etwas breiter wird und deshalb etwas langsamer fließt, ist er allenthalben von Matten von Wasserstern (Callitriche) bedeckt, in denen sich im Frühjahr, nach der Schneeschmelze, massenhaft Bachflohkrebse (Gammarus pulex) tummeln - ein Zeichen für die Reinheit des Wassers.
Im 18, und 19. Jahrhundert, als die 1709 erbaute Wassermühle noch in Betrieb war, wurde der Bach durch seinen Reichtum an Forellen weit und breit gerühmt. Heuer konnte ich jedoch keine mehr entdecken...
Steigt man von Sebitsch in das Tal hinab, gelangt man sehr schnell zum sogenannten "Teufelsborn" (Čertova studánka), einer durch eine Mauer eingefaßten Quelle, wo aus dem Untergrund stetig klares Wasser hervorquillt. Im oberen Teil der Einfassung ist eine offenbar sehr alte Kreuzigungsdarstellung, die in einen Sandsteinblock eingearbeitet wurde, erhalten geblieben.
Wandert man weiter, gelangt man zu einer weiteren Quelle, dem Tanneborn. Auch sie ist - hier durch ein kleines Holzhäuschen - eingefaßt und man kann mittels des dort immer bereitstehenden Bechers das Wasser durchaus einmal probieren...Apollinaris light, möchte man sagen.
Da der Bachgrund nach ergiebigen Regen an manchen Stellen sehr sumpfig und matschig wird, wurde der Weg teilweise mit Holzbohlen befestigt, Auch die Brücken über den Gründelbach wurden in den letzten Jahren von Grund auf erneuert. Auch die Wegmarkierungen sind renoviert und an einigen Stellen (so am Teufelsborn) wurden Informationstafeln - leider nur in tschechisch - aufgestellt.
Den Ort, von wo man auf den Burgfelsen gelangt, ist sehr leicht zu finden, da der Aufstieg genau gegenüber der "Gründelmühle" durch einen in den Felsen gehauenen Keller markiert ist. Man hat hier zwei Möglichkeiten - entweder rechts den "offiziellen" Weg hinauf (steil und anstrengend) oder links den "inoffiziellen" (sehr steil und sehr anstrengend, mit klettern verbunden). Der Erstere ist zu empfehlen, da er zumindest grob ausgebaut ist. Auf jeden Fall ist "hinauf" einfacher als "herab". In halber Höhe kann man dann schon die Reste der Mauer des Burgpalastes durch die Fichten und Buchen hindurch erkennen.
Noch ein Stückchen weiter gelangt man auf die schon erwähnte "Landbrücke", die ehemals den Vorhof zur Burg bildete und die durch einen Palisadenwall geschützt war. Wo dieser Wall verlaufen ist, läßt sich allenthalben höchsten nur noch erahnen. Es ist überliefert, daß sich hier einst auch die Meierei befunden haben soll.
Von hier aus sind es dann nur noch wenige Schritte zur Ruine des Burgpalastes, dessen meterdicke Grundmauern noch ungefähr bis in eine Höhe von ca. 4 Meter erhalten geblieben sind. Sie umschließen einen nicht allzu großen Raum mit mehreren Fensteröffnungen, in den man durch einen weitausgebrochenen Eingang gelangt. Anhand der Balkenlöcher an den Innenwänden kann man erkennen, wo einst die erste Decke verlaufen ist.
Eine weitere Reihe von Balkenlöchern gehören wahrscheinlich zur Befestigung eines ehemals auf der Außenseite des Palastes entlang geführten hölzernen Wehrganges. Auf der Westseite ist die Palastwand im unteren Bereich durchbrochen und wenn man möchte, kann man dort hindurch in den nur noch rudimentär erhalten zweiten Teil des ehemaligen Palastes gelangen.
Begibt man sich nun auf die Nordseite des Gebäudes, dann findet man genau darunter ein geräumiges, in den weichen Sandstein gehauenes, kellerartiges Gewölbe. Etwas abseits davon, in östlicher Richtung zum Abrund des Dürchler Grundes hin, führt ein Trampelpfad zu einer weiteren ähnlich großen Höhle. In ihr ist noch die aus den Felsen herausgearbeitete steinerne Sitzbank vorhanden.
Weitere Mauerreste, die nicht zum Palast gehören, sind nur noch an wenigen Stellen auszumachen. Wenn man eine notdürftige Absperrung auf der Burgnordseite überwindet und den Trampelpfad folgt (er kennzeichnet den Einstieg zur Burg, sollte man zum Aufstieg den beschwerlicheren Weg gewählt haben), dann kommt man zum sicher heute noch über 10 m tiefen und unten vollkommen verschütteten Burgbrunnen. Er ist mit annähern runden Querschnitt mühevoll aus dem gestandenen Felsen herausgearbeitet worden. Die Meiselspuren an seiner Wand sind noch heute deutlich zu erkennen.
Neuere Forschungen gehen davon aus, daß die "Schlechte" Burg auf einem Areal errichtet wurde, die zuvor schon als slawische Siedlung gedient hat. Erstmalig erwähnt wurde sie in einer Urkunde aus dem Jahre 1391, als Heinrich (der Ältere) Berka von Duba, der auf der nahegelegenen Burg Hauska residierte, seinen Landbesitz auf seine (drei ?) Söhne aufteilte. Sein jüngster Sohn Heinrich Wenzel von Duba, soll danach dieses "Schloß" und die Dörfer darum erhalten haben. Er starb im Jahre 1413. Von ihm wiederum erbte die Burg sein Sohn Johann Berka von Duba, von dem es dann - wahrscheinlich durch Verkauf - an Johann von Cimburg und dessen Ehefrau Barbara von Kolowrat, gelangte. Nach dem Tod Barbaras fiel die Burg entsprechend der böhmischen Erbfolgeregelung zusammen mit der umliegenden Herrschaft an Heinrich Berka von Duba zurück (genau am 14. März 1454).
Ungefähr um das Jahr 1462 ging dann die Herrschaft samt Burg aus nicht mehr eruierbaren Gründen an die Herren von Wartenberg, die sie mit der Herrschaft Böhmisch-Leipa vereinigte. Um 1519 war Georg Ostersky Kaplirz zu Sulewicz (dessen Vorfahren bekannte Anhänger der Hussiten waren) Besitzer der Burg. Um 1532 gelangte sie dann über die Herrschaft Neuschloß wieder als Lehen an die Wartenberger. Diese Lehensherrschaft existierte bis 1575, als sie durch Kaiser Maximillian II den Wartenbergern als freies Eigentum übergeben wurden - wobei Chudyhradek explizit erwähnt worden ist. Die Burg muß also zu diesem Zeitpunkt noch bewohnt gewesen sein. Die letzte geschichtliche Erwähnung datiert auf das Jahr 1622 in Zusammenhang mit Georg von Wartenberg, der am Ständeaufstand in Prag (1618) teilgenommen hatte und der deshalb zur Strafe enteignet wurde. Dabei findet sich auch Chudyhradek auf der Liste der konfiszierten Eigentumswerte. Zu dieser Zeit dürfte die Burg aber bereits dem Verfall preisgegeben worden sein. Im Volksmund wurde sie nur noch "Wüstes Schloß" genannt und diente wahrscheinlich nur noch als Aufenthaltsort von irgendwelchem Gesindel.
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