Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz
'Das Hirschberger Tal, Mitte des 19. Jahrhunderts das „Schlesische Elysium“ genannt, ist überreich an Baudenkmälern, Kulturschätzen und landschaftlichen Höhepunkten, die im wahrsten Sinne in der Riesengebirgskette gipfeln.
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Schon seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert fühlten sich Maler, Dichter und Kulturreisende durch die imposante Bergkulisse und die liebliche Tallandschaft angezogen. Zu den bekanntesten Künstlern, die das Tal in ihren Werken verewigten, zählen Caspar David Friedrich, Ludwig Richter, Carl Gustav Carus, Johann Wolfgang von Goethe, Theodor Körner und Theodor Fontane.
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Im frühen 19. Jahrhundert begann der preußische Hof, das Tal als Sommerfrische zu entdecken. Neben den jahrhundertealten angestammten Adelssitzen, von denen das Schloss des Grafen von Schaffgotsch in Bad Warmbrunn (Cieplice) der größte war, entstanden nun auch prächtig ausgestattete Residenzen, die unter dem Einfluss der besten preußischen Architekten wie Karl Friedrich Schinkel und Friedrich August Stüler konzipiert oder umgebaut wurden.
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Getragen wurden die Bauten und Parkanlagen vom Geist der Romantik des frühen 19. Jahrhunderts. Das Bestreben, ein Gesamtkunstwerk aus menschlichem Wirken und der Natur der Vorgebirgslandschaft zu erschaffen, ist an vielen Orten des Tales bis heute spürbar.
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Dieses Ensemble aus Schloss- und Parkanlagen, aus Wohn- und Bauernhausarchitektur, aus verstreuten romantischen Tempeln, Aussichtsplätzen, künstlichen Ruinen und Cottages, begrenzt von der imposanten Silhoutte des Riesengebirgskammes, stellt bis heute eine Kulturlandschaft von europäischem Rang dar. Die enorme Anzahl an Schlössern und Parkanlagen machte das Tal zu einer der bedeutendsten geschlossenen Parklandschaften Mitteleuropas.'
Diese Einleitung ist auszugsweise dem Buch 'Das schlesische Elysium' von Arne Frank entnommen. In diesem Buch wird ausführlich die Geschichte, des Hirschberger Tales und dessen kulturelle Entwicklung beschrieben. Dabei wird über das Schicksal von mehr als 30 Schlössern und Burgen detailliert berichtet. Im Schloss Lomnitz gibt eine Ausstellung ebenfalls eine gute Übersicht über Bestand und Zustand der historischen Anlagen.
Bekanntlich wurde im Zuge der geopolitischen Neuordnung nach dem Zweiten Weltkrieg auch Niederschlesien und damit das Hirschberger Tal von Deutschland abgetrennt. Umfangreiches Kulturerbe ging dadurch unter bzw. geriet unter andere Besitzverhältnisse. Man kann darüber denken, wie man will, war es doch mit unendlichem Leid der Betroffenen verbunden, aber letztendlich ist es das Ergebnis einer größenwahnsinnigen Idee und der Entartung in ihrer Umsetzung. Um so mehr ist es erfreulich zu sehen, dass nach fast 70 Jahren die Region aus dem Schlaf erwacht ist und mit privatem und öffentlichen Engagement das, was noch zu erhalten ist, wieder erblüht. Die europäische Gemeinschaft hat vielerorts ihren Beitrag dazu geleistet. Man beachte das, wenn man über Europa spricht.
Ein Wermutstropfen ist das Schloss Boberstein. Es galt als das schönste Schloss im Hirschberger Tal, malerisch auf einem Fels über dem Bober gelegen. Heute erscheint sie als Ruine. Alle Bemühungen zur Restauration, wie sie in verschiedenen Artikeln beschrieben werden, halte ich für unzutreffend. (http://www.szlakikulturowe.dolnyslask.pl/de/die-routen/touristenweg-tal-der-schloesser-und-gaerten-das-hirschberger-tal/beschreibung-der-wichtigsten-objekte-auf-der-spur/bobrowo-palastanlage-in-wojanow/) Im Gegenteil, hier scheint Scharlatanerie am Werk gewesen zu sein, um aus der Not noch Kapital zu schlagen. Es wäre schön, wenn ich mich irrte. In 2013 war das Areal nicht mehr betretbar. Dem Schloss ist es zu wünschen, dass sich geeignete Investoren finden – wenn es nicht schon zu spät dazu ist.
Das Video ist leider in Deutscher Sprache nicht mehr auffindbar.
Es ist nicht möglich, die gesamten Eindrücke über das Hirschberger Tal hier wiederzugeben. Es gibt viele Möglichkeiten, die Gegend kennenzulernen. Neben privaten Ausflügen kann man auch den Service kleiner regionaler Reiseunternehmen in Anspruch nehmen, die ihre Gäste hier sachkundig führen. Wie auch immer, es lohnt sich. Zwei Touren sollen exemplarisch genannt sein :
1. Eine Wanderung von Schloss Stonsdorf nach Erdmannsdorf und zurück mit einem Ausflug auf den Hausberg von Stonsdorf, den Prudelberg. Von dessen Aussicht zeigt sich der Riesengebirgskamm in seiner vollen Ausdehnung.
Von einem hier errichteten einstmals 14 Meter hohen Bismarck-Denkmal ist nur noch der Sockel erhalten. Das Denkmal wurde gesprengt.
Von einem hier errichteten einstmals 14 Meter hohen Bismarck-Denkmal ist nur noch der Sockel erhalten. Das Denkmal wurde gesprengt.
2. Eine Fahrradtour (Tagestour) durch das Land der Schlösser: (Start) Schloss Schildau – Schloss Boberstein – Schloss Fischbach – Schloss Buchwald – Schloss Erdmannsdorf – Schloss Stonsdorf – Herrenhaus Stonsdorf – Schloss Lomnitz – Schloss Schildau. (Mit dem Auto geht das natürlich auch, auf anderen Wegen). Der Abschnitt entlang des Bober bis Fischbach und weiter bis Buchwald ist landschaftlich ausgesprochen reizvoll.
Genießer werden die Küche in Schloß Stonsdorf zu schätzen wissen. Außerdem kann man mal nachfragen, ob 'Der echte Stonsdorfer' im Hinterstübchen noch hergestellt wird. Die Marke ist heute bei Berentzen.
Es ist kein Geheimnis : Stonsdorf ist meine Lieblingsadresse
Schloss
Erdmannsdorf (Mysłakowice), ehemalige Sommerresidenz der
preußischen Könige; heute genutzt als Schule; bekannt ist
in Erdmannsdorf auch der Tiroler Hof
Schloss Fischbach (Karpniki), umgeben von einer zauberhaften Vorgebirgslandschaft; der Umbau zum Hotel steht vor der Vollendung
Schloss Schildau (Wojanow); Renovierter Prachtbau mit Wellness-Landschaft; nach einer ersten Sanierung abgebrannt und erneut aufgebaut, vielleicht zuviel des Guten ?
Schloss Lomnitz (Łomnica) in unmitttelbarer Nachbarschaft zu Schloss Schildau, aber mit anderem, gemütlichen Flair; im Schloss befindet sich eine Ausstellung über das Hirschberger Tal
Das Herrenhaus in Stonsdorf (Staniszów), umgeben von Teichen, hat sich neu in das Ensemble der renovieren Schlösserlandschaft eingereiht
Ein Aufstieg zum Prudelberg (Witosza) lohnt wegen seiner tollen Aussicht über Stonsdorf und zum Riesengebirgskamm
Blick zur „Koppe“ auf dem Weg von Stonsdorf nach Erdmannsdorf
Schloss Stonsdorf hat etwas „Dornröschenhaftes“ und ist stilvoll durch und durch; die Gastronomie ist vorzüglich und die Exponate in der Kulturscheune (Galerie) sind sehr sehenswert
Einst die Perle und heute eine Katastrophe: Schloss Boberstein (Bobrow)
www.wincontact32.de
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