Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz
Fährt man Richtung Böhmisch Leipa (Česká Lípa) tauchen bald hinter Haida (Nový Bor) zwei markante Basaltkegel auf, der Kottowitzer Berg (Chotovický vrch) und der Langenauer Berg (Skalický vrch), welche durch einen langgezogenen Sattel verbunden sind. Jenseits nimmt der Rohnbach (Šporka) seinen Lauf und fließt dem Polzen entgegen. Westlich steigt das Gelände weitläufig, erst sanft, dann steil zum Sonneberger Kamm hin an, einem südlichen Ausläufer des Lausitzer Gebirges. Der auffallende Gipfel des Langenauer Berges lockt uns zu einem Aufstieg. Vom Kamm zwischen Kottowitzer und Langenauer Berg überblickt man zunächst das sich entlang des Baches hinziehende Dorf Langenau und den gesamten Rund unserer heutigen Wanderung. Früher befand sich auf dem Berg eine Einsiedelei, später eine Gaststätte, von der nur noch Fundamente und die Kellerräume vorhanden sind. Für Wanderer wurde ein Rastplatz eingerichtet. Die Sicht ist zwar durch Baumwuchs eingeschränkt, der Blick zu den Bösigen (Bezdězy), dem Leipaer Spitzberg (Špičák u Ceské Lípy) und zum Mittelgebirge hin erfreut aber jene, die sich hier hoch bemüht haben.
Langsam wandern wir entlang der Felder, auf denen jetzt das Getreide reift, dem Gebirge entgegen. Ziel ist zunächst die Sommerfrische Sonneberg (Slunečná), welche uns von unserem letzten Besuch in angenehmer Erinnerung geblieben ist. In ruhiger Lage ziehen sich die Grundstücke zwischen Waldgrenze und parallel verlaufender Straße am Hang des Gebirges hin. Sie werden wohl überwiegend als Wochenend- und Ferienhäuser genutzt. Zweifelsfrei ein idyllischer Flecken.
Oben am Ende des Kammes, östlich des Wolfsberg (Vlčí vrch), ragt ein Basaltstock aus dem Wald. Das ist der Tscheschkenstein (Česká skála), dessen Wände steil nach Nordost abfallen. Wir wählen dahin einen alten abenteuerlichen Pfad, der vom markierten Wanderweg abzweigt und jetzt im Sommer total verwachsen ist. Auch vom Gipfel ist die Sicht durch die Bäume eingeschränkt, jedoch der Herrenhausfelsen (Panská skála) - unser Tagesziel - und der umliegende Ort Parchen (Prácheň) sind gut zu sehen.
Der Herrenhausfelsen ist ein geologisches Naturdenkmal ersten Ranges. Allerdings wurde diese Basaltanhöhe mit den gewaltigen bis 30 Meter hohen Säulen bereits seit dem 18. Jahrhundert als Steinbruch genutzt und zunehmend abgetragen. Bereits Paudler sorgte sich 1883 um dieses besondere Naturdenkmal
'An dem herrlichen und berühmten Herrnhausberge wird sich wohl wenig ändern lassen. Immerhin wird aber ein Verschönerungsverein moralisch dahin wirken können, dass wenigstens die schönsten Partien dieser wundervollen Säulenwelt vor der Zerstörung und Vernichtung möglichst bewahrt werden. In der That muss man es dankbar anerkennen, dass der Abbau seit einiger Zeit die äußeren, höheren Partien geschont und sich mehr dem in der Erde liegenden, nicht minder herrlichen Säulengestein zugewandt hat. Auf diese Weise sind Prachtreihen überlanger Säulen aufgedeckt worden, von welchen früher kaum die aus der Erde ragenden Säulenköpfe bekannt gewesen sein können. Nichtsdestoweniger bemerkt man nicht ohne die größte Befürchtung für die Zukunft, wie riesige Säulenmengen binnen wenigen Jahren dem Herrnhausberge entnommen worden sind. Wahrlich, es wäre zu wünschen, dass dieses unvergleichliche Säulenlager möglichst geschont und nur für bevorzugtere Zwecke ausgebeutet werden möchte; für gewöhnliche Bauten findet man ja auf zahlreichen nordböhmischen Höhen schöne, wenn auch minder edle Basaltsäulen in Hülle, Fülle und Auswahl.'
Erst im Jahre 1953 wurde der immer noch stattliche Rest unter Naturschutz gestellt. Der Fels wurde konserviert und gilt als das meist besuchte Naturdenkmal Böhmens. Der dafür geschaffene Parkplatz erscheint allerdings ein wenig überdimensioniert und stört das Landschaftsbild. Natürlich ist der leicht begehbare Fels ein exzellenter Aussichtsberg. Von seinem Gipfel erblickt man einen großen Teil des Lausitzer Gebirges, vom Kaltenberg (Studenec) bis zum Kleis (Klíč) sowie die östlichen Berge vom Grünberg (Zelený vrch) bis ins Rollberg Hügelland (Ralská pahorkatina). Eine weitere schöne Aussicht ein Stück oberhalb vom Gipfel des Wolfsberges ist heute jedoch verwachsen, aber Paudler berichtet über ein interessantes natürliches Phänomen
'Außer der schönen Aussicht wurde von uns auch das seltsame Verhalten der Magnetnadel beobachtet und gebührend angestaunt. Sowie man nämlich die Magnetnadel dem Basaltgesteine nähert, wird sie nicht nur äußerst unruhig, sondern dreht sich ganze Quartanten aus ihrer Lage, und wenn man mit derselben auf dem Kopfe einer Säule hin- und widerfährt, so kann man die Wahrnehmung machen, dass sie fast in einem Augenblicke die entgegengesetztesten Stellungen einzunehmen vermag.'
Ursache für diese Eigenschaft ist die Anwesenheit von Magnetit im Basaltgestein.
Von Parchen führt ein Weg direkt hinunter nach Langenau, so dass der Rückweg recht schnell zurückgelegt ist.
Kirche in Langenau
Blick über Langenau
Am Sattel zwischen Kottowitzer- und Langenauer Berg
Immer
wieder Basalt, Zeugnis des vulkanischen Ursprungs der
Landschaft, hier am Aufgang zum Langenauer Berg
Blick
vom Langenauer Berg hinüber ins Böhmische Mittelgebirge, am
Hang liegt Sonneberg
Der Leipaer Spitzberg, das Getreide reift
Eibenberg und Slawitschken in der Bürgsteiner Schweiz
Ausritt
Langenauer Berg, Kleis im Hintergrund
Wer sich der Landschaft öffnet, erkennt ihre Schönheit
Sonneberg – eine schöne Lage am Hang des Gebirges
Blick vom Tscheschkenstein nach Parchen, im Hintergrund Steinschönauer Berg, Kaltenberg
Der Herrenhausberg
Im gefluteten Teil des ehemaligen Steinbruch blühen die Teichrosen
Weg nach Langenau, Kottowitzer Berg und Langenauer Berg
Hier und da mussten die alten Wege den landwirtschaftlichen Großflächen weichen
Der Kleis
Der Langenauer Berg
Großflugtag
bei schönem Sommerwetter : Schachbrett, Rostfarbener
Dickkopffalter, Landkärtchen, Großer Perlmutterfalter
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