Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz, und Holger Totz, Herrnhut
Der schöne Sonnenuntergang vom Vorabend weckt Erwartungen für den nächsten Tag. Der Aufstieg über den langen Rücken zum Kosakow (Kozakov) hat mit Blick auf die Landschaftsästhetik einiges zu bieten. Aber, man kann es nicht leugnen, ein gewisser Frust macht sich breit, denn die tolle Kulisse des Böhmischen Paradieses, des Rollberghügellandes und des Jeschkengebirges auf der einen und des Iser- sowie Riesengebirges auf der anderen Seite des Kammes verliert sich im Nebel. Die Regensachen sind bereits in Griffweite. Indes, nach etwa einer Stunde keimt Hoffnung. Der Dunst löst sich und im Wechselspiel von Nebel und Sonne treten aus dem sanft welligen Gelände Formationen aus Büschen und Baumgrupen hervor, aber die Vorberge des Riesengebirges lassen sich bestenfalls erahnen, vom Riesengebirge selbst keine Spur. Auch so steigt die Spannung.
Es ist ein ständiges Auf und Ab in dieser Landschaft. Die stillen Wege, die hier entlang führen, finden unser Gefallen und versöhnen uns etwas mit dem durchwachsenen Wetter. Und dank Dr. Joseph Karl Eduard Hoser, klassischer Schilderer des Riesengebirges und K.K. Hofmedicus und Leibarzt Seiner Königlichen Hoheit des Erzherzogs Karl kann man sich eine Vorstellung von dem machen, was uns heute verborgen bleibt. In seinem 1804 erschienenen Werk „Das Riesengebirge in einer statistisch-topographischen und pittoresken Übersicht“ gibt er uns folgendes mit auf den Weg :
'Eine in der That nicht unbeträchtliche Summe wahrer und großer Naturschönheiten liegt unstreitig in den großen Ansichten des Riesengebirges vom niedern Lande aus. Indem der Reisende noch zwölf, funfzehn, ja bey gutem Wetter zwanzig Meilen von seinem Ziele entfernt ist, dämmert ihm aus duftiger Ferne schon der blaue Rücken des Riesengebirges ahndungsvoll herauf. Je näher er demselben kömmt, je mehr wird das Auge festgehalten durch die Größe der einzelnen Theile, durch die wechselnde Gestaltung ihrer Umrisse, und durch einen gewissen, das Ganze auszeichnenden Ernst, der schon in großer Ferne etwas anderes erwarten läßt, als man an minder hohen deutschen Gebirgen wahrnimmt. In einer Entfernung von acht bis zehn Meilen, kann man die nach verschiedenen Richtungen auslaufenden Gebirgs-Zweige, und die zwischen ihnen liegenden Thäler, mehrere einzelne Bergmassen und Gipfel schon ohne Mühe unterscheiden, und das verschiedene Verhältnis ihrer Entfernungen vor und hinter einander, aus der größeren oder geringeren Deutlichkeit ihrer Conture mit ziemlicher Genauigkeit beurtheilen. Nackte Felsenlehnen und Schrunden, Waldstrecken, bebaute Stellen und Knieholzparthien werden nach und nach immer kenntlicher, und in einer Nähe von drey bis vier Meilen zählt das gesunde Auge schon ohne Fernglas im Bezirke hellgrünender Wiesen und Weideplätze einzelne Alpenhütten, die der Bewohner Bauden nennt.'
(ggf. mehrmals lesen, Herr Hoser übte sich gern in langen Sätzen, die offensichtlich zu seiner Zeit ein Beleg für einen gehobenen Sprachstil und Ausdruck der Sprachbeherrschung waren)
Bevor wir zunächst in Semil und dann bei Ruppersdorf (Roprachtice) zum zweiten mal in das Tal der Iser absteigen, kommt plötzlich die Sonne hervor und mit ihr zugleich ein gutes Gefühl für den nächsten Tag. An den Gegenhang schmiegt sich der langgezogene Ort Ponikley (Ponikla), wo wir in der Penzion Krakonošovo zátiší Quartier beziehen (die Wirtin spricht Deutsch). Hier beginnt morgen der direkte Aufstieg zum Riesengebirgskamm.
Aussichten vom Kosakow bei Klarsicht
… und bei Nebel
Semil und Iser
Auf dem Weg nach Ponikley – und wieder im Nebel
Historische Ansichten von Ponikley
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