Die Idee der 'Bergsteigerdörfer' des österreichischen Alpenvereins hebt eine besondere Form des nachhaltigen Bergtourismus hervor. Bergsteigerdörfer, das sind Regionen und Gemeinden, die sich dem sanften Tourismus verschrieben haben und eine intakte Umwelt vorweisen können, frei sind von Massentourismus, Wellnessanlagen und vor allem von dem naturfeindlichen Skizirkus. Bei unseren Besuchen im Lesachtal und im Villgratental wurden wir auf die Vereinigung der Bersteigerdörfer aufmerksam und wollen diese für künftige Unternehmungen im Auge behalten.
Zuletzt erweckte in mir das Gesäuse in der Steiermark Interesse, insbesondere die Gemeinde Johnsbach mit ihrem Bergsteigerfriedhof. Der Besuch eines solchen Ortes mahnt unmittelbar zur inneren Einkehr. Was treibt den Menschen in unbekannte Gefilde, das Risiko in Kauf nehmend und wissend, dass die Rückkehr ungewiss sein kann? Es ist die Neugier und ewige Lust auf neue Erfahrungen, es ist die Herausforderung, die Grenzen zu testen, es ist aber auch die Liebe zur Natur und es ist vor allem die Sehnsucht nach Freiheit, die sich am besten auf den Bergen findet.
Gleichwohl ist es ein trauriges und beklemmendes Erlebnis, vor den Gräbern der überwiegend jungen Bergopfer zu stehen und sich das Leid derer vorzustellen, welches sie in der Stunde des Todes zu erdulden hatten, aber auch das Leid der Angehörigen und der Bergretter, welche die Opfer zu bergen hatten und dabei nicht selten selbst ein hohes Risiko auf sich nehmen mussten.
Manch Toter ruht in einem unbekannten Grab. Auch Rudolf Kauschka suchte vergeblich nach der letzten Ruhestätte seines Bergfreundes Rudolf Tham:
'Siehst Du, man hat Dich begraben in einem schönen Garten, darüber rauschen grüne Wälder, brausen weiße Wasser und ragen die großen dunklen Türme des Montblanc. Und vorgestern habe ich einen frischen Kranz auf Dein Grab legen wollen als Dank für Dein Vermächtnis, und bin betrübt gewesen, dass ich Deinen Hügel nicht gefunden habe. Grämt Dich das sehr ?'
Die Gemeinde Johnsbach hat für die Toten einen würdigen Erinnerungsort geschaffen und erhalten, dafür ist ihr zu danken. In einem Geleitwort eines früheren Bürgermeisters heißt es :
´ … Er ist eine friedliche und tröstliche Erinnerungsstätte an den Kameraden. Dieser ist plötzlich wieder in unserer Mitte, weckt Erinnerungen an fröhliche, unbeschwerte Felstouren, reißt seinen für ihn typischen „Schmäh“, wir sehen ihn wieder elegant eine schwierige Kletterstelle meistern – er ist wieder lebendig unter uns! Der Bergsteigerfriedhof ist also nicht eine makabere Gedenkstätte aller Abgestürzten, sondern ein Ort, wo der Bergkamerad durch intensive Erinnerungen immer wieder lebendig wird.'
Der Bergfriedhof Johnsbach ist der größte seiner Art in Österreich und einer der größten der Welt. Auf ihm sind 83 Touristen begraben. 49 Gräber mit 59 Toten sind noch erhalten (Stand 2009). Daneben sind im Friedhofsbuch insgesamt 510 Bergopfer allein aus den Gesäusebergen verzeichnet, die seit 1810 hier tödlich verunglückt sind (Stand 2015). Glücklicherweise sind die tödlichen Unfälle in den letzten Jahren stark zurück gegangen, bzw. ausgeblieben, denn die Bedingungen und Voraussetzungen für Bergtouren haben sich durch Ausrüstung, Logistik und so weiter deutlich verbessert. Es bleibt zu hoffen, dass damit das Buch geschlossen bleiben kann.
Kirche und Bergsteigerfriedhof in Johnsbach / Gesäuse
Eindrücke aus den Gesäusebergen
An der Mödlinger Hütte
Das Sausen des Wassers der wilden Enss und derer Nebenflüsse verlieh dem Gesäuse seinen Namen
Der recht seltene Pantherspanner (Pseudopanthera macularia) ist leicht an seiner Färbung und Zeichnung zu erkennen.
Ein Bäckerbock (Monochamus galloprovincialis) auf Wanderschaft....
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