Die Burgruime Mühlstein (Milštejn) ist den meisten Wanderern, die im Lausitzer Gebirge unterwegs sind, wahrscheinlich bekannt. Sie liegt an einem Forstweg, der von Morgenthau (Rousinov) in Richtung Staudamm Hoffnung (Přehrada Naděje) das Gebirge quert. Die Feste wurde Mitte des 13. Jahrhunderts als Schutzburg für die Handelswege zwischen Böhmen und der Oberlausitz errichtet. Mitte des 16. Jahrhunderts verlor die Burg ihre Bedeutung und im dreißig jährigen Krieg wurde sie von den Schweden geschliffen. Danach diente sie noch als Quelle für günstige Beschaffung von Baumaterial. Von dem alten Gemäuer sind nur noch Reste zu sehen, aber das natürliche Felsentor ist bemerkenswert. Als Rastplatz ist das Gelände gut geeignet.
Eher unbekannt, weil auf den meisten Karten keine Wege dahin verzeichnet sind, ist der Weinkeller (Vinný sklep). Dabei handelt es sich um einen ziemlich unspektakulären Felsüberhang am Südwesthang des Hengstberges (Kobyla). Interessant soll der Fels im Winter sein, wenn sich in der Pseudohöhle Eiszapfen bilden. Selbst habe ich diese Gebilde noch nicht gesehen. Heute sorgte das Spiel der Sonnenstrahlen mit den Nebelbänken um den Weinkeller herum für eine besondere Stimmung.
Die meisten unserer Wanderungen bewegen sich auf Trassen, die in den üblichen Wanderkarten nicht eingezeichnet sind. Das macht die Touren interessant und manchmal auch abenteuerlich. Wie findet man diese Pfade ? Ein gutes Hilfsmittel ist die Website Mapy.cz oder ihr deutsches Pendant Tourmaps.cz. Auf einfachem Wege kann man die Karte auch über die Website geoportal erreichen. Begibt man sich aber abseits der markierten Wege, ist Ortskenntnis, eine gute Orientierung oder im Idealfall ein zuverlässiges GPS-Gerät erforderlich. Sonst kann man sich auch in einer vermeintlich bekannten Gegend schnell verirren.
Ausgangspunkt für die Tour war Groß-Mergthal (Mařenice), weiter über Hoffnung (Nadeje), Mühlstein, Weinkeller, Morgenthau, Glasertberg (Trávnický vrch), Knespelberg (Knespelův vrch) zurück nach Groß-Mergthal. Wieder einmal begegnen wir auf der Tour den Bunkeranlagen des tschechoslowakischen Walls. Wir haben uns an diese Zeugen der unseligen jüngeren Geschichte Europas gewöhnt. Zuweilen vermitteln die inmitten der Natur verrottenden Bunker eine friedliche Stimmung. Aber eigentlich mahnen sie zur Wachsamkeit, gerade heute wieder. Kriegsrhetorik ist wieder hoffähig und füllt die Gazetten.
Der Verteidigungswall ist nie zum Einsatz gekommen. Das erübrigte sich durch das Münchner Abkommen. Der Sprachgebrauch zu diesem Vertrag gemahnt uns zur allgemeinen Aufmerksamkeit gegenüber der politischen Rhetorik : Münchner Frieden, Münchner Diktat, Münchner Konferenz – unterschiedliche Begrifflichkeiten vermitteln divergentes politisches Verständnis, aber nur eines ist richtig. Es war ein schnöder Verrat an den Tschech(oslowak)en mit den bekannten Folgen, begangen durch die heutigen Bündnispartner Frankreich und England. Man achte also kritisch auf die Wortwahl in diesen angespannten Zeiten. 'Sapere aude' ist ein Motto auch dieser Naturwunderseiten, manchmal auch beim Wandern.
Der Hochwald
Der Rabenstein (Křížová věž) bei Hoffnung
Ruine Mühlstein
Weinkellerhöhle
Herbstwald
Aussicht auf die südlichenBerge des Lausitzer Gebirges und des Kleis (unten)
Zauberhafte Aussicht vom Knespelberg
Fachwerkhäuser in herrlicher Ortslage am Hang des Knespelberges
Herbstliche Abendstimmung um Groß-Mergthal
Sapere aude
Wie immer eine interessante Wanderung. Warum verwenden Sie aber immer nur die deutschen Bezeichnungen? Diese sind auf kaum einer Wanderkarte zu finden. (Auf tschechischen meines Wissens überhaupt nicht). Auch kennt sie kaum jemand der jüngeren Generation. Besser fände ich es, die tschechischen Namen zuerst und die ehemaligen deutschen in Klammern. Der Krieg ist 70 Jahre vorbei...Ich bin selbst sehr viel dort unterwegs. Immer wieder schön!
AntwortenLöschenZunächst einmal besten Dank für Ihr Interesse an diesem Blog. Schön auch, dass mal jemand diese Frage stellt. Ich kann sie ganz klar beantworten : ich habe mir noch nie Gedanken darüber gemacht. Wenn Sie diese Frage in Bezug zum letzten Weltkrieg stellen, stelle ich mir vor, dass Sie einen politischen Bezug vermuten. Das ist definitiv nicht so. Im Gegenteil. Wenn Sie meine Beiträge lesen, dann werden Sie wissen, dass ich eine sehr freundschaftliche Einstellung zu unseren tschechischen Nachbarn habe (spätestens seit dem Einmarsch 1968 und der damit verbundenen Wehrhaftigkeit des tschechischen Volkes, die ich hierzulande vermisse). Ferner ist mir jedwede Art nationalistischen Dünkeltums verhasst (insbesondere wieder dem heimischen, aus nachvollziehbaren Gründen).
LöschenNun zu meinem Motiv für die Gestaltung der Artikel. Zum einen bin ich in den Nachkriegsjahren groß geworden. In dieser Zeit war der Gebrauch der deutschen Ortsbezeichnungen noch üblich und bei der Elterngeneration sowieso bis zuletzt. Zum anderen verstehe ich meine Artikel ein klein wenig als kulturellen Beitrag. Als Leser des Blogs wissen Sie auch, dass ich, wo sich das anbietet und Material verfügbar ist, gerne Autoren aus früherer Zeit zitiere (z.B. Paudler, Kauschka oder andere). Die Sprache war Deutsch zu dieser Zeit. Das lässt sich nun mal nicht ändern. Ich sehe das unverkrampft und bin ohnehin der Meinung, dass es mehr darauf ankommt, welches Auftreten man in den Nachbarländern an den Tag legt. Für die Auffindung bestimmter Örtlichkeiten in den Nachbarländern ist es ohnehin egal, ob die deutsche Sprache oder die Landessprache in den Vordergrund gerückt wird, Hauptsache ist, es ist erkennbar.
Irgendwie verstehe ich Ihre Sorge, aber ich glaube, es gibt da bessere Adressaten. Wenn Beispielsweise auf Verkehrsleiteinrichtungen Reichenberg (Liberec) zu lesen ist, dann wird es offiziell und dann empfinde ich es als Frechheit und Arroganz sondersgleichen (siehe oben).
Im übrigen denke ich, sind wir uns über die herrliche Landschaft Nordböhmens einig. Vielleicht treffen wir uns mal. Ich bin dort häufig zu finden.
Björn Ehrlich