Nun ja, der ich regelmäßig in Nordböhmen unterwegs bin, sind mir natürlich die in fast allen größeren Orten vorhandenen mehr oder weniger opulenten Pestsäulen aufgefallen - ob nun in Bleiswedel, in Graber, in Gabel oder in Böhmisch Leipa. Und da ich mich für Geschichte interessiere, möchte ich gerne wissen, was es mit ihnen auf sich hat - und das weckt den Forscherdrang in mir. Ich fotografiere die Inschriften, versuche in alten Schriften etwas darüber in Erfahrung zu bringen und frage mich, was die oft an ihnen angebrachten Heiligenstatuen wohl zu bedeuten haben...
Nehmen wir z.B. die zugegebenermaßen etwas schlichte Pestsäule auf dem Marktplatz von Böhmisch Leipa am Fluß Polzen. Dieser Ort ist in vielerlei Hinsicht geschichtsträchtig, stammt doch von hier das ehemals mächtige Rittergeschlecht der Herren von Dub und Leipa, die auch etwas mit der Geschichte meiner Heimatstadt Zittau in der Oberlausitz zu tun haben. Und da sind wir schon bei der Pestsäule - auch Säule der heiligen Dreifaltigkeit genannt - denn sie wurde im Jahre 1681 von dem Zittauer Bildhauer Johann Christian Ulrich erschaffen...
Im Hochmittelalter und in der beginnenden Neuzeit waren Pestepedemien in Europa einschneidende Ereignisse, da man gegen sie wenig unternehmen konnte ("Geißel Gottes") und ihr außergewöhnlich viele Menschen innerhalb kürzester Zeit zum Opfer fielen, was bekanntlich zu einschneidenden gesellschaftlichen Verwerfungen geführt hat.
In der Leipaer Stadtchronik finden sich gleich mehrere Schilderungen von für die Stadt existentieller Pestepedemien. Eine der Schlimmsten traf die Stadt im Jahre 1680. Sie soll, wenn man den Aufzeichnungen glauben darf, weit über 500 Bewohnern der Stadt das Leben gekostet haben. Aber genauso schnell, wie sie ausbrach, war sie auch wieder verschwunden. Das veranlaßte den Rat und die Bürgerschaft zu deren Erinnerung und Mahnung auf dem Marktplatz ein Votivdenkmal zu errichten (was übrigens damals in katholischen Landstrichen allgemein üblich war).
Es besteht aus einer korinthischen Säule, auf der ein auf beiden Seiten gleichgestaltetes früher vergoldetes Bildnis der heiligen Dreifaltigkeit thront. Beim ersten hundertjährigen Jubiläum der Säulenaufrichtung erhielt sie dann die noch heutige sichtbare Ausprägung mit den Statuen der böhmischen Nationalheiligen Adalbert, Wenzel, Florian und natürlich - nicht zu vergessen - Johann von Nepomuk.
Unter dem "Mariahilf-Bildnis" auf der Ostseite kann man lesen:
"Der allerheiligsten Dreifaltigkeit zuvörderst zu Lob und Ehre, dann der heiligen Pestpatronen ist diese Ehren- und Gedächtnis-Säule aus gethanem Gelübde aufgerichtet, nachdem zuvor allhier Anno 1680 durch sieben Monate die leidige Contagion 520 Menschen weggeraffet".
"Der allerheiligsten Dreifaltigkeit zuvörderst zu Lob und Ehre, dann der heiligen Pestpatronen ist diese Ehren- und Gedächtnis-Säule aus gethanem Gelübde aufgerichtet, nachdem zuvor allhier Anno 1680 durch sieben Monate die leidige Contagion 520 Menschen weggeraffet".
Nach der Erneuerung wurde sie durch die Inschrift
"VerneVert - zVr hVnDertJäriIgen - geDäChtnVs - aLLhIsI - ger - StaDt - LeIppa"
ergänzt.
Außerdem finden sich die lateinischen Inschriften
"Islo - anno - Lippe - per Menses - bIs - ter et Vno - aD - qVIngentenes - sVstVLIt - atra - LVes"
"Tandem pestifero cessante ferire flagello has Superis grates Lippa bohema refert"
deren Sinn und Bedeutung sich mir aber aufgrund kaum entschuldbarer größerer Wissenslücken in Latein nicht so richtig erschließt.
Außerdem finden sich die lateinischen Inschriften
"Islo - anno - Lippe - per Menses - bIs - ter et Vno - aD - qVIngentenes - sVstVLIt - atra - LVes"
"Tandem pestifero cessante ferire flagello has Superis grates Lippa bohema refert"
deren Sinn und Bedeutung sich mir aber aufgrund kaum entschuldbarer größerer Wissenslücken in Latein nicht so richtig erschließt.
Bis zu dem Jahr, als die deutschsprachige Bevölkerung aus der Stadt vertrieben wurde, feierte man jeden 20. November am Tag "Maria Opferung" ein Fest, welches mit einem Hochamt in der Frauenkirche begann und mit einem Prozessionszug zur Pestsäule endete.
In früheren Zeiten wurde außerdem jedes Mal eine Gelöbnisformel verlesen, die erstmalig von einem Stadtschreiber mit Namen Flickschuh formuliert und am 29. November 1680 vorgetragen wurde:
"Wir geloben auf dem allhießigen Platze eine steinerne Säule verfertigen lassen zu wollen. Wie auch daß wir den Tag Mariä Opferung feierlich begehen, damit durch Fürbitte der gebenedeiten Jungfrau, der heiligen Sebastiani, Rochi und Rosalia der höchst erzürnte Gott seine über uns gerechtest ergehende Strafen der erschrecklichsten Pestilenzplagen wiederum von uns gnädiglich abwenden, und uns vorige reine und gesunde Luft und Gesundheit verleihen wolle. So verhelfe uns die allerheiligste unzertheilte Dreifaltigkeit. Gott Vater, Sohn und heiliger Geist. Amen."
Und es scheint geholfen zu haben. Denn die Pest ließ sich seitdem nicht mehr in der Stadt blicken...
Ja, mein Lieber, mit dem Lateinisch, das ist doch ganz einfach. Auf Deutsch heißt es
AntwortenLöschen"Isle - Jahr - Lippe - pro Monat - zweimal - drei in einem - zu - qVIngentenes - sVstVLIt - schwarz - Lves"
"Endlich schelmisch, wenn sie von der Geißel getroffen hat über dank Lippa Bohema berichtet"
Björn
Ja, lieber Björn, Google Translator kann ich auch bedienen - aber kann man den Satz mal in sinnvolles Deutsch transferieren?
Löschen... schon mal rückwärts probiert?
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