Die Wetter- und Bodenverhältnisse Anfang März sind weder Fisch
noch Fleisch; nach der Frostperiode sind die Wege aufgeweicht und
an
Grünem mangelt es noch in der Landschaft. Der Umstand, dass die
Bäume noch kein Blätterdach tragen, kann aber durchaus vorteilhaft
sein, so dass man bei der einen oder anderen Aussicht noch einen
guten Durchblick erhält. Eine Wanderung, bei der man sich das zu
Nutzen machen kann, führt uns zu den Bürgsteiner (Sloupské
skály) und Schwoykaer Felsen (Svojkovské
skály), welche uns durchaus gut bekannt sind
(siehe
auch hier
und hier),
aber uns immer noch neue Pfade und interessante Details finden
lässt.
Wir gehen es gemütlich an und durchwandern zunächst von Bürgstein
aus den
Zigeunergrund (Cikánský
důl) mit seinen Höhlen, aus denen im 18.
Jahrhundert Schleifsand gewonnen wurde. Dann erst geht es hinauf
auf
das Sandsteinplateau. Dabei ist es unser Ziel, alle
Aussichtspunkte
heimzusuchen, die das kleine Gebirgsmassiv zwischen Bürgstein
(Sloup), Sohr (Záhořín) und Schwoyka (Svojkov) im Angebot hat. Man
kann es vorweg sagen, dieses Vorhaben geht aufgrund der steilen
Auf-
und Abstiege ganz schön in die Beine, auch wenn der Parcours nicht
so lang ist. Für unkundige Wanderfreunde sind auch Abstecher in
den
Betgraben (Modlivý důl) und zur Samuelshöhle (Samuelova
jeskyně) eingeplant. Zu den besonders schönen
Abschnitten dieser Wanderung zählen wir die Felsschlucht durch den
Buchengrund (Bukový důl),
den aussichtsreichen Fußpfad über den Felsenkamm bei Schwoyka, den
Zaukengrund (Konvalinkový
důl) und das Fuchsloch (Liščí díra) am Ende
einer Felszunge, den Grafensteig (Hraběcí stezka) und natürlich,
nicht zu vergessen, den Gipfel des Slabitschken (Slavíček)
mit seinem monströsen, feingegliederten Basaltgang, der die
Oberfläche am Gipfel des Berges durchstößt. Als wäre das nicht
schon genug Anlass zur Freude, wird uns der Aufenthalt an seinem
Gipfel noch durch herrlichsten Sonnenschein verschönt.Leider nur
kurz.
Am Nordhang des Slabitschken verweist ein dezenter Hinweis am
Wege
auf die Weiße Frau (Bílá
paní), eine am Steilhang aufrecht stehende,
schlanke
solitäre Basaltnadel, die eine Höhe von ca. 15 Metern erreicht.
Bei
all den großartigen Felsen, die wir heute gesehen haben hat keiner
diese Eleganz und diese ästhetische Figürlichkeit - ein wahrliches
Kleinod in den Wäldern zwischen Slabitschken und Schieferberg
(Šišák).
Die filigrane Felsenwelt um Bürgstein ist schon lange ein
begehrter Ort für Ausflügler, Kletterer Feriengäste und andere
Berufsgruppen. Wie wir schon in einer unserer letzten
Schilderungen
zu berichten wussten, gehörte diese Gegend im Deutschen Krieg 1866
zum Durchzugsgebiet der Preußen, die durchaus ihren Gefallen an
den
Reizen der Gegend fanden. Der Chronist weiß folgendes zu
berichten:
‚Dies
[der Anmarsch des rheinischen
Ulanen Regiments] veranlasste mehrere hiesige Bewohner
aus
Neugierde den Slawitschek zu besteigen, um die Bewegungen des
Feindes
zu beobachten. Zu ihrer größten Verwunderung fanden sie auf
ihrem
Wege dahin das ganze Schwojkaer Gebirge mit Menschen angefüllt,
welche sich aus den Orten Bürgstein, Rodowitz und Maxdorf zu Fuß
und Pferde hierher geflüchtet hatten und in ihrer Angst
schauderhafte Dinge von den Preußen erzählten. Die
Grundlosigkeit
ihrer Angst bald erkennend, kehrten sie meist noch an demselben
Tage
wieder heim. …
Das rühmlich bekannte Gasthaus zu Schwojka erhielt während
der Rückmärsche zahlreichen Besuch von den preußischen Truppen,
besonders an Sonntagen. Am 19. August, dem Haidaer
Kirchweihfeste,
wurde hier seit dem 10. Juni wieder die erste Tanzmusik
abgehalten,
welcher an 20 preußische Offiziere beiwohnten. Den stärksten
Besuch
hatte das Gasthaus am 26. August, an welchem es in Folge der
Ungezogenheit eines preußischen Soldaten gegenüber seiner
Tänzerin
leicht zu einem Excesse hätte kommen können, wenn sich nicht
Offiziere in‘s Mittel gelegt hätten. Auch das Schwojkaer Gebirge
und der romantische Betgraben war das häufige Ziel der Ausflüge
der
Preußen, entzückt rief da so ein Mancher: „Juter Gott, das
möchte
bei Berlin oder Stettin sein!“‘ (A. Jahnel, Chronik der
preußischen Invasion des nördlichen Böhmens im Jahre 1866)
Das erwähnte Gasthaus am Eingang des Betgrabens wurde 2001
restauriert und neu eröffnet. Seit langem scheint aber wieder Ruhe
eingezogen zu sein. Wir standen in den letzten Jahren leider immer
vor verschlossenen Türen, meist in durstiger Not.
Umfangreiche Informationen zu den Bürgsteiner und Schwoykaer Bergen gibt es natürlich hier oder hier. Von da verlinkt es sich scheinbar endlos weiter.
Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.
Im Zigeunergrund
Aussicht Bärenblick
Felsen im Buchengrund
Kapelle im Betgraben
Aussicht am 'Matterhorn'
Aussichten vom Grat über die Schwoykaer Felsen
An der Nordseite des Eibenberges besteht eines schöne Aussicht zum Jeschkenkamm und zum Ortel
Der mächtige Basaltgang am Gipfel des Slabitschken
Obwohl heute ganz in bemoostem Grün: das ist die Weiße Frau
Felsen am Zaukengrund und Aussicht vom Fuchsloch
Die bekannte Ansicht des Einsiedlersteins in Bürgstein
Schloss Bürgstein und Kirche der hl. Katharina vor der
Kulisse des Lausitzer Gebirges mit dem dominanten Kleis
In der Samuelhöhle frönte von 1718 bis 1735 ein gewisser Samuel Görner dem Einsiedlerleben.
Ich bin schon viel in dieser Gegend "rumgestrolcht" jetzt bewandere ich sie auch als normaler Rentner. 1968 war ich zum 1. Mal mit dem Rennrad am Einsiedlerstein. Nach der Wende mit vielen Freunden und Ver- bzw. Bekannten in dieser Gegend ... aber noch niemals bei der weißen Frau !!! Also danke für den Tip und die Karte. Das muss ich irgendwann in diesem Jahr noch nachholen !
AntwortenLöschenNichts für ungut. Ich bin mir völlig im Klaren darüber, dass wir unseren Wäldern und Bergen ihre letzten Gemheimnisse nicht abringen werden.
AntwortenLöschenB.E.