Ein Gastbeitrag von Rainer Gründel, Zittau-Olbersdorf
Der Warnsdorfer Spitzberg (Spicak, 545 Meter) von der Burgsbergwarte aus gesehen
Angeregt
durch diese alte Postkarte aus der Nachbarschaft entstand bei mir die
Frage, was von dem früheren Ausflugsziel auf dem Warnsdorfer Spitzberg
heute noch übrig geblieben ist.
Der Spitzberg liegt ganz in der Nähe der deutsch-tschechischen Grenze. Das Foto mit eingezeichnetem Grenzverlauf stammt aus einer Ausstellung auf der Burgsbergwarte in Warnsdorf.
Ausgangspunkt
für die Erkundung war die Hajenska-Straße. Am Ende dieses schmalen
Fahrweges gibt es einen kleinen Parkplatz. Zu meiner Überraschung befand
sich dort eine Infotafel in tschechischer und deutscher Sprache.
Der Text auf der Tafel:
Eine schöne Aussicht bot schon früher von diesem Berg eine Holzgalerie
des Bergvereines. Einen richtigen Aussichtsturm hat aber erst der
betriebsame Gastwirt Franz Kühnel gebaut. Er bekam von dem Fürsten zu
Lichtenstein, dem Grundbesitzer, eine Bewilligung zum Bau einer
Ausflugsgaststätte zusammen mit weiteren Objekten, einer großen Veranda
und einem 14 Meter hohen Aussichtsturm. Alle Objekte konnte man bis
Sommer 1898 fertigstellen und Anfang Juli dieses Jahres eröffnen. Um
Besucher hatte der Gastwirt keine Not, denn die schöne Aussicht, die an
Tagen mit heiterem Himmel bis zum Riesengebirge reichte, lockte die
Einwohner aus der Stadt oft zu Ausflügen.
Fatal für diese Objekte auf dem Spitzberg war die Nacht von 26. auf den 27.11.1905.
Während dieser Nacht ist das Gasthaus zusammen mit dem Aussichtsturm
ganz niedergebrannt. Der Gastwirt hat zwar gleich das nächste Jahr auf
dem Gipfel ein neues Gasthaus aufgebaut, diesmal ohne Turm, aber auch
dieses Gasthaus brannte in der Kriegszeit 1915 nieder.
Erst
1930 wurde auf dem Gipfel eine kleine Baude mit Sommerausschank
aufgebaut. Der neue Inhaber, Herr Josef Grünwald, hat einen
turmähnlichen verglasten Anbau machen lassen, der als Gasthaus und
Aussichtsturm gleichzeitig diente. Der Betrieb dieses dritten Gasthauses
fing zu Weihnachten 1933 an. Das Gasthaus hat zwar das Kriegsgeschehen
überstanden, aber statt der Touristen kamen hierher nach dem Krieg
Soldaten. Einige Jahre danach brannte es endgültig nieder.
Wählt
man den rechten von den vier dort abgehenden Wegen, so kann man diesem
zirka einen Kilometer immer geradeaus folgen. Die folgende steile Kurve
führt um den felsigen Vorgipfel herum.
Der Spitzberg besteht aus Phonolih, der durch eine ältere Basaltschicht durchgebrochen ist.
Auf dem Gipfel: Die Ruine der Spitzberg-Baude
Ein Stück vom Kellergemäuer
Nur
diese kläglichen Reste sind geblieben. Bis in die 1950-er Jahre diente
die ehemalige Gaststätte noch als Unterkunft für Grenzer, danach brannte
sie völlig aus.
Der Felsgipfel neben den Mauerresten.
Von hier hat man bei gutem Wetter eine weite Aussicht.
Der Tannenberg (Jedlova, 774 Meter)
Der Tollenstein (Tolstejn, 670 Meter)
Über dem Felsrücken ist der Burgsberg (Hradek, 467 Meter) zu erkennen.
Die Kirche von Schönborn (Studanka)
Abstieg über den steilen Pfad auf der Gegenseite.
M + M : Auf ewig ?
Nach der Felswand führt der Weg zum Waldrand und von dort zurück zum Ausgangspunkt.
Nach dem Ausflug suchte ich noch weitere Bilder von den Bauden auf dem Warnsdorfer Spitzberg.
Hier sind 8 alte Ansichten:
Postkarte von 1904 mit Orientierung
Im Frühjahr 2016 schrieb die Sächsische Zeitung:
„Varnsdorfer Spitzberg bekommt wieder einen Turm“. Der Stadtrat von Varnsdorf hatte sich für diesen Vorschlag entschieden. Damals bestand die Hoffnung, dass der neue Turm bereits 2017 fertig ist.
Mittlerweile ist es ruhig geworden um dieses ehrgeizige Projekt.
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