Sonntag, 19. April 2020

Durch das Oberland (Südliche Oberlausitz)

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz

Zunächst einmal wieder etwas Grundsätzliches. Ich verstehe die Leute nicht, die alle schon Ihr Abonnement der Sächsischen Zeitung beendet haben. Dabei vermeldet dieses Blatt so außergewöhnlich wichtige Informationen, wie diese am 04/05. April im Jahre der Seuche:
Dürfen sich die Sachsen nur in ihrer Gemeinde aufhalten?
Der Pirnaer Landrat Michael Geisler (CDU) sagt, jeder dürfe sich in den Grenzen seiner Wohngemeinde bewegen, um mal an die frische Luft zu gehen. „Die Pirnaer können in Pirna unterwegs sein, die Freitaler in Freital, die Struppener in Struppen, aber nicht in der jeweils anderen Gemeinde“. Diese Auffassung ist in ihrer Absolutheit wohl nicht korrekt. Der Wortlaut der Verordnung spricht von dem „Umfeld“, kommunale Grenzen spielen in der Verordnung keine Rolle. Der Sprecher der Polizeiabteilung im Innenministerium sagt ebenfalls, dass die Bestimmungen nicht auf Landkreis- oder Stadtgrenzen bezogen sind. Das Sozialministerium teilt mit: „Wander- und Kletterausflüge im eigenen Landkreis sind als Sport und Bewegung im Freien durch die Sächsische Corona-Schutz-Verordnung nicht verboten“. Im Falle „infektionsschutzrechtlicher Besonderheiten“ könne die örtlich zuständige Polizeibehörde strengere Regelungen erlassen, dies jedoch nicht generell, sondern im Einzelfall. Vonseiten der Regierung gebe es keine Regelung betreffend die Gemeindegrenzen, so wie sie der Landrat praktiziert“.

Ein Landrat, der so provokant gegen die Vorgaben der Landesregierung verstößt, wäre in meinen Augen abzusetzen, aber das müssen die Bürger im Landkreis Pirna selbst organisieren. Wir gehen einstweilen erst einmal auf die Pirsch und zwar heute ins Oberland. Wie die meisten unserer letzten Wanderungen bietet diese Tour herrliche Aussichten in das Hügelland der Oberlausitz. Von Hainewalde aus wandern wir über Wiesen und Felder hinüber zu den Spitzkunnersdorfer Fluren, dort in der Ortslage hinauf gen Leutersdorf. Am Wege liegen die Flächennaturdenkmale Schwarzer Teich und der sogenannte Richterbruch, gelegen an der Böhmischen Enklave Niederleutersdorf. In dem ehemaligen Steinbruch wurde früher Phonolith abgebaut, wobei die Bergkuppe des Richterberges abgetragen wurde. Heute finden sich in der Sohle des Steinbruchs zwei kleinere Teiche und jetzt im Frühjahr bringen die ersten Frühblüher Farbe ins Gelände. Aus einem der beiden Teiche ragt, etwas von Gebüsch verborgen, ein seltsam aufrecht stehender, schmaler Fels aus dem Wasser.

Vom Rand des Steinbruchs zeigt sich nun südlich das eigentliche Zielt unserer Tour, der Große Stein.

Als weithin sichtbare Landmarke steigt der Große Stein auf seiner Westseite am steilsten an. Von Norden her gesehen hat er die Form eines senkrecht abstürzenden zweigeteilten Felsgrates mit einer Scharte. Die Silhouette des kleineren und niedrigeren Höckers ähnelt dem Gesichtsprofil Goethes, weshalb sich die Bezeichnung Goethekopf für den ganzen Berg eingebürgert hat. Der Name Cunnersdorfer Spitzberg (Flur 1836) bezieht sich nur auf den Westteil der Erhebung. Von Spitzkunnersdorf her wirkt der Berg als Doppelgipfel so eindrucksvoll, dass der Ort diese Form in seinem Gemeindesiegel festhält [nach Eingemeindung wohl nicht mehr gebräuchlich]. … Die höchste Klippe des Berges gewährt eine eindrucksvolle Übersicht über den Formenreichtum des Lausitzer Berglandes und der angrenzenden ČSSR und zwar anschaulicher und plastischer als von einem der höheren Berge weiter südlich. Über zahllose eruptive Kegel, gerundete Kuppen, Rücken und tafelförmige Berge gleitet der Blick bis zu den horst- und schildförmigen Erhebungen aus Granodiorit im Norden und Isergebirgsgneis im Osten sowie zur Quarzspitze des Ještěd (Jeschken) im Südosten und der von vulkanischen Kuppen durchbrochenen Sandsteinbank des Zittauer Gebirges.“ (Werte unserer Heimat Band 16)

Nach ausgiebiger Rast auf dem Großen Stein setzen wir unsere Wanderung fort weiter nach Süden, den Warnsdorfer Spitzberg vor Augen. Dieses lohnende Ziel aufzusuchen verbietet derzeit die demokratische Einschränkung der bürgerlichen Freiheiten, so dass wir unsere Schritte zum Forstenberg, wieder auf Spitzkunnersdorfer Flur, lenken. Wir lernen, dass es hier nicht nur den Quarzitfelsen Weißer Stein gibt, an dem sich früher der Räuberhauptmann Karaseck verborgen gehalten haben soll, sondern auch den Schwarzen Stein, ein mächtiger Phonolithfelsen auf der Westseite des Berges. Zwischen Spitzkunnersdorf und Hainewalde erstreckt sich ein größeres Waldgebiet, aus dem sich jener Forstenberg und der Lindeberg erheben. Dann senkt sich das Gelände abrupt hin ab nach Hainewalde. Von der Waldgrenze des Lindeberges eröffnet sich eine der schönsten Aussichten der Oberlausitz, nämlich über das Hainewalder Tal. Die Höhen des Isergebirges im Osten und des Zittauer Gebirges im Süden und Westen ragen über der welligen Landschaft empor, dazwischen noch eingebettet der etwas tiefer liegende Wiedeberg und jenseits des Tales der Breiteberg. Für eine letzte Pause haben wir noch ein leckeres Corona-Bier im Rucksack und lassen uns dieses nun schmecken.

Den Abgang nach Hainewalde vollziehen wir über den flachen Gipfel des Wiedeberges, um die Landschaft auch einmal aus dieser Perspektive gesehen zu haben.


Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.


Hehe! Wo wollt Ihr denn hin? Es herrscht Ausgangssperre!


Wir wollen nach Spitzkunnersdorf










Der Schwarze Teich



 Im Richterbruch









Der Große Stein und Umgebung












Der Schwarze Stein am Forstenberg


Hier ist kein Freibad sondern die Schanze am Forstenberg (eine bemerkenswerte Anlage)





Am Lindeberg






Manno! Es ist immer noch Ausgangssperre!


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