Dienstag, 26. Mai 2020

Der Rhododendronpark auf dem Hutberg Kamenz

Ein Gastbeitrag von Rainer Gründel, Zittau-Olbersdorf

Im Rhododendronpark 


Übersichtskarte am Eingang

Der Text auf der Infotafel:


Der Hutberg ist ein Wahrzeichen der Stadt Kamenz. Er ist der nördliche Ausläufer des Nordwestlausitzer Hügellandes und hat eine Höhe von ca. 294 m über N.N. Die oberen Gesteinsschichten bestehen aus Grauwacke. Er war früher eine bewaldete Erhebung, die im Laufe der Jahrhunderte gerodet und als Acker- und Weideland genutzt wurde. Die ursprüngliche Gestaltung des oberen Teiles der städtischen Parkanlage ist dem Kamenzer Gärtner und Baumschulbesitzer Wilhelm Weiße (1846 - 1916), Königlich Sächsischer Hoflieferant, Ehrenbürger der Stadt Kamenz, zu verdanken. Dieser begann ab ca. 1890 mit der Bepflanzung des Berges. Seine Zielstellung galt wissenschaftlichen Zwecken, insbesondere Akklimatisierungsversuchen seiner zahlreichen Züchtungs- und Veredelungsarbeiten verschiedener Nadel- und Laubgehölze. Gleichzeitig schuf er ein attraktives Ausflugsziel für die Kamenzer Bürger und Gäste. Sein Werk wurde seit 1912 durch den Oberstadtgartenmeister Ernst Hilscher (1879 - 1949) fortgesetzt, der den unteren Teil der Anlage gestaltete. Im heutigen Rhododendronpark sind über 160 verschiedene Gehölzarten vorhanden.

Informationen über Wilhelm Weiße finden Sie ganz am Ende dieses Beitrages.







































Text auf einer Tafel in der Parkanlage:
„Öffne Auge und Herz und vernimm dankbar die gewaltige Sprache, die Natur und Pflanzenleben zu Dir redet." 

Wilhelm Weiße (Schöpfer der Kamenzer Hutberg-AnIage) 

Wilhelm Weiße wurde am 25. August 1846 in der Weststraße 3 in Kamenz geboren. Nach dem Besuch der Bürgerschule erlernte er aus großer Liebe zur Natur die „Gartenkunst". 1873 gründete er an der heutigen Poststraße (damals Königsstraße) seine Kunst- und Handelsgärtnerei. Diese diente ihm als Arbeits- und Experimentiergelände, um das Entwicklungsverhalten fremdländischer Gehölze, besonders Koniferen unter unseren klimatischen Bedingungen zu beobachten. 

Durch seine Forschungs-, Züchtungs- und Veredlungstätigkeit erwarb sich Weiße einen wissenschaftlichen Ruf über Sachsens Grenzen hinaus. Für seine züchterischen Erfolge wurde Wilhelm Weiße mehrfach ausgezeichnet. So erhielt er unter anderem 1899 die Große Goldmedaille der Internationalen Gartenbauausstellung in Sankt Petersburg, 1907 folgte eine Medaille auf der 3. Internationalen Gartenbauausstellung in Dresden, sowie die Ernennung zum „Königlich-Sächsischen Hoflieferanten". Die Reste seiner Baumschule können heute im Wilhelm-Weiße-Garten, in dem sich auch sein ehemaliges Wohnhaus befindet, und im Volkspark an der Poststraße besichtigt werden. Die meisten Kamenzer Parkanlagen gehen auf das Wirken von Wilhelm Weiße zurück. 

So auch die Hutberganlage. 1893 erwirbt Weiße ein Stück Land auf dem Hutberg um seine Versuche fortzusetzen. Durch den Briefwechsel mit Gärtnern aus vielen Ländern ließ er sich Samen verschiedener Nadelgehölze schicken, zog Jungpflanzen heran und gewöhnte sie am Osthang des Hutberges an unsere klimatischen Verhältnisse. So gelangten aus Nordamerika auch Samen der bläulichen Picea pungens (Stechfichte) nach Kamenz. Durch intensive Zuchtarbeit erzielte Weise daraus Pflanzen mit einer besonders schönen Blaufärbung, noch heute im ersten „Blauen Wald“ Deutschlands hier auf dem Hutberg zu sehen. 

In einem Brief an den Stadtrat schrieb Weiße: 

„Ich möchte, um unserem schönsten Stück Erde, dem Hutberg, einen Schmuck hinzuzufügen, dass bezüglich der landschaftlichen Szenerie und Fernsicht ein harmonisches Gebilde erwächst, welches meinen geehrten Mitbürgern und auswärtigen Naturfreunden eine Anregung zum Mehrbesuch des Berges werden möchte." In diesem Sinne setzte sich Weiße Zeit seines Lebens für die Bepflanzung des Hutberges mit fremdländischen Gehölzen (besonders Koniferen und Rhododendren) ein. Für seine Verdienste wird er 1902 zum Ehrenbürger der Stadt Kamenz ernannt. 1912 findet er in Ernst Hascher einen Mitarbeiter und späteren Nachfolger, der sein Werk würdig fortsetzte. Nach seinem Tod am 09. Juli 1916 hinterlässt Weiße alle Ansprüche an dem Pflanzenmaterial auf dem Hutberg der Stadt Kamenz. 

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