Ein Gastbeitrag von Rainer Gründel, Zittau-Olbersdorf
Das Schild verspricht:
Das ganze Jahr über zugänglich
- Nur 20 Minuten zu Fuß
- Nur 1200 Meter
- Nur 1830 Schritte
Der Ziegelsteinaufbau ist achteckig.
Die obere Aussichtsplattform ist 21 Meter hoch.
Eine umfassende Rekonstruktion fand 2012 - 2014 statt.
Blick zum Kiosk vor dem Turm.
Hier kann es bei mehreren Besuchern ganz schnell eng werden!
Zur Freude der Fotografen sind mehrere Fensterflügel geöffnet.
So sind nicht nur gute Sicht, sondern auch Fotos ohne Reflexionen gewährleistet.
Der Jeschken (Jested, 1012 Meter)
Ganz unten der Viadukt in Morchenstern (Smrzovka)
Die Staumauer vorn hat eine Dammhöhe von 68 Metern.
Durch
das Anbringen eines erklärenden Kommentars sowohl in tschechischer wie
auch in deutscher Sprache (siehe Anhang 2) erhält das Eiserne Kreuz aus
Granit eine zeitgemäße Funktion der Mahnung.
Die Stephanshöhe ist nicht nur wegen der weiten Aussicht vom Turm,
sondern auch als Zeuge der Zeitgeschichte sehr empfehlenswert.
Anhang 1: Aussichtsturm Stepanka 958 m ü.d.M.
Die Stepanka (Stephansturm) ist der älteste Aussichtsturm im Isergebirge. Den Bau begann Fürst Camil Rohan im Jahr 1847. Zu der Zeit erfolgte der Bau der kaiserlichen Riesengebirgsstraße aus Liberec über Tanvald, Prichovice, Vysoke und Jilemnice bis nach Trutnov. Sein Schirmherr war Erzherzog Stephan, der am 17. Juni 1847 die hiesige Gegend besuchte, um sich persönlich zu überzeugen, wie der Straßenbau vorangeht. Bei diesem Besuch bestieg er den Berg Hvezda (Buchstein oder auch Pocherstein genannt).
Fürst Rohan wollte dem Erzherzog einen Gefallen tun und benannte nach ihm die Anhöhe Stephanshöhe und entschied, dass er auf dem Gipfel zu Ehren dieses seltenen Besuches einen Aussichtsturm errichten lässt.
Schon wenige Wochen nach dem Besuch des Erzherzogs, am 27. Juli 1847, wurde der Grundstein gelegt.
Der Aufbau selbst ging jedoch nicht so schnell vorwärts. Zuerst wurde die Grundfläche des Turmes mit dem Eingang errichtet und nach einer kurzen Zeit, als der Turm ca. 6 m hoch war, wurden die Bauarbeiten eingestellt.
Eine historische Möglichkeit der Einstellung des Turmbaues ist, dass derjenige, dem er gewidmet wurde, die Gunst des Wiener Hofes verlor. Erzherzog Stephan vorwaltete die Tschechischen Länder in den Jahren 1844 bis 1847, danach wurde er als Staathalter nach Ungarn versetzt. Das Revolutionsjahr 1848 hat allerdings auch Ungarn betroffen. Erzherzog Stephan hat sich zwar nicht der Seite der Revolution angeschlossen, nur war er in der Zeit nach der Revolution mit Kanzler Metternich nicht einverstanden und dadurch hat er sich dem Hof missliebig gemacht. Im Gegenteil hat Fürst Rohan, der den Bau aufgenommen hatte, die Möglichkeit der Verstärkung seines Einflusses in Wien dadurch geahnt, dass er die Arbeiten einstellte.
Die zweite, oft angeführte Möglichkeit der Einstellung des Aufbaues, befindet sich eher in der Ebene von Legenden. Es wird erzählt, dass Fürst Rohan die Bauarbeiten wegen einer Zigeunerin - Wahrsagerin - beendet hat. Sie sagte ihm vorher, dass er im gleichen Jahr stirbt, in dem der Aussichtsturm vollendet wird. Ob so oder so, das traurige Torso stand über Prichovice ganze lange 40 Jahre. Der hiesige Gebirgsverein verwaltete den Rohbau und die Wanderer kamen, um hier den Sonnenaufgang und -untergang zu beobachten.
Zur Vollendung des Baues hat auch die Spannung zwischen der deutschen und tschechischen Bevölkerung beigetragen. In der Zeit, als die Atmosphäre des Zusammenlebens ziemlich explosiv war, haben sich drei Geschwister Svarovsky aus Popelnice bei Tanvald mit zwei Freunden betrunken und als das Ziel ihrer Säufer-Nachtexpedition haben sie den nicht fertiggebauten Aussichtsturm gewählt. Sie stürzten die lockeren Steine aus der Wand und äußerten sich abgeschmackt zu einer sechsköpfigen Gruppe von Deutschen, die her kamen, um den Sonnenaufgang zu beobachten. Sie spuckten auf sie, schwenkten mit vollen Schnapsflaschen und sangen wild. Die weggehenden Deutschen hörten plötzlich ein Gerumpel und Getöse und sahen, dass unter den Aussichtsturmtrümmern zwei Körper liegen. Der dritte Junge
hat sich noch an dem Mauerwerk festgehalten. Ein Teil des Turmes mit dem schweren Treppenhaus war eingestürzt. Die herbeigerufene Hilfe hat unter den Trümmern den bereits toten siebenundzwanzigjährigen Josef Sida gefunden.
Fürst Rohan, der sich nach vierzig Jahren an das Geschlechtsvormögen erinnerte und einen Ersatz von 278 Goldenen verlangte, wurde dann durch die Jury an das Zivilgericht verwiesen.
Im Jahr 1888 übernahm der Gebirgsverein den Bau für 400 Goldene vom Fürsten Rohan und 4 Jahre später wurde der schöne, schlanke, 24 m hohe Aussichtsturm fertiggebaut und am 14. August 1892 der Öffentlichkeit übergeben. Sagen sollten wir auch, dass Fürst Rohan tatsächlich einige Monate nach Fertigstellung des Turmes gestorben ist.
Anhang 2: Steinkreuz
Das steinerne Kreuz, das auf der erhöhten Stelle unter dem Aussichtsturm Stepanka steht, war die Dominante der ehrfurchtsvollen Stelle, die im Jahre 1944 entstand. Hierher kamen die Verwandten von hiesigen Deutschen, die in den Kämpfen des 2. Weltkrieges gefallen sind und ihre sterblichen Überreste irgendwo im Ausland blieben.
Auf der Anlage unter dem Kreuz wurden im Kreis Steine verteilt, auf welchen Schilder mit Namen der Gemeinden und Städte aus der Umgebung waren. Der innere Kreis vor den Steinen wurde mit Blumen bepflanzt. Zu diesen Steinen wurden Attrappen der Helme mit Namen der Gefallenen und die Erde von den Kampfplätzen gelegt. Die Hinterbliebenen und nahen Verwandten brachten Blumen hierher.
Die Legenden darüber, dass das Kreuz hier schon vor dem 2. Weltkrieg stand und dass hier die Ordner die deutsche Jugend in der Ideologie der Rassenüberordnung erzogen haben, sind unbegründet und es handelt sich nur um die Vermutungen einiger Personen.
Im Mai 1945 wurde das Kreuz aus begreiflichen Gründen niedergerissen und die ehrfurchtsvolle Stelle ist mit der Zeit langsam verwachsen. Im Jahre 2011 wurde das Kreuz durch die Mitglieder des Bundes Jizeran wiederhergestellt und auch seine Umgebung wird nach und nach verbessert.
Text auf der Tafel neben dem Steinkreuz (Grobe Fehler korrigiert)
Eisernes Kreuz beim Aussichtsturm Stephanshöhe
Die Geschichte dieses Ehrenzeichens reicht bis ins Jahr 1813, wo es vom preußischen König Friedrich Wilhelm III. gestiftet wurde. Es wurde für die Tapferkeit vor dem Feind verliehen, und zwar nur in den Zeiten des Kriegszustands, d. h. in den Jahren 1813-1815 (die sogenannten Befreiungskriege gegen Napoleon), 1870-1871 (deutsch-französischer Krieg), 1914-1918 (l. Weltkrieg) und 1939-1945 (II. Weltkrieg). Es wurde in zwei Klassen verliehen, daran knüpfte das Großkreuz des Eisernen Kreuzes an (in den Jahren 1813-1945 erlangten es nur 18 Persönlichkeiten). Im II. Weltkrieg bekam es eine Fortsetzung in Form des Eichenlaubs, der Schwerter und Brillanten zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes (in den Jahren 1939-1945 wurde es 8 397 mal verliehen). Eine außergewöhnliche Verehrung genoss der Pilot des Sturzkampfflugzeugs Junkers Ju 87G, Hans U. Rudel, der als einziger Soldat der Wehrmacht das Goldene Eichenlaub mit Schwertern und Brillanten zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes erhielt (Dezember 1944). Nach dem Fall des Dritten Reiches ist das Eiserne Kreuz als Ehrenzeichen erloschen, der Antrag auf seine Erneuerung in 2007 wurde vom Bundestag abgelehnt. Ein stilisiertes Eisernes Kreuz wird seit 1956 als eigenes Zeichen von der Bundeswehr genutzt.
Das Eiserne Kreuz aus Granit, das im Mai 1944 bei dem Aussichtsturm Stepanka (Stephanshöhe) von hiesigen Deutschen aufgestellt worden ist, wurde von dem Vorbild des Eisernen Kreuzes 1939 abgeleitet, d.h. es trug im Mittelbereich das Hakenkreuz - das Zeichen der NSDAP und späteres Hoheitszeichen des Dritten Reiches. Es wurde zur Erinnerung an die gefallenen Angehörigen der Wehrmacht und Waffen-SS aus Korenov (Bad Wurzelsdorf) und aus den Umgebungsstädten und Dörfern aufgestellt, wobei jeder dieser konkreten Orte symbolisch mit einem Stein vertreten wurde. Auf diese Weise entstand ein steinerner Ring, den das Eiserne Kreuz aus Granit dominierte, und wo bis zum Jahre 1945 Blumen für die gefallenen Deutschen gelegt wurden.
Sofort nach dem Untergang des Dritten Reiches, d. h. im Mai 1945, entfernten die Tschechen das Hakenkreuz, zerbrachen unmittelbar das Eiserne Kreuz aus Granit und warfen es in den Abgrund. Am ursprünglichen Ort blieb nur sein Podest. In 2011 wurden die Teile des Eisernen Kreuzes aus Granit wiedergefunden und zurück auf die Plattform gebracht, neu zusammengefügt und in die ursprüngliche Gestalt installiert. Dies erfolgte durch die Initiative von einigen hiesigen Begeisterten, Anhängern der Militärgeschichte. Allerdings passierte es ohne das Wissen des Grundstückbesitzers, der Gemeinde Korenov. Auf diese, im Grunde genommen illegale Weise wurde ein nazistisches Denkmal - das einzige seiner Art in Tschechien - erneuert. Den Besuchern des Aussichtsturms Stepanka sowie in den Reiseführern und Büchern wurde es jedoch, offensichtlich absichtlich falsch, als das sog. Malteserkreuz - ein Symbol der Opfer des II. Weltkriegs, präsentiert. Die Gemeinde Korenov ist sich der kontroversen Tatsache der erneuten Aufstellung dieses Eisernen Kreuzes aus Granit bewusst. Statt es zu entfernen und ins Museum zu bringen, bevorzugte die Gemeinde, das Kreuz an der Stelle zu belassen - bedingt durch gleichzeitiges Anbringen eines entsprechenden erklärenden Kommentars.
Das Eiserne Kreuz aus Granit von Korenov stellt zweifellos ein Symbol des Dritten Reiches dar. Sein Belassen an Ort und Stelle liefert jedoch den Beweis für das Bewusstsein, die Toleranz und den guten Willen der Gemeinde Korenov, d. h. für die Eigenschaften, welche die Sieger nach jedem Krieg gegenüber den Verlierern äußern sollten. Es bleibt die Frage, ob in Hinblick auf die Nachkriegsentwicklung der Welt, die zwischen die Vereinigten Staaten Amerikas und die Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken gespaltet wurde, nicht das Europa als Ganzes den II. Weltkrieg verlor. Die ehemalige Tschechoslowakei verlor in den Jahren 1939-1945 in den Vormünchener Grenzen mehr als 600 000 Einwohner - es waren nicht nur Tschechen, Juden, Slowaken, Russen, Sinti und Roma, sondern natürlich auch Deutsche. Daran sollten wir immer denken, wenn wir am Eisernen Kreuz aus Granit von Korenov verweilen.
PhDr. Jan B. Uhlir, Ph.D., Historiker und Rechtsexperte mit Spezialisierung für Nazismus, Faschismus, Neonazismus, Neofaschismus, II, Weltkrieg, Drittes Reich und Protektorat Böhmen und Mähren
Lubos Marek, Bürgermeister der Gemeinde Korenov
Oktober 2018
Hallo Mathias,
AntwortenLöschenleider sind die Anhänge 1 und 2 nicht zu finden.
Viele Grüße von
Martin