Ein Gastbeitrag von Rainer Gründel, Zittau-Olbersdorf
Auf
dem langgestreckten Proschwitzkamm zwischen Reichenberg (Liberec) und
Gablonz (Jablonec nad Nisou) befindet sich in 593 Meter Höhe dieser
Aussichtsturm.
Man
erreicht ihn leicht mit dem Fahrzeug von der Fernstraße 14. Man
verlässt die neu ausgebaute und begradigte Straße beim Kreisverkehr an
der höchsten Stelle in Luxdorf (Lukasov) über die dritte Ausfahrt. Dann
biegt man links in die Straße Pod Proseci ein. Im Wald ist sie sehr
schmal, erst recht bei Gegenverkehr! 104
Der Parkplatz liegt unmittelbar am Turm.
Im Jahr 1932 wurde nach nur viermonatiger Bauzeit dieser 24 Meter hohe Turm aus Granitblöcken eröffnet.
Ende
des 19. Jahrhunderts wurde an dieser Stelle ein erster Holzturm
errichtet, der aber nur 7 Jahre existierte. Sein 12 Meter hoher
Nachfolger, ebenfalls aus Holz, wurde 1921 bei einem verheerenden Sturm
vollständig zerstört.
Historisches Bild des Turmes von 1908 - 1921
Erst
1932 entstand sein steinerner Nachfolger. Die Proschwitzkamm-Warte
Wiesnerbaude nebenan erfreute sich eines großen Zuspruchs.
Historisches Foto um 1940
Diese
Baude ist am 2. Juli 2003 einer Brandstiftung zum Opfer gefallen. Der
Turm blieb fast unbeschädigt, wurde aber trotzdem geschlossen.
Foto aus der Broschüre „Die Aussichtstürme der Region Jablonec“
Nach der Rekonstruktion wurde der Turm am 1. Mai 2009 wieder geöffnet.
Der Zugang zum freistehenden Turm
Der Briefkasten ist die Kasse des Vertrauens:
Bitte zahlen Sie den Eintritt in den Turm in Höhe von 20 Kronen pro Person
Der Treppenaufgang hat 105 Stufen.
Der obere Teil ist eine Wendeltreppe.
Der Auftraggeber für den Bau des Turmes war der Deutsche Gebirgsverein für Gablonz und Umgebung. Daran erinnert diese Granittafel. Völlig schmerzfrei hat man das Geländer davor montiert.
In 20 Meter Höhe erreicht man die obere Plattform.
Den übersetzten Text auf dem dekorativ ins Fenster geklebten Zettel finden Sie im Anhang.
Von der runden offenen Aussicht hat man einen weiten Ausblick, hier nach Reichenberg (Liberec) …
… oder da nach Gablonz (Jablonec nad Nisou).
Einmal am Horizont entlang:
Im Südwesten der Kaiserstein (Cisaruv kamen, 637 Meter), dahinter der Jaberlich (Javornik, 684 Meter).
Es schließt sich der Raschener Kamm (Rasovsky hrbet) an.
Im Westen dominiert der Jeschken (Jested, 1012 Meter).
Schwarzer
Berg (Cerna hora, 811 Meter), Rozsocha (767 Meter), Kalkberg (Vapenny
vrch, 790 Meter) und Langer Berg (Dlouha hora, 748 Meter).
Im Dunst: Die Gipfel vom Lausitzer Bergland
Ganz rechts: Gickelsberg (Vyhledy, 569 Meter)
Königshöhe (Kralovka, 859 Meter), Schwarzer Berg (Cerna hora, 1085 Meter) und Siechhübel (Jizera, 1122 Meter)
Siechhübel (Jizera, 1122 Meter), Severak (803 Meter), Seibthübel (Slovanka, 820 Meter) und Bramberg (Krasny, 797 Meter)
Über Gablonz (Jablonec nad Nisou): Der Kamm vom Riesengebirge
Von den Bäuen teilweise verdeckt: Der Schwarzbrunnkamm (Cernostudnicni hrbet)
Jetzt noch einmal größer:
Vorn der Kaiserstein (Cisaruv kamen, 637 Meter), dahinter der Jaberlich (Javornik, 684 Meter)
Der 23 Meter hohe Aussichtsturm auf dem Kaiserstein (Cisaruv kamen, 637 Meter) wurde 2018 erbaut.
Der 88 Meter hohe Turm auf dem Jeschken (Jested, 1012 Meter), davor die obere Seilbahnstation.
Über Reichenberg (Liberec): Kalkberg (Vapenny vrch, 790 Meter) und Langer Berg (Dlouha hora, 748 Meter)
Töpfer
(582 Meter), Wolfsberg (Vlci hora, 581 Meter), Plissenberg (Plesivec,
597 Meter), Pirsken (Hrazeny, 610 Meter), Breiteberg (510 Meter),
Wildschütz (Vlcice, 512 Meter) und Warnsdorfer Spitzberg (Spicak, 544
Meter)
Links der Kottmar (582 Meter), rechts der Gickelsberg (Vyhledy, 569 Meter)
Der Reifträger (Szrenica, 1361 Meter)
Schneegrubenbaude
(Schronisko nad Snieznymi Kotlami, 1489 Meter) und Hohes Rad (Vysoke
Kolo, 1509 Meter), vorn der Tannwalder Spitzberg (Tanvaldsky Spicak, 810
Meter)
Vor der Kesselkoppe (Kotel, 1435 Meter) liegen die Abfahrtspisten am Kahlen Berg (Lysa hora, 1344 Meter).
Vorn der Buchenstein (Hvezda, 959 Meter) mit dem Aussichtsturm Stephanshöhe (Stepanka)
Der Hochwiesenberg (Lucni hora, 1555 Meter)
Aussichtsturm und Sendemasten auf der Schwarzbrunnkoppe (Cerna Studnice, 869 Meter)
Das 20 Meter hohe Treppenhaus von oben
Panorama vom Turmeingang aus
Die neue Baude wurde 2016 am Ort der abgebrannten Hütte erbaut und auch
fertig gestellt. Durch den Neubau der begradigten Fernstraße 14 wurde
aber die Zufahrtsstraße zum Proschwitzkamm unterbrochen. Deshalb konnte
die neue Baude der erst 2018 eröffnet werden.
Die Touristische Visitenkarte:
Hütte am Proschwitzkamm 580 m
Modernes Ferienhaus mit Restaurant, Außenterrasse und herrlichem Blick auf die Umgebung
Der Turm wirkt vom felsigen Abhang auf der westlichen Seite aus gesehen eher etwas schmucklos.
Die ältere Touristische Visitenkarte:
Vor der Rekonstruktion hatte der Turm eine andere Treppe als Zugang.
Die neue Touristische Visitenkarte:
Nach der Rekonstruktion bekam der Turm die heutige Zugangstreppe
Übersetzter Text auf beiden Visitenkarten:
Proschwitzkamm 593 m
Ein Aussichtsturm aus Granitblöcken, 24 m hoch, eröffnet am 21. August 1932
Höhe der Aussichtsplattform 20 m, insgesamt 105 Stufen
Der
Aussichtsturm auf dem Proschwitzkamm ist ein beliebtes Ausflugsziel für
Wanderer, Radfahrer oder auch einfach schnell mal mit dem Auto. Gute
Erreichbarkeit, herrliche Aussicht und nicht zuletzt die ansprechende
Gastronomie sind eine Empfehlung wert.
Anhang:
Der übersetzte Text auf dem an das Fenster der Aussichtsplattform geklebten Zettel:
Der Aussichtsturm auf dem Proschwitzkamm
Zwischen
den Orten Reichenberg, Proschwitz und Gablonz liegt ein langer Hügel
namens Proschwitzkamm. In der Mitte dieses Grats befindet sich ein
Aussichtsturm. Die Baugeschichte auf diesem Gipfel reicht bis ins Jahr
1892 zurück, als der Deutsche Bergverein an dieser Stelle einen 6 m
hohen Holzturm stiftete. Am 25. September 1892 wurde er feierlich
eröffnet und diente weniger als 9 Jahre der Öffentlichkeit, danach
musste er jedoch noch mit schlechtem Wetter um sein Überleben kämpfen.
1901 wurde er definitiv durch einen Sturm zerstört. Dann gab es Streit,
ob die Restaurierung des Aussichtsturms an dieser Stelle fortgesetzt
werden sollte, bis der Bergverein Gablonz die Aktivitäten übernahm und
in Zusammenarbeit mit dem Architekten Hemmrich einen günstigen
Aussichtsturm errichten ließ. Er war ebenfalls aus Holz, aber im
Gegensatz zu seinem Vorgänger rundum bedeckt. Er war 12 m hoch und bei
der Eröffnung am 31. Mai 1908 erhielt er eine beispiellose Resonanz und
damit genügend Mittel für seinen Unterhalt. Dieser Turm hielt nur 4
Jahre länger und wurde am 21. August 1921 durch einen starken Wind
zerstört. Dann blieb der Proschwitzkamm lange Zeit ohne Aktivität, bis
1928 der Privatmann Karel Hübner hier eine Hütte baute und der
Bergverein Gablonz den Auftrag an den Architekten Hemmrich für den
jetzigen 28 m hohen Steinturm vergab. Die feierliche Eröffnung fand am
21.08.1932 statt. Wir steigen die 117 Stufen hinauf und haben einen
fast kreisrunden Blick, der nur teilweise von altem Baumbestand
reduziert wird.
Hervorragende Beschreibung, toller Rundumblick vom Turm aus mit wunderbaren Sichtbeschreibungen!
AntwortenLöschenDer Artikel hat mir sehr geholfen, den Turm zu finden und alles darüber zu erfahren. Vielen Dank!