Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz
Vor längerer Zeit wanderten wir zur Teufelsmauer und waren völlig
überrascht, als wir bei dieser Gelegenheit auf den Sabertberg
(Zábrdský
kopec) stießen. Es ist die richtige Jahreszeit, dieser
Gegend
wieder einmal einen Besuch abzustatten.
Hinter den Toren von Oschitz (Osečná)
verbirgt sich eines der ältesten Kurbäder Tschechiens. Bad
Kunersdorf/Kunnersdorf (Lázně
Kundratice) besteht bereits seit 1881. Hier werden
Anwendungen
zur Heilung des Bewegungsapparates angeboten. Der große Parkplatz
des Kurbades ist der geeignete Ausgangspunkt für unsere Tour.
Früher
war Bad Kunersdorf von Moor umgeben, durch welches später mit
Holzbohlen gesicherte Wanderwege gelegt wurden. Brüssel hat dafür
Geld gegeben. Aber leider eben nicht für die weiter erforderliche
Instandhaltung. So sehen die Wege dann auch aus.
Bedauerlicherweise
erkannte ich das zu spät, so dass der Belag unter mir einbrach und
ich unsanft zu Boden ging, bevor die Tour so richtig begonnen
hatte.
Beim Weitergehen lässt der verursachte Schmerz dann so langsam
wieder nach.
Der Aufstieg zum Sabertberg muss wieder einmal improvisiert
werden, der ursprünglich noch sichtbare Pfad verliert sich
alsbald,
so dass es durchs Gelände geht, immer nach oben, wo man den
(Doppel)
Gipfel vermutet. Oben angekommen, umgeben den Gipfel sanfte Hänge,
die heute von Wiesen bedeckt sind, früher gab es hier offenbar
Felder, die über die steile Schneise am Nordhang erreichbar waren,
wie der Autor folgender Zeilen schildert:
„So sind wir an unser Ziel gekommen,
zum Sabertberge. Wir halten uns an den Waldsaum rechts, zur
Linken
ist der Wald verschwunden, erst oben neben der
berasten
Klippe der Nordseite engt er die Feldersbreiten wieder ein. Zur
Rechten Sandsteinbrocken und eisenschüssige
Scherben,
aber vom letzten Felde ab geht die Heide auf die Nordseite hinüber
zur Kiefer, an die sie gewohnt ist, und macht alledem Platz,
was aus den Wiesen hinaufgestiegen ist. Da sitzt der lichte
Augentrost bis in den Herbst hinein, die Vogelwicke mit den
blauvioletten Blütenträublein
und wieder der rötliche Wiesenklee, tiefrot der verwilderte Bergklee
neben dem gemeinen, mit Füßen getretenen weissen
Köpfchen
seines Kameraden, das doldige Blütentöpfchen des
Schotenklees und die verdächtigen
rotweißen Dolden der Kronwicke wie gesäet,
Fingerkraut und Habichtstkraut,
weiße Dolden und blaue Glocken, kleine und große,
die
Weidenröschen stehen beisammen wie ein purpurnes, leuchtendes
Ährenfeld und hinauf bis auf die von Basaltgeröll
überschüttete Platte, wo die
Brombeersträucher sich drängen und der Boden von
wuchernden Erdbeerblättern bedeckt ist, hat sich das
Johanniskraut
und das Leinkraut
gedrängt,
während hart daneben gegen Süden hin der magere
Kiefernwald den Boden verrät, auf dem
er
steht, wo am Rande die silbrige Eberwurz sitzt, die Heidelbeere
grünt
und das Heidekraut in breitem Streifen sich um die Kuppe
legt.“ („Vor Schlot und Gang“, Robert Müller, 1921)
Auch wenn die Ursprünglichkeit durch die Bewirtschaftung der
Bergkuppe etwas verloren ging, so erlebt man ein Idyll mit weiten
Aussichten in fast alle Richtung. Man möchte eigentlich an den
weiteren Weg gar nicht denken. Unterhalb des Berges wurden große
Johannisbeerfelder angelegt, die in diesem Jahr infolge des
Spätfrostes keine Früchte tragen. Wir erwandern einen kleinen
Höhenrücken, über welchen früher ein Strang der Teufelsmauer
(Čertova
zeď) verlief. Ich habe ein wenig Hoffnung, dass man hier
noch
Reste des sogenannten Teufelstores findet, welches am Weg zwischen
Sabert (Zábrdí) und Smrschow (Smržov) stand. Aber nichts davon,
die Steinbrecher haben früher ganze Arbeit geleistet. Der
Basalt-Schotter befindet sich heute als Unterbau auf den Straßen
der
Umgebung.
Die Höhe einmal erreicht, wandert es sich gemütlich über
Dechtar (Dehtáry) hinunter ins Tal des Kleiniserbaches (Zábrdka)
bei Dolanken (Dolánky),
den heftigen Gegenanstieg immer vor Augen. Dieser traversiert, im
oberen Abschnitt weglos, an einem Steilhang jenseits des
Kleiniserbaches hinauf auf die Hochfläche um Nahlau (Nalov).
Nahlau ist für wahr kein Ort, der zu längerem Verweilen einlädt,
ist aber traumhaft gelegen am Rand des ehemaligen
Militärsperrgebietes um den Roll (Ralsko),
in welchem alle alten Dörfer zerstört wurden. Trotzdem konnten wir
heute für Nahlau ein paar Sympathiepunkte vergeben, denn das
Auswanderermuseum (Krajanské muzeum vystěhovalectví do Brazílie)
hatte geöffnet, wo tatsächlich Trinkbares erhältlich war. Hinter
Nahlau breiten sich nun die zauberhaften Hochflächen aus, wo nur
noch die Seelen der einstigen Bewohner herumgeistern. Über die
Fluren des ehemaligen Dorfes Hultschken (Holičky)
wandern wir hinauf auf die Kühtaler (Podvrší)
Berge und von da alsbald hinab nach Bad Kunersdorf.
Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.
Auf
Oschitzer Fluren
Am
Gipfel des Sabertberges
Der Sabertberg, von Süden gesehen
Historische
Abbildung der Teufelsmauer
Zwischen Dechtar und Dolanken
Mühsamer, wegloser Aufstieg nach Nahlau
Auswanderermuseum und Kapelle in Nahlau