Vor kurzem verschlug mich das Reisefieber in das noch winterliche Russland und zwar in das etwa 1000 km südlich von Moskau gelegene Städtchen Toljatti. Vielleicht eher bekannt unter Avtograd oder auch die Heimat des Ladas.
Russlands Geschichte ist eng mit der Kirche verbunden. Auffällig ist dabei der Bruch mit den meisten Glaubensrichtungen in der ehemaligen Sowjetunion. Die Aufarbeitung begann erst nach der Auflösung der GUS. So wurden zum Beispiel umgenutzte und zerstörte Immobilien zurückerstattet und befinden sich nun zum Teil in Wiederaufbau. In Moskaus Fall verringerte sich die Anzahl der Kirchen vor der Revolution 1917 von mehr als 1000 auf weniger als 100. Dabei sind Holzkirchen recht selten anzutreffen wie hier an der Wolga nahe Toljatti.
Christianisiert wurde das Land durch die beiden Priester Kyrill und Method (gg 850) die mit der Glagoliza gleichzeitig die erste Schriftfassung der slawischen Sprache erschufen. Seit der Taufe Jaroslav des Weisen (1019-1054) im Dnjepr gilt Russland als russisch-orthodox, das achtständige Kreuz weist seither mit seinem etwas schrägen Steg nach Byzanz. Wohl ebenso klassisch ist die Bauweise mit den vergoldeten Zwiebeltürme, die die himmelwärts gerichtete Flamme symbolisieren sollen.
Samara, ehem. Kuibyschew, liegt an der Wolga nahe dem Shiguligebirge auf der Wolgaplatte und trägt heute den Beinamen Perle der Wolga. Knapp oberhalb der Stadt befindet sich das Shiguljovskii morije welches als Folge des Kuibyschewstaudamms entstand. Dessen Errichtung 1955 stellte zwar die Stromversorgung sicher, ließ die Ortschaft Stavropol jedoch versinken. Durch die Stromerzeugung konnte jedoch die Infrastruktur auch abseits von Hauptverkehrswegen ausgebaut werden, denn viele Dörfer erhielten erst Ende des 20.Jh. Strom und Wasseranschluss.
In den Shigulibergen wurde nach dem Zweiten Weltkrieg Öl gefunden was zur Folge hatte, dass der geplante Staudamm noch einmal verschoben wurde und das „Wolgameer“ heut kleiner ausfällt, als geplant. Heute besticht Samara durch die Abweichung der Architektur vom Stil des sozialistischen Bauens und zwar so sehr, dass man sagt, es gleichen sich keine zwei Häuser in der Stadt. Man findet in weiten Bereichen der Altstadt noch viele Holzhäuser zwischen industriellen Klinker-, sowjetischen Beton- und neuzeitlichen Glasbauten.
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