Ein Gastbeitrag von Bjorn Ehrlich, Zittau-Hörnitz
Für unseren diesjährigen Urlaub hatten wir als Ziel das Maira-Tal ausgesucht. Ein Fernsehbeitrag sowie eine Empfehlung hatte uns auf die Region aufmerksam gemacht. Das Tal befindet sich in den Ligurischen Alpen, also im italienischen Teil der Seealpen in der Region Piemont. Bereits Mitte des 12. Jahrhunderts genoss das Maira-Tal eine weitreichende Unabhängigkeit von den Feudalherren. Diesen trotzten die Bergler eine Selbstverwaltung ab , die über 4 Jahrhunderte andauern sollte. Die Taldemokratie der Bauernrepublik kann als eine der ersten Demokratien in der Welt angesehen werden. Öffentliche Ämter waren ausschließlich Einheimischen vorbehalten und offensichtlich fehlte es diesen nicht an einer gesunden Vernunft bei der Verwaltung ihres politischen Anwesens. Korruption und Spekulation waren Riegel vorgeschoben, das Gemeinwesen war weitestgehend sozial und solidarisch ausgerichtet und so ging es in den Jahren der freien Republik vielen gut, was sich in bemerkenswerten Bauten, vielen Bildstöcken und unzähligen Fresken ausdrückt. Im Laufe der letzten 100 Jahre hat sich jedoch, vor allem mit Beginn der Wirtschaftskrise in den 20 - er Jahren vieles geändert. Die wirtschaftlichen Existenzbedingungen gingen verloren, viele Menschen mußten das Tal verlassen und so sind die gesamten Seealpen heute sehr dünn besiedelt, die prächtigen Bauten in den Tälern sind vielfach dem Verfall preisgegeben aber künden noch immer von den Verhältnissen, die über Jahrhunderte hier vorzufinden waren. In den vielen kleinen Weilern des oberen Maira-Tales leben aber noch Menschen, die sich der Tradition verbunden fühlen und sich kleine Existenzen und Nischen geschaffen haben. Manche Häuser dienen als Sommer- bzw. Wochenendwohnungen oder werden vermietet. Unsere Vermieterin erzählte uns, daß in der Gemeinde Marmora, welche sich mit ihren Ortsteilen über ein Seitental erstreckt, über die Wintermonate nur etwa 20 Menschen in totaler Zurückgezogenheit und Selbstversorgung überdauern.
Aufgrund der Abgeschiedenheit findet man eine weitestgehend unberührte Natur, die frei ist von touristischen Großinvestitionen, vor allem frei von landschaftszerstörenden Wintersportanlagen. Hier findet kein Massentourismus statt, kaum daß man bei Wanderungen auf andere Artgenossen stößt. Die Natur begegnet uns mit Dank. Die ohnehin grandiose Kulisse fanden wir jetzt im Frühjahr verziert durch 'blühende Landschaften', wie man sie sich hier nicht vorzustellen in der Lage ist. Das Auge wird sich nicht satt sehen. Mit ein wenig Aufmerksamkeit wird man Gemsen und Steinböcke beobachten können und ohne Mühe die drolligen Murmeltiere, die sich kaum die Mühe machen, in Deckung zu gehen und sonst nur durch ihr Pfeifen zu orten sind. Für Botaniker, Ornithologen und Insektenfreunde wird die Zeit nicht ausreichend sein.
Man kann das Maira-Tal auch auf einer Etappenwanderung erkunden. Dafür wurde der Mairaweg eingerichtet (Percorsi Occitani- P.O.). In 13 Etappen kann man das Tal quasi umwandern und erhält somit den besten Eindruck. Gute Kondition ist aber erforderlich, weil teilweise enorme Höhenmeter auf den Etappen zu überwinden sind. Für dieses Vorhaben gibt es genügend Informationsmaterial sowohl in Schriftform als auch im Internet. In den Etappenorten wird man Übernachtung finden und man sollte nicht vergessen, dass man hier im Piemont ist, wo man zu leben versteht. Ein gediegenes Abendessen mit einem 6 - 8 Gänge - Menü und einer guten Flasche Wein (und was sonst noch so dazu gehört) sollte man unbedingt mal probiert haben. Es ist ein bleibendes Erlebnis für sich und für immer, allerdings auch für den Geldbeutel.
www.wincontact32.de
Wahnsinns-Landschaftsaufnahmen. Da weiß ich, wo mein nächster Urlaub hinführt. Danke, es macht wirklich Spaß, jeden Tag einmal diesen Blog zu besuchen!
AntwortenLöschenWirklich tolle Bilder! Danke für den interessanten Reisebericht.
AntwortenLöschenGrüße,
Tilo