Impressionen aus Griechenland - Teil 1
Um den Herbsttagen in Deutschland zu entgehen, haben wir uns auf den Weg in den Süden gemacht, um noch ein paar warme Tage zu erleben. Was lag da näher, als bei der gegenwärtig aufgeladenen Stimmung Griechenland anzupeilen und sich bei dieser Gelegenheit selbst ein Bild von der Lage vor Ort zu machen. Dabei war uns klar, dass wir das Ausmaß der Verhältnisse auf der Inselgruppe der Kykladen in der Ägäis nicht in vollem Umfang erleben würden. Die Bevölkerung dort lebt überwiegend vom Tourismus, dem einzigen echten Exportschlager und hat somit immer noch Einnahmequellen. Trotzdem spricht man davon, dass die Buchungen in 2012 um 50 - 70% eingebrochen sind. Da ist es kaum vorstellbar, dass man als Spätbucher von Glück sprechen kann, wenn man überhaupt noch einen Flug bekommt. Das stellt man sich angesichts dieser Misere eigentlich anders vor. Wir konnten uns davon überzeugen, dass es absolut keinen Grund dafür gibt, das Land zu meiden. Im Gegenteil. Gäste aus Amerika, dem asiatischen Raum, Franzosen, Schweizer und selbst Russen waren auffällig zahlreich vor Ort. Wahrscheinlich liest man in diesen Ländern keine Zeitung, so dass die Hysterie dort in dem Masse nicht ausgebrochen ist.
Wir sind ohne große Erwartungen angereist, die Stimmung dort vermutlich auf dem Tiefpunkt, die Landschaft wenig aufregend, das Land nach einem heißen Sommer verdorrt und ausgetrocknet. Wir sind zurückgekehrt mit ausnahmslos positiven Eindrücken und einem umfangreichen Portfolio schöner Fotos, aus denen es schwer fällt, eine vertretbar diskrete Auswahl zu treffen.
Die Insel Paros
Landschaftlich ist diese Insel unspektakulär. Der Badegast wird aber schöne Strände vorfinden und kommt damit auf seine Kosten. Die Leute von Paros beschreiben Ihr Eiland als die Kykladen-Insel mit dem meisten Charme. Auch wir haben das so empfunden. Besonders die Ortschaften Náoussa, Paraklia, Lefkes und Pisso Livadi umschmeicheln die Besucher mit ihren verwinkelten weißen Gassen, den kleinen Boutiquen, den Tavernen, Hafenkneipen und Restaurants, wo allabendlich die Stimmung einzieht und wo man dabei sein sollte, möchte man typische Eindrücke von Land und Leuten mit nach Hause nehmen. Der Gourmet kommt genauso auf seine Kosten wie der Freund herzhafter Hausmannskost und in diesem Spektrum wird auch der Geldbeutel belastet. Besonders sehenswert ist die Panagia Ekatontapiliani in Paraklia, eine der ältesten Kirchen Griechenlands, die im 6. Jahrhundert erbaut wurde. Beachtenswert sind die Kirchenglocken, die im Innenhof an einer hohen Zypresse aufgehängt sind. Besonders stimmungsvoll empfanden wir auch den Besuch des (leider verschlossenen) Klosters Agios Antonios auf dem vor der Ortschaft Marpissa liegenden Kegelberg Kéfalos (schöne Abendstimmung). Früher wurde auf Paros wertvoller Marmor abgebaut (z.B. für den Bau des Grabes von Napoleon) , die Produktion wurde jedoch mangels Ergiebigkeit eingestellt.
Die Insel Naxos
Naxos ist etwa doppelt so groß wie Paros und damit die größte Insel der Kykladengruppe. Sie kommt eher etwas spröde daher. Das Gebirge erhebt sich bis auf 1000 m Höhe und ist teilweise sehr schroff. Bis ins 20. Jahrhundert wurde Schmirgel abgebaut und exportiert, heute konkurrieren jedoch gleichwertige synthetische Stoffe, die billiger hergestellt werden können. Somit ist der Hauptexportartikel bedeutungslos geworden und die alten Bergarbeitersiedlungen fristen ihr bescheidenes Dasein. Allerdings wird noch Marmor abgebaut und die mächtigen Bergwerke sind weithin sichtbar. Mit Marmor belegt sind somit auch viele Gehwege in den kleinen Orten der Inseln, wodurch ein gewisser mondäner Eindruck entsteht. Naxos ist vergleichsweise gut mit Wasser versorgt, so dass im Inselinneren Landwirtschaft betrieben wird. Von Mai bis Oktober hat es jedoch nicht geregnet, so dass man keine im eigentlichen Sinne grüne Insel erwarten kann. Besonders stolz ist man auf die legendäre Naxos Kartoffel (man sollte das den Naxenern auch mal sagen, das rührt ihre Ehre; vor relativierenden Vergleichen wird aber abgeraten !). Im Zentrum der Insel wurden sehr schöne Wanderwege angelegt, die in die Berge führen aber auch durch die Olivenhaine und Obstgärten und vorbei an alten byzantinische Kirchen. Naxos ist bekannt für seine perfekten, kilometerlangen Strände, besonders an der Westküste. Für Wasserratten ist also auch hier die Welt in Ordnung. Dem Strand von Agios Prokopios ist allerdings landseitig eine salzhaltige Lagune vorgelagert, die zwar mit ihrem roten Wasser optisch einiges hergibt, aber von der ansonsten eine gewisse Geruchsbelästigung ausgeht. Historisch interessierte Gäste können sich an den zahlreichen byzantinischen Kirchen erfreuen, z.B. der Panagia Drossiani, eine der besterhaltenen frühchristlichen Kirchen in Südosteuropa. Ihr Ursprung wird auf das 6. Jahrhundert datiert. Interessant auch die Ausgrabung des Demeter Tempels (6. Jahrh. BC), das Tempeltor von Naxos (welches durch die Venezianer nur deshalb nicht demontiert wurde, weil es für einen Abtransport offenkundig zu schwer war) und die Kouros Statuen, aus Stein gehauene Jünglinge (ca. 3000 Jahre alt). Sie erinnern an die Statuen der Osterinseln, eigentlich eine Aufgabe für von Däniken.
Die Insel Santorini
Die Insel entstand vor ca. 3500 Jahren bei einem gewaltigen Vulkanausbruch. Dabei wurde das Zentrum der Insel zerrissen, indem Wasser in die durch den Lavaabfluss entstandenen Hohlräume eindrang. Nur Teile der Kraterwände blieben stehen und bilden 3 eigenständige Inseln. Die Hauptinsel ist Thira, auf ihr hat sich ein lebhafter Tourismus entwickelt. An den der Caldera zugewandten Kraterrändern ranken sich abenteuerlich bis schwindelerregend die Ortschaften Fira, Imerovigli und Oia. Die sich an den Hang klammernden Bauten beherbergen überwiegend Hotels, Pensionen und Restaurants, die bevorzugt durch die Reichen und Schönen dieser Welt frequentiert werden. In den Gassen oberhalb bieten zahlreiche Läden edle Klunkern, Schmuck und teils geschmackvolle Kunstartikel feil. Trotz dieses Trubels entfaltet dieses Ambiente einen bemerkenswerten Flair und gegen Abend zieht hier richtig Leben ein, denn die Sonnenuntergänge gelten hier wie andernorts als die schönsten der Welt. Eingedenk der Massen, die sich zur Bewunderung dieses Spektakels allabendlich hier einfinden, mag man das fast glauben. Der Zauber liegt aber weniger in der versinkenden Sonne, als mehr im Erleben dieser Massenhysterie. Jeder Treppenabsatz, jede Brüstung und jeder Stehplatz ist okkupiert und begleitet von warmen Gefühlen versinkt der Feuerball im Meer, wenn er es denn durch die Dunstglocke über dem Wasser schafft. Kenner erfreuen sich natürlich indes an den warmen Farben, die das Abendlicht in die am Hang klebenden Bauwerke zeichnet, unten das tiefblaue Meer. Kleiner Tipp : auch am anderen Ende der Insel am Leuchtturm bietet sich dieses beeindruckende abendliche Schauspiel, mangels Beteiligung geht es hier etwas entspannter zu. Dem aktiven Reisenden sei die erlebnisreiche Kraterwanderung von Fira bis Oia empfohlen. Das sind etwa 11 km, allerdings in gleißendenr Sonne, so dass ausreichend Wasser mitzuführen ist. Baden ist nur möglich an den Lavakiesstränden im Osten der Insel.
Die hinterlegten Bilder in diesem Teil entstanden auf den Inseln Paros und Naxos. Die Bilder zu Santorin werden in Teil 2 erscheinen nebst ein paar eigenen Gedanken zur derzeitigen Krise.
Kapelle am Kloster Agios Antonios
Alter Hafen Náoussa
Kapelle auf dem Kastro von Parikia
Kapelle auf dem Kastro von Parikia mit Blick aufs Meer
Grabeskirche Agios Arsenios
Hafeneinfahrt Naxos Town
Alter Hafen Náoussa
und hier nochmal "Alter Hafen Náoussa"
Kloster Agios Antonios
Glocken Panagia Ekatontapiliani
Kapelle an Grabeskirche Agios Arsenios
www.wincontact32.de
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