Friedhof von Krombach
Ein zeitiger, sonniger Frühjahrstag lockt einen unweigerlich hinaus, um zu schauen, was vom Winter noch übrig geblieben ist. Außerdem verspricht die Fernsicht schöne Aussichten in die Böhmischen Berge. Besonders interessieren mich dabei die Wege, die in den Karten nicht als Wandermagistralen ausgewiesen sind und auf denen man die schöne Natur in aller Ruhe genießen kann. Diese Tour ist eine solche.
Ziel war der Knespelberg bei Glasert (Travnik) und der Schloßberg (Zámecký vrch bei Heřmanice), den ich schon lange einmal erkunden wollte und auf den eigentlich kein richtiger Weg hinauf führt. Wir werden sehen, daß die Wanderung dahin weitere schöne Erlebnisse bereit hält. Bei Schanzendorf (Valy) taucht schon einmal der Kleis am Horizont auf und gibt immer ein lohnendes Fotomotiv ab. Am Ortsausgang von Krombach (Krompach) nimmt man gern zur Kenntnis, daß man sich hier wieder um den alten Friedhof kümmert. Über den alten Feldweg geht es hinauf zum Kulich-Berg, von dessen Südabhang sich ein herrliches Panorama von Grünberg (Zelený vrch) und Ortel bis hin zu den Bösigen ausbreitet. Bald kommt man zu dem idyllischen Weiler Vierhäuser (Čtyřdomi), von wo man durch ein gemütliches Seitental nach Juliustal gelangt (Juliovka) und von da weiter zur Hammermühle. Erwähnenswert ist, daß man das Wasser des Hammerbach bereits im 19. Jahrhundert regulierte. Noch heute sind die Mühlgräben und Leitungssysteme zu sehen, an denen Mühl- und Sägewerke sowie Turbinen betrieben wurden. Entlang des Hammerbaches verläuft ein (gelb markierter) Wanderweg nach Antonietal (Antonínovo Údolí), wo man Teile dieser Anlagen noch erkennen kann. Ich will aber mein Ziel nicht aus den Augen verlieren und gehe weiter den Fahrweg bis zur Sommerfrische Hoffnung (Nadeje), eines der schönsten Flecken des Lausitzer Gebirges. Bereits am Ortseingang von Hoffnung fällt der Blick auf den Rabenstein (Křížová věž), der aus dem Wald herausragt. Der Waldbestand in dem Tal, welches nördlich des Rabenstein zur Burgruine Mühlstein (Milštejn) hinauf führt, wurde jedoch 2010 durch einen Wirbelsturm vernichtet, so daß zum Dürreberg (Suchy vrch) hin gegenwärtig ein gewaltiger Kahlschlag anzutreffen ist und sich der Rabenstein zur Zeit in seiner vollen Größe zeigt. Der Felsen ist ein Wahrzeichen der Gemeinde Hoffnung und ein begehrtes Objekt für Bergsteiger. Am Ende des 19. Jahrhunderts soll ein Weber namens Joseph Weiss etwa 30 Jahre lang bis zu seinem Tod allabendlich eine Laterne auf dem Gipfel des Felsen entzündet haben. Das ist eine bemerkenswerte Leistung, wenn man bedenkt, daß Bergsteiger diesen Gipfel mit Sicherung angehen.
Kurz hinter dem Rabenstein ist der Knespelberg (Knespelův vrch) erreicht. Eine große Wiese, welche sich am Berghang von Glasert (Travnik) aus hoch zieht, lädt zu einer ausgiebigen Rast ein. Oben am Waldrand ist ein Kreuz mit Christusbild aufgestellt. Von hier genießt man bei guter Sicht eine wunderbare Aussicht bis hin zu den Kämmen des Isergebirges, dem Jeschkenkamm und den Roll. Am Kalvarienberg in Groß-Mergthal (Mařenice) ist die restaurierte Kapelle zu sehen. Diese ist mein nächstes Ziel. Die Kapelle befindet sich an malerischem Ort und war nach dem Zweiten Weltkrieg dem Trauerspiel des Verfall und der Zerstörung ausgesetzt. Sie wurde in den letzten Jahren restauriert und in 2010 wieder eingeweiht. Man findet ein perfektes Idyll, zu perfekt für meinen Geschmack und ich frage mich, ob nicht in diesem Fall Weniger Mehr gewesen wäre. Weniger entspräche eher dem Anliegen nach innerer Einkehr inmitten dieser reizvollen Bergwelt.
Letztes Ziel ist der kaum begangene Schloßberg (Zámecký vrch) bei Hermsdorf. Der Aufstieg ist beschwerlich, von Süden führt kein Weg auf den langgezogenen Bergrücken, Sandsteinfelsen bekrönen die beiden Gipfel am südwestlichen und nordöstlichen Ende des Kammes. Früher soll hier auch eine Burg gestanden haben, zu der es keine Überlieferungen gibt. Der Waldbestand gibt kaum Blicke auf die Umgebung frei. Erstaunlich sind die Bunkeranlagen des Tschechoslowakischen Verteidigungswalles, die in den 30-ger Jahren des 20. Jahrhunderts bis in den exponierten Gipfelbereich des Schloßberges vorgetrieben wurden. Sicher waren diese 'ewigen' Bauwerke technisch anspruchsvoll, aber man kann es auch anders sehen: Der Wahnsinn kennt keine Grenzen und scheut keine Kosten ('Im Westen nichts Neues'). Der Verteidigungswall wurde nach Vorbild der Maginot-Linie entlang der gesamten Grenzen der tschechoslowakischen Republik errichtet und ist aus Sicht des damaligen nationalen Sicherheitsempfindens und der bekannten historischen Entwicklung sicher verständlich. Ich habe diese Anlagen von der Böhmischen Schweiz bis in die Beskiden gesehen. Aber gerade hier vor unserer Haustür sind diese schauerlichen Erinnerungsstücke Mahnung und Aufforderung zugleich, aus der Geschichte die entsprechenden Lehren zu ziehen und das, was sich zwischen Deutschen und Böhmen abspielte, nie wieder zuzulassen oder um es anders auszudrücken: dem Aufwiegeln der Völker gegeneinander
entgegenzutreten.
Der Rückweg führte mich dann über Großmutters Ruh (Babiččin odpočinek) und - zurück auf deutscher Seite - den Johannisstein, von wo ich doch inzwischen recht mürbe für heute noch einen letzten Blick über das Zittauer Gebirge erhaschte.
Altes Haus in Juliusthal
Wiesen am Knespelberg
Kulich
Rabenstein (Hoffnung)
In Richtung Schanzendorf
Bunker der "Schöberlinie" auf dem Schloßberg
Gedenkstein auf dem Schloßberg
Gipfelfelsen des Schloßberges
Vierhäuser
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