Naturwunder ...: Pfaffenstein - Rabensteine - Oberwegsteine - und Elefantensteine

Freitag, 26. Juli 2013

Pfaffenstein - Rabensteine - Oberwegsteine - und Elefantensteine - Auf den Spuren Rudolf Kauschkas

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz

Der Name Rudolf Kauschka ist fest mit der Region Nordböhmen und den hiesigen Gebirgslandschaften verbunden. Rudolf Kauschka (1883-1960) war geprägt von seiner Liebe zur Heimat und ihren Naturschönheiten. Besondere Verdienste erwarb er sich im Berg- und im Rodelsport. Er gesteht sich selbst zu, daß er von der Natur mit außergewöhnlichen physischen Eigenschaften ausgestattet war, ohne die manche Leistung im Fels und auf seinen Wanderschaften nicht möglich gewesen wäre. Seine Wandertour - minutiös aufgezeichnet - von Reichenberg (Liberec) zur Schneekoppe (Sněžka) und zurück bis Grünthal (Kořenov) in knapp 15 Stunden darf wohl als legendär bezeichnet werden. Daneben war Kauschka mit einer ausgesprochenen Sprachgewalt gesegnet. Seine Gedichte, Aufsätze und Naturschilderungen sind auch heute noch angenehm zu lesen und nicht selten nehme ich nach einer Wandertour ein Buch in die Hand, um die Sichtweise Kauschkas nachzufragen.

Im Lausitzer Gebirge fanden insbesondere die Klettergebiete im Weißbachtal, die Rabensteine (Vraní skály) und die Oberwegsteine (Horní skály) Kauschkas Beachtung. Diese Felslandschaften bilden die schroffe östliche Grenze des Lausitzer Gebirges. Für den Nichtbergsteiger ist das erschlossene Felsgebilde des Pfaffensteins (Popova skála) ein idealer Aussichtspunkt. Hier liegt die gesamte umgebende Bergwelt zu Füßen. Insbesondere der Blick über fast das gesamte Lausitzer Gebirge lohnt den Aufstieg. Nach dem Abstieg in den Kaisergrund (Krásný důl) geht es hinauf zu den Rabensteinen mit der anspruchsvollen Fellerwand (Fellerova věž). Diese Felsen und die folgenden Oberwegsteine sind mit hohen Schwierigkeiten ausgestattet und nur erfahrenen Kletterern vorbehalten. Zu den Oberwegsteinen kurz vor Paß (Horní Sedlo) gehören 8 freistehende Felsgebilde. Sie sind heute von Wald umgeben. Auf alten Lichtbildern aus Kauschkas Zeit kann man jedoch sehen, wie diese Felsen den Jungwald überragen.

Auf dem folgenden Wege von Pass zum Trögelsberg (Vysoká) zeigt sich eindrucksvoll die Lausitzer Verwerfung / Überschiebung, bei der infolge tektonischer Aktivität das nördliche Gebiet gegen das südliche aufgeschoben wurde. Besonders am Ziegenrücken (Kozí hřbety) sind die aufgestellten Felsplatten wahrzunehmen. Nach dem steilen Abstieg in Richtung Pankraz (Jitrava) passieren wir noch das Naturdenkmal der Elefantensteine (Bílé kameny). Damit endet die geologische Lehrstunde. Der Rückweg führt über Finkendorf (Polesí). Man ist versucht, beim Einlauf eiligst die Fahrstraße zu benutzen, um schnellst möglich in der nächsten Restauration an das erste Bier zu kommen. Es empfiehlt sich aber, den blauen Wanderweg zu nehmen, der etwa bei der leider dahin siechenden Einkehr in Schwarzpfütze (Černá Louže) abzweigt. Auf der kleinen Wegstrecke bis hinunter nach Finkendorf durchquert man einen lauschigen Flecken mit wunderschönen landestypischen Häusern, die wohl heute als Wochenendquartiere genutzt werden.

Auf dem Rückweg zum Forsthaus Lückendorf passieren wir noch die Tobiaskiefer (Tobiášova borovice). Das historische Wahrzeichen des Waldes mußte leider aufgrund seiner Hinfälligkeit (geschätztes Alter ca. 250 Jahre) gefällt werden. Der Stamm wurde jedoch an Ort und Stelle belassen und eine junge Kiefer wurde ersatzweise nachgepflanzt. Möge sie rasch erwachsen werden, um in einigen Jahren das Bild ihres Schutzpatrons wieder aufnehmen zu können.