Fährt oder wandert man von Kaltenbach nach Limpach, so sieht man an der Straßenbiegung über dem "Tiefenloch" eine Hinweistafel und einen überdachten Rastplatz. Dahinter, im Dunkel des Waldes, befindet sich "Bauers Kapelle", die - nachdem sie in den glorreichen sozialistischen Zeiten völlig verfallen war - jetzt wieder in alter Pracht zu bewundern ist. Zu verdanken ist das hiesigen Anwohnern, einigen der Heimat verbundenen gebliebenen Vertriebenen und ihren Nachkommen sowie der Forstverwaltung des Gebietes, welche die Finanzierung der für die Restaurierung notwendigen handwerklichen Arbeiten übernommen hatte. Das zerfallene Marien-Relief wurde von dem Bildhauer Jan Pokorny aus Bodenbach sorgfältig restauriert und mit einem haltbaren Farbanstrich versehen. Die "Neueinweihung" fand im September 2002 statt.
Was hat es nun mit dieser Kapelle zu tun, die aus dem Jahre 1733 stammt?
Ihre Errichtung geht auf die wundersame Heilung zweier Kinder zurück, die an der 1733 in Böhmisch Kamnitz ausgebrochenen Pest erkrankten. Man glaubte, daß Maria, die Mutter Gottes, dabei ihre Hand im Spiel hatte. Deshalb veranlaßte der damalige Dorfrichter von Kaltenbach, Christoph Austen, die Errichtung einer Marienkapelle, die an dieses Ereignis erinnern und als Andachtsstelle dienen sollte. Jedes Jahr - bis 1945 - war sie dann auch jeweils am Sankt Antoniustag (13. Juni) Zwischenziel einer Prozession von Kreibitz über Kaltenbach, Limpach, Kunnersdorf nach "Biehmsch Kamtz" zur dortigen Wallfahrtskirche. Unter Gebeten und Gesängen, begleitet von einer Musikkapelle, zog damals das Volk hinter einer vorangetragenen Marienstatue nach Böhmisch Kamnitz und anschließend etwas lockerer wieder zurück, um den Rest des Tages in den heimatlichen Wirtshäusern zu verbringen. Auch zu den beliebten Maiandachten versammelte man sich an "Bauers Kapelle". Sogar ein eigenes Lied wurde von einem Dechanten mit Namen Marschner zu diesem Zweck verfaßt:
Traute Stätte, hier im Wald verborgen,
schützet Felsen diesen heilgen Ort!
Tannenriesen wollst für Ruhe sorgen,
dränget alles Böse von hier fort.
Berge, gebt nur sanft das Echo wieder,
Silberbächlein rausche nicht zuviel,
Vöglein singt nur leise Lieder,
wenn hier still ein Pilger beten will.
Die Kapelle ziert das Relief der Jungfrau Maria mit dem Christuskind im Arm im sogenannten "Böhmisch-Kamnitzer Stil". Sie wird von zwei Engeln umrahmt, die auf zwei Kartuschen mit einer Erinnerungsschrift hinweisen.
Die Kartuschen enthalten folgenden Text:
Zu Großer Ehrre Gottes Und seine schmertzhaft Mutter hat der Christof Austen gewesener Richter in Kald Bach diese Kabele Vom ewigen Leben Mit Patteron Elias schiefner aus limbach auf desen Grund und bodden 14 J nai Anno 1733
Blick hinunter ins "Tiefenloch" mit dem Seidelbach
Auch eine ganze Anzahl von Felsnischen im Gebiet um Kaltenbach wurden wieder mit Heiligenbildern ausgestattet - so wie es viele Jahrhunderte Brauch war.
Täglich frische Blumen zeugen davon, daß sich auch die neuen Bewohner dieses Landstrichs mit diesen alten Zeugnissen der nordböhmischen Geschichte identifizieren und sie pflegen...
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