Montag, 12. August 2013

Mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Bergbau an der Lausitzer Überschiebung im Kohlhautal

"Die" geologische Attraktion des Lausitzer Gebirges (und nicht nur dort) ist die sogenannte Lausitzer Überschiebung. Das ist zwar kaum einen Wanderer bewußt. Aber wer z.B. aufmerksam vom Niedergrund kommend am Bachlauf der Kohlhau entlang hoch zum Teufelsplan bzw. Vogelherd wandert, wird feststellen, daß das Gestein des Untergrundes offensichtlich granitisch ist und nicht kreidezeitlicher Sandstein, wie sonst fast überall im Lausitzer Gebirge (von den einzelnen tertiären Vulkandurchbrüche durch den Sandstein wie Lausche, Tannenberg und Tollenstein einmal abgesehen). Die Frage, die sich dem Naturfreund stellt, ist: Wie kommt der (ältere) Granit in solche Höhen? 


Bei dem Granit handelt es sich an dem bezeichneten Ort genaugenommen um Granodiorit, der im Zuge der variszischen Gebirgsbildung durch Aufschmelzen von klastischen Grauwacken (sie bildeten sich in der Tiefsee vor mehr als 600 Millionen Jahren) im tiefen Erdinneren entstanden ist. 

Granitoide Gesteine bilden bekanntlich das Fundament der Oberlausitz und Teile Nordböhmens. Auf ihnen wurden zuerst Jura-Kalke und danach - in der Kreidezeit - mächtige Sandsteinschichten abgelagert, die man in ihrer ganzen Pracht in der Sächsischen und Böhmischen Schweiz noch heute bewundern kann.

Im Zuge der Entstehung des Eger-Grabenbruchs als Resultat der beginnenden alpidischen Gebirgsbildungsprozesse im Tertiär drangen vermehrt phonolithische und basaltische Magmen durch die sächsisch-böhmische Sandsteinplatte und verursachte einen mehrere Millionen Jahre anhaltenden Vulkanismus. Besonders die Landschaft des westelbischen Böhmischen Mittelgebirges wird noch heute von diesen, mittlerweile stark verwitterten, Vulkanbauten geprägt. 

Irgendwann wurden im Zuge der Grabenbruchbildung die Spannungen in der oberen Erdkruste so groß, daß die Gesteine entlang einer über 100 km langen Bruchlinie zerbrachen und sich eine sogenannte geologische Störungslinie ausbildete. Diese Störungslinie ist die Lausitzer Verwerfung. An ihr wurde das nördlich gelegene Gebiet um mehrere Hundert Meter angehoben und z.T. über den südliche Bereich geschoben. Der Sandstein auf der "angehobenen" Seite wurde in Jahrmillionen abgetragen. Der Sandstein "im Schatten" dieser Verwerfung ist dagegen erhalten geblieben und baut z.B. das Zittauer Gebirge mit Töpfer, Oybin und Ameisenberg auf. 

Im Bereich der "Gleitfläche" zwischen Granit und Sandstein haben sich im Tertiär leicht metallhöffige hydrothermale Erzgänge in Quarz gebildet, die an einigen Stellen bereits im Mittelalter und verstärkt in der beginnenden Neuzeit abgebaut wurden. Bergbauversuche fanden z.B. am Sonneberg bei Waltersdorf, im Gebiet von Engelsberg und Christophsgrund östlich von Kratzau sowie links vom Schöber im Kohlhautals zwischen dem Ziegenrücken und dem Hörndel statt. 


Zwei öffentlich zugängliche Stollen, die nach 1700 abgetäuft wurden, sind im "Schleinitzer Ländchen" in Sankt Georgental mittlerweile für Besucher zugänglich gemacht worden. Insbesondere der Besuch des "Stollen des heiligen Evangelista" am Orstausgang von Sank Georgental in Richtung Teichstatt ("an der alten Schmelze") sei hiermit herzlichst empfohlen.

Im Kohlhautal zwischen dem Ziegenrücken und dem Hörndl kann man sich im Rahmen einer kleinen Rundwanderung (ca. 1.5 Stunden - Björnl, zur Empfehlung) über die frühen neuzeitlichen Bergbauversuche entlang der Lausitzer Verwerfung sehr gut informieren. Enthusiasten aus Sankt Georgental haben die interessanten Stellen mit Informationstafeln versehen (leider nur in Tschechisch), welche auf die Bergbaurelikte (Stollen-Mundlöcher, Pingen, Halden) hinweisen, an denen man sonst wahrscheinlich achtlos vorüber gehen würde.


Es gibt zwei empfehlenswerte Zugänge zum Kohlhautal. Entweder von Niedergrund aus an der "Schneckenfabrik" vorbei - immer an der Kohlhau entlang - oder von Innozenzidorf aus, wo man das Auto am besten am Restaurant "Zum alten Schöber" parkt mit der Maßgabe, dort nach der kleinen Wanderung einzukehren. Geht man von dort über die Schöberstraße, dann findet man ein paar Meter die Straße hinauf schnell die kleine Brücke über das Goldflössel mit dem Weg zum Kohlhautal, welches man als Wiesengrund schon nach wenigen Minuten erreicht. Dort steht auch die erste Informationstafel, aus der man auch ohne tiefere Sprachkenntnisse entnehmen kann, daß der Rundweg durch eine grüne Wegmarkierung gekennzeichnet ist. Ihr wollen wir jetzt bergan folgen.


Das erste Ziel ist eine kleine, mit Basaltsäulen eingefaßte Quelle - der Fürstenbrunn.


Etwas dahinter, am Ende eines Trampelpfades, findet man das Mundloch des Antonisstollen.


Er geht ca. 200 m in den Berg hinein und ist natürlich verschlossen und vergittert. Er wurde durch stark geschieferten Granit vorangetrieben. Er scheint aber kaum Erze enthalten zu haben, so daß man vermutet, daß er eher für die Entwässerung der weiter oben am Ziegenrücken gelegenen Stollen dienen sollte.

Der nächste Stollen liegt ein wenig bergauf des Weges auf der linken Seite am Hang des Hörndl. Auch hier ist die Hinweistafel nützlich, denn das Mundloch ist vom Wanderweg aus nicht erkennbar. Um dorthin zu gelangen, braucht man aber auch hier nur den ca. 100 m langen Trampelpfad zu folgen, wobei aber die Kohlhau zu überqueren ist (keine Brücke!).



Der knapp 200 m lange Stollen führt durch die Kontaktzone zwischen Granodiorit und Grünschiefer und diente wahrscheinlich der Entwässerung der darüber liegenden "Grube Berghaus". Heute ist sie Tag- und Winterquartier eines halben Dutzend Fledermausarten und deshalb (zu recht) nicht zugänglich. Außerdem steht in ihr Wasser, welches über ein Stahlrohr in die Kohlhau abgeleitet wird.


Wieder ein paar Hundert Meter bergan gelangt man zum weiträumigen Abbaugebiet der "Grube Berghaus". Dort befinden sich mehrere (auch verschüttete) Stollen sowie eine ganze Anzahl von Halden, die von der Kohlhau durchschnitten werden.


Gerade im Bachbett kann man sehr schöne Stücke amorphen Quarz finden die den Eindruck mehren, daß vielleicht nicht Silbererz und Bleiglanz das Ziel der Bergleute waren. Quarz wurde damals (im 16 und 17. Jhd.) in großer Menge zur Herstellung von qualitativ hochwertigen Glas benötigt. Und dieses Quarz gibt es hier in Menge.



Geht man den Wanderweg weiter, dann gelangt man irgendwann auf den Teufelsplan. Hier steht Sandstein an was dem Kenner anzeigt, daß man die Verwerfungszone überschritten hat. Er wurde hier in mehreren kleineren Steinbrüchen abgebaut.

Zurück geht es über den Ziegenrücken. Hier ist insbesondere ein 1999 freigelegter und ca. 10 m tiefer senkrechter Schacht bemerkenswert. Er ist mit einem Metallgitter abgedeckt - wahrscheinlich damit man nicht aus Versehen hinein fällt und ersäuft, denn er ist mit Wasser gefüllt... Da von ihm keine weiteren Schächte abgehen ist sein ursprünglicher Zweck etwas zweifelhaft.



An einer abgesperrten Pinge vorbei gelangt man bergab wieder zurück zum Weg nach Innozenzidorf, wo die netten Wirtsleute vom "Stary Stozek" schon auf neue Gäste warten... 

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