Dienstag, 10. September 2013

Tour in die Felsenstadt von Przihras (Příhrazy)

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz

Das Böhmische Paradies (Český ráj) wurde 1955 als Landschaftsschutzgebiet ausgerufen und war damit das erste dieser Art in Tschechien. Es gliedert sich in mehrere Bereiche. In diesem relativ kleinen Areal befinden sich 11 Sandsteinfelsenstädte, die in soweit einzigartig sind, dass sie im Jahre 2005 zum Bestandteil des Europäischen Geoparks der UNESCO erhoben wurden. (http://de.wikipedia.org/wiki/Geopark). Eine dieser Felsenstädte ist die Příhrazské skály. Von der Ortschaft Przihras aus gelangt man in den Felsenkessel, der ein Eldorado für Bergsteiger ist. Gewiß wird man an schönen Tagen an den dort empor wachsenden Felsnadeln die Kletterer bei ihren waghalsigen Touren beobachten können. Einer der bekanntesten und am schwierigsten zu ersteigende Fels ist die Kobyla. Manfred Kauschka, Sohn von Rudolf Kauschka beschreibt den Gipfel wie folgt: 

'Das Wort Kobyla bedeutet Stute. Der Fels zeigt nämlich von der Breitseite die Form eines schräg nach aufwärts gerichteten Pferdekopfes. Vom Talgrunde und noch höheren Bergrücken aus gesehen gleicht der Fels einer wuchtigen Keule auf sehr schlankem Stiele. Deswegen wohl auch der Name Wotanskeule.'

M. Kauschka gelang im Jahre 1937 die Erstbesteigung. In der Fachwelt erregte dieses Ereignis nicht ungeteilten Beifall. So veröffentlichte das Mitteilungsblatt des Sächsischen Bergsteigerbundes 1941 folgende Zeilen des Verfassers Paul Hofmann:

'Während ich diese Zeilen schreibe, werde ich die Gedanken nicht mehr los von jener Schandtat, die man unserer herrlichen Kobyla angetan hatte. … Wie oft erfreuten wir uns, wenn wir die stolze Wotanskeule – so nannten wir die Kobyla – erblickten. Sie war für uns die Königin des Gebietes. Keines Menschen Fuß sollte den Gipfelknauf dieser unersteigbaren Säule betreten. Da geschah vor 3 oder 4 Jahren das Unglück. Es kommt ein Mann daher, schlägt in diese kaum 20 Meter hohe Säule vier oder gar noch mehr Ringe und erschlossert sich auf diese schandbare Art den Gipfel. In allen Sportarten des Reichsbundes für Leibesübungen werden unehrliche Kämpfer zur Ordnung gerufen. Leider feierte man diesen Felsenschlosser, indem man seine Tat in einem Artikel verherrlichte.'

(veröffentlicht in 'Rudolf Kauschka' von Albrecht Kittler)

Unabhängig von der sportlichen Bewertung in jener Zeit ringt dem Nichtkletterer die bloße Ansicht der Kobyla die größte Achtung vor der Leistung der Bezwinger dieses Felsturms ab.

Unsere Tour führt uns aber erst zuletzt zu den Przihraser Felsen. Von Przihras geht es zunächst steil hinauf auf den nördlichen Saum der Felsenstadt. Bereits hier bietet sich ein herrlicher Blick über die Landschaft, vom Riesengebirge bis zum Jeschken. Die nächsten Kilometer führt der Weg immer am Rand der Felsgalerie entlang. Bald rücken die Berge des Lausitzer Gebirges und der Daubaer Schweiz ins Blickfeld. Von der Autobahn Prag - Turnau (Turnov) ist dieses Gebirge aus Sandstein gut zu sehen. Weitläufig zieht der Weg um den Mannsberg (Mužský) herum. Von den Wiesen, die den Gipfel umgeben, zeigt sich ein großartiges Panorama. Im österreichisch-preußischen Krieg 1866 wurde hier ein österreichisches Feldjägerbataillon aufgerieben. Auf dem Gipfel erinnert ein Gedenkstein an die Gefallenen.

Am 'Schergenstübchen' wendet sich der Weg nach Süden und nach weiteren 4 Kilometern ist die Felsenburg Walletschow (Valečov) erreicht. Die Burg wurde im frühen 14. Jahrhundert auf einem Sandsteinfelsen erbaut. Ihre Reste erheben sich heute majestätisch über dem Dorf Bossin (Boseň). Die Burg kann gegen ein Entgelt besichtigt werden.

Von Walletschow aus treten wir durch waldreiche Täler den Rückweg an, der uns zuletzt wieder hinauf auf den felsigen Kamm des Przihrasner Kessels führt. Wagt man sich auf die zahlreichen Austritte auf den Klippen hervor, blickt man auf die Steinriesen der gegenüberliegenden Talseite. Ein schönes Erlebnis am Ende der Tour. Der Abstieg zum Parkplatz dauert dann nur wenige Minuten.




Von hier eröffnet sich ein schöner Blick in die Landschaft vom Riesengebirge bis zum Jeschken


Über dem Kamm: Vysker und Ruine Trosky


Blick zum Jeschkenkamm


Am Mannsberg



Kleiner Weiler am Wege


Im Hintergrund der Kamm des Isergebirges


Felslandschaft um das 'Schergenstübchen'











Burgruine Walletschow






Ländliches Idyll im Böhmischen Paradies


Im Wald versteckt sich der Obětní kámen na Smrkovci, ein mutmaßlich heidnischer Opferstein


An den Talrändern ragen die Felsen empor


Der Stutenkopf


Die Przihrasener Felsen






Wer offenen Auges wandert, entdeckt auch seltene Vögel

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