Wandert man von dem ehemals schönsten Schloß derer von Salm-Reifferscheidt im böhmischen Niederland (Hainspach) auf den Joachimsberg (Jachym), dann gelangt man zur Joachimskapelle, dem Zentrum eines im Jahre 1914 angelegten Kreuzweges. Bereits zuvor stand an dieser Stelle eine dem Heiligen Joachim gewidmete Kapelle, die aber einem Brand zum Opfer gefallen war. Mit großer Anstrengung und feinem Kunstgefühl erbaute man an ihrer Stelle eine neue, noch prächtigere Kapelle im Stil einer kleinen Kirche. Der Altarbogen war mit farbenfrohen Heiligenbildern versehen und selbst an eine kleine Empore über dem Eingang wurde gedacht, die man über eine Holztreppe erreichen konnte. An der Vorderseite brachte man eine Steinplakette mit dem Antlitz des Heiligen Joachim (der Großvater Christus) an und die Säulen schmückten die Gesichter kleiner Engel. Gekrönt wurde alles mit einem kleinen Glockenturm. Aus ihm erschallte jedes Jahr am 26. Juli zu Ehren der Eltern der Jungfrau Maria, Joachim und Anna, ein fröhliches Geläut und die tiefgläubigen Bewohner der Umgebung (insbesondere Lobendau und Hainspach) zogen mit Kind und Kegel auf den Joachimsberg, um zusammen mit ihrem Gemeindepfarrer auf dem Kreuzweg zu beten.
Solche kirchliche Feiertage waren immer große Ereignisse im Leben der Landbevölkerung, die deshalb auch alles taten, um dieses Kleinod zu erhalten. Es war ihre Herzensangelegenheit und Bedürfnis diese für sie Heilige Stelle zu bewahren und zu pflegen.
Der eigentliche Kreuzweg umfaßte 13 Stationen. Die meisten Kreuzwegbilder waren auf Tafeln angebracht, die auf Holzpfählen entlang des Weges hinauf zum Gipfel des Joachimsberges standen. Nur die Letzten waren aus Stein gearbeitet und standen in einem Kreis um die Kapelle herum:
Etwas schräg hebt sich aus diesem Steinkreis noch die Grabeskapelle heraus, von der heute nur noch ein paar Grundmauern erhalten geblieben sind:
Mit dem Ende des zweiten Weltkrieges war dann auch das Schicksal des Kreuzweges besiegelt. Die hier lebenden Menschen wurden vertrieben und die Neuankömmlinge hatten andere Sorgen, als sich um die Kulturdenkmäler ihrer neuen Heimat zu kümmern. Es kam dann sogar eine Zeit, wo man sich hoch verdächtig machte, wenn man seinen christlichen Glauben offenbarte. Am 26. Juli erschallten keine Glocken mehr vom Joachimsberg herunter und letztendlich erstiegen Leute den Kalvarienberg, nur um die Kapelle zu plündern und zu zerstören. Und so zeigt sie sich uns noch heute.
Aber sie ist nicht vergessen. Eine kleine Ausstellung in der Lorettokapelle in Rumburg (die wir im Frühjahr besucht haben) erinnert an die erstaunlich vielen Kreuzwege, die im Schluckenauer Zipfel im Laufe der letzten drei Jahrhunderte angelegt wurden. Einige von ihnen werden bereits wieder instand gesetzt und gepflegt und mehrsprachige Tafeln erzählen von ihrer Geschichte und den Menschen, denen sie einmal wichtig waren. Und auch das ist ein Grund, wieder einmal auf den Joachimsberg zu wandern...
Und hin und wieder wird in der Kapelle auf einem kleinen Altar aus Ziegelsteinen eine Kerze angezündet...
Und hin und wieder wird in der Kapelle auf einem kleinen Altar aus Ziegelsteinen eine Kerze angezündet...
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