Samstag, 26. Oktober 2013

Kakteen


Der von der deutschen Rechtschreibkommision geplagte Bürger muß oftmals zweimal überlegen, ob der Plural von „Kaktus“ „Kaktusse“ oder „Kakteen“ ist. Dabei waren die Kakteen bis zur Regierungszeit des portugiesischen Königs Johann des Zweiten (1455-1495) in Europa vollkommen unbekannt. Das lag einfach daran, daß sie nur in Amerika in großer Zahl wachsen. Also segelte 1492 Christoph Kolumbus schnell mal nach „Westindien“, um neben vielen anderen interessanten Sachen auch den Melokaktus nach Europa zu bringen. Als dann ein paar Hundert Jahre später Carl von Linne’ die Kakteen in seine Nomenklatura aufnehmen wollte, fielen ihm gerade mal 24 verschiedene Arten ein, für die er die Gattung „Cactus“ reservierte. Nochmals Hundert Jahre später wurde das Sammeln, Pflegen und Kultivieren von Kakteen ein liebenswertes Hobby vieler Kakteenfreunde, die sich in großen Vereinen organisierten und sogar Expeditionen nach Mexiko unternahmen, nur um diesen stacheligen Gesellen habhaft zu werden. Carl Spitzweg hat solch eine Spezies von Kakteenfreund in seinem Bild „Der Kaktusfreund“ verewigt. 

Kakteen gibt es in allen Größen. Von der pflaumengroßen kleinen stacheligen Kugel bis zum riesigen Säulenkaktus, in deren inneren Spechte brüten und ihre Jungen aufziehen, gibt es über 3000 verschiedene Arten, die hauptsächlich in Nord- und Mittel- und Südamerika verbreitet sind. Ein besonders eindrucksvolles und auch typisches Exemplar ist der Schwiegermuttersessel (Echinocactus grusonii), der in vielen Wohnzimmern heimisch, aber in der freien Natur (z.B. Kanaren) quasi ausgestorben ist. Der Florist sagt auch „Igelkaktus“ dazu, da er sich wie ein Igel ringsherum mit Stacheln umgibt. 

Wenn Kakteen einmal blühen, dann blühen sie sehr schön  (z.B. Echinopsis) oder / und sehr kurz (Selenicereus grandiflorus). Wenn Letztere (die Königin der Nacht) einmal blüht, haben sogar manche Botanische Gärten nachts bis nach Mitternacht geöffnet. Nur mit der Bestäubung wird es meistens nichts, denn in der freien Natur besorgen das die Fledermäuse.

Der Kaktus ist eine Pflanze, die optimal an trockene Standorte angepaßt ist. Ihre Blätter haben sich zu Dornen entwickelt, damit sie weniger oft von pflanzenfressenden Tieren gefressen werden. Ihre Kugelform vereinigt geringe Oberfläche mit maximalen Flüssigkeitsspeicher und ihre derbe Haut schützt sie vor der heißen Sonnenstrahlung. Da sie keine großen Ansprüche an ihren Standort stellen, sind sie oft schon mit einem kleinen Blumentopf zufrieden was wiederum dem Kakteenfreund entgegenkommt.

Kakteen haben viele Künstler zu ungeahnten Leistungen inspiriert. Ohne dem Ohrwurm „Mein kleiner grüner Kaktus“ wären die Comedian Harmonist heute wohl schon längst vergessen.





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