Eigentlich war die Tour den Bösigen-Bergen (Bezděz) gewidmet. Von allen Höhen des weiteren Umlandes provoziert der Doppelgipfel mit der Burg das Auge des Betrachters, ohne dass ich es selbst schon einmal aus der Nähe gesehen hätte. Das ruft nach Taten. Während der Hinfahrt schienen sich Herbstnebel langsam aufzulösen und die Silhouetten der Berge nahmen immer mehr Kontur an. Das Bemühen der Sonne, sich gegen den Dunst durchzusetzen, war dann allerdings vergeblich und so blieb es herbstlich trüb an diesem Tage. Da muss man auch mal den Mut haben, spontan das Vorhaben umzudeklarieren. Wer kennt zum Beispiel die am Wege liegenden Schlattenberge (Slatinné vrchy) ? Ein schönes Wanderziel auch das, wie wir festgestellt haben.
Am Heidemühlteich (Břehyňský rybník) befindet sich ein Wanderparkplatz. Ein paar Meter davon fließt das Wasser donnernd durch einen künstlich angelegten Klamm ab und speist den bekannten Großteich (Máchovo jezero) bei Hirschberg (Doksy). Der Teich wurde bereits im 13. Jahrhundert angelegt und ist heute ein Naturreservat. Über den Schilfbarrieren am gegenüberliegenden Ufer erhebt sich das Massiv der Bösige, davor aber die Schlattenberge, wie sie in alten Karten genannt werden. Die tschechische Bezeichnung 'slatinné' beschreibt im eigenen Sinne wohl eher den Begriff 'Torf'.
Auf die Schlattenberge führen keine markierten Wege, ein Grund mehr, darauf neugierig zu sein. Der Weg dahin ist etwas dröge. Am Anfang erheben sich im Wald noch einige Sandsteinblöcke. Der Hauptfels, der Königsthron (Králův stolec), ist begehbar. Kaiser Karl IV soll sich hier im Jahre 1360 ausgeruht haben, wie es heißt, hatte er damals von hier noch Sicht auf den See. Weiter geht es zu den Schlattenbergen durch Kiefernwälder auf alten Panzerstraßen. Auch der spätere Rückweg von den Bösigen zum Heidemühlteich bringt wenig Abwechslung, hier kommen eher Pilzsucher zu ihrem Vergnügen.
Die Schlattenberge sind von kleinen Schluchten umgeben, durch welche die Pfade nach oben gelangen. Ein Kragen von Sandsteinfelsen umfasst den Höhenzug. Wie häufig in diesem vulkanisch geprägten Gebiet wurde der Sandstein durch erkaltendes Magma durchstoßen, so dass frei liegende Basaltblöcke die Gipfel der Berge markieren. Auf dem schön profilierten Plateau hat sich Buchenwald angesiedelt. Würde die Herbstsonne scheinen, wäre die Halle unter dem Blätterdach in goldenes Licht getaucht. Nach Norden öffnet sich der Blick zu den Bergen des Kummergebirges, (Hradčanské stěny), zu den Buchbergen und zur den Teichen um Hirschberg. Südlich treten die Bösige verdeckt hinter den Bäumen hervor und erscheinen aufgrund ihrer verhältnismäßigen Größe zu den Schattenbergen sehr mächtig.
Die Bösige meinen es heute nicht gut mit uns, denn nicht nur die fehlende Sicht dämpft das Vergnügen. Die Burg ist verschlossen und wird zu dieser Jahreszeit nur an Wochenenden geöffnet. Eine gute Beschreibung der Anlage und zu ihrer Geschichte gibt es natürlich auf den Naturwunderseiten und mangels fotografischer Eigenleistung an diesem Tag verweise ich neidlos auf andere Bildquellen.
Interessant ist noch die Landschaft südlich der Berge. Man findet hier eine liebliche Parklandschaft, mit ungewohnter Sicht auf die Burg. Diese Eindrücke laden dazu ein, das Gebiet der Bösige ein andermal aus Richtung Weißwasser (Bělá pod Bezdězem) zu erwandern.
Am Königsthron ("Karlsruhe")
Großer Petzberg links (Pecopala) und Buchberge (rechts)
Blick von den Schattenbergen
Basaltfelsen am Gipfel der Schattenberge
Der Kleine Bösigberg erhebt sich über die Schattenberge
Die Schattenberge sind von Tälern zerfurcht
Am alten Steinbruch des kleinen Bösig
Herbststimmung an den Bösigen
Aufgang zur Burg auf dem Bösigberg
Die Bösigburg aus ungewohnter Blickrichtung
Zeit der Herbstzeitlosen
Parklandschaft südlich der Bösigberge
Harvester & Co. Haben sich im Wald ausgetobt
Es gibt noch Pilze
Ablauf des Heidemühlteiches, im Hintergrund die Buchberge
www.wincontact.de
Bei den Bildunterschriften muss es richtig heißen : Schlattenberge
AntwortenLöschenBjörn Ehrlich