Welcher Freund des Riesengebirges kennt nicht den 'Freundschaftsweg', den zur Schneekoppe führenden grenzüberschreitenden Kammweg? Die Freundschaft zwischen den Völkern war bis 1989 so innig, daß die Freunde aus der früheren DDR durch die (vorwiegend polnischen) Grenzer an der Benutzung dieses Weges gehindert wurden. Die Benutzung des Weges war für Deutsche verboten. Ich hatte das 'Glück', in jenen Jahren diesen Kammweg immer nur bei schlechtem Wetter und Nebel gegangen zu sein. Die Posten waren da wenig präsent und wenn man getatzt wurde, schlich man sich ein Stück weiter wieder auf die Piste, allerdings immer mit etwas Respekt vor der Staatsmacht, denn die Verhältnisse waren ungleich grimmiger. Irgendwie konnte ich die Tour immer zu Ende bringen. Eher heiter ist die Erinnerung an einen Abstieg von der Schneekoppe. Da waren so viele 'Illegale' unterwegs, daß der Grenzer vollständig überfordert war und hilflos der Wanderbewegung zusehen mußte.
Die heutige Wanderung entschädigte für die vielen erlebten Schlechtwettertage im Riesengebirge. Es ist Kaiserwetter und die Koppe steht auf dem Programm. Wir starten an der Spindlerbaude, folgen dem Kammweg und schlagen dann den eigentlich als Winterweg gedachten Pfad über die Teufelswiese ein. Es wird bald klar, warum dieser Weg als Winterweg markiert ist. Er führt durch das Moor und die Passage ist nur möglich, weil nach dem ersten Frost der Boden erstarrt ist, so daß man fast trockenen Fußes durchkommt. Es herrscht eine ruhige Herbststimmung, von der man nur durch das andauernde Röhren eines Hirsches abgelenkt wird. Man ist eins mit der Natur und des Dichters Wort kommt in den Sinn
Auf den Bergen ist Freiheit! Der Hauch der Grüfte
steigt nicht empor in die reinen Lüfte!
(Friedrich Schiller)
Eigentlich wollte ich mir diesen Spruch für die Schneekoppe aufheben. Aber er wäre dort fehl am Platze. Es geht dort zu, wie auf einem Ameisenhaufen. Obwohl der neue Lift aus Petzer (Pec pod Sněžkou) noch im Bau und auch die polnische Seilbahn nicht in Betrieb ist, herrscht hier ein unüberschaubares Gewimmel. Die polnische Baude auf der Koppe ist überfüllt und ein Kassierer streicht unablässig Bares für die Benutzung der Toilette ein. Ein Bombengeschäft mit einem Geschäft! Wer Weitsicht hat, erledigt das zuvor ganz entspannt in der Wiesenbaude.
Die Wiesenbaude ist die größte und älteste Baude im Riesengebirge. Sie wurde bereits 1623 errichtet, brannte mehrfach ab, wurde immer wieder aufgebaut und erweitert. Im Jahre 2003 war sie in einem desolaten Zustand, so daß die Kunde umging, diese Traditionsherberge würde endgültig abgerissen. Der Kelch ging an der Baude vorbei. Sie wurde renoviert, verfügt heute über eine Übernachtungskapazität von 150 Betten und ist auf die Verpflegung großer Besucherzahlen eingerichtet! Den Initiatoren der Rettung des Hauses gebührt unbeschränkter Dank. Und das noch: der Toilettenbesuch ist frei !
Lange hält es uns bei dem Menschenauflauf nicht auf der Schneekoppe. Trotzdem ist der Blick in die weite Runde immer ein besonderes Erlebnis, gerade an den Tagen, da dem Wanderer eine Sicht wie heute beschert wird. Der Rückweg führt uns auf polnischer Seite entlang der Ränder der Felskessel am Kleinen und Großen Teich und vorbei an den Mittagssteinen. Solide endet die Tour bei Kaffee und Heidelbeerkuchen in der Spindlerbaude.
Das Jugendkammhaus (Schronisko Odrozenie)
Aufstieg von der Spindlerbaude (Spindlerova bouda)
Weg zur Teufelswiese 2013
Weg zur Teufelswiese 1977
An der Teufelswiese (Čertova louka)
Die Wiesenbaude (Luční bouda)
Hin zur Schneekoppe (Sněžka)
Blicke von der Schneekoppe
Abstieg von der Schneekoppe 2013
Abstieg von der Schneekoppe 1978
Das Schlesierhaus (Schronisko Dom Śląski)
Kleiner Teich mit Teichbaude ((Schronisko Samotnia), im Hintergrund die Hampelbaude (Schronisko Strzecha Akademicka)
Blick zurück zur 'Koppe'
Der Große Teich
Auf dem Kammweg
Die Mittagssteine (Słonecznik)
Abstieg zur Spindlerbaude
Die Spindlerbaude
www.wincontact.de
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