Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz
Was treibt einen dazu, die
Wanderschuhe
anzuziehen und sich hinaus ins Freie zu begeben ? Die Natur
genießen,
sportlichen Ehrgeiz befriedigen, Ausgleich suchen und die Probleme
des Alltags hinter sich lassen, Einsamkeit oder Geselligkeit mit
Freunden erleben – egal, Gründe dafür gibt es viele. Nimmt man
Notiz von den Publikationen der Touristikverbände, von den bunten
Prospekten (heute Flyer genannt) und von den Informationstafeln im
Gelände, so hat man den Eindruck, Wandern sei in Mode gekommen.
Allein auf unseren Wegen finden wir das selten bestätigt.
Allerdings
liegen diese Wege oft abseits der Magistralen. Oft begegnet man
gerade hier am ehesten der Schönheit der Natur und der Landschaft
und erlebt Überraschendes.
Eine selbstverständliche Erwartung an
eine Wanderung sind schöne Aussichten, insbesondere, wenn die
umgebende Landschaft ein Hingucker ist. Die Tour zum Gickelsberg
am ersten (metereologischen) Frühlingstag des Jahres erfüllt
diesbezüglich alle Wünsche. Diese Strecke im westlichen Teil des
Isergebirges führt überwiegend über Wiesen und Felder, so daß der
Blick den gesamten Kamm des Lausitzer Gebirges sowie auf den
Jeschkenkamm erfaßt. Wer sich ein wenig auskennt, wird hinter den
Bergen des Lausitzer Gebirges noch das Konterfei versteckter
Erhebungen der Daubaer Schweiz (Wilhoscht), des Böhmischen
Mittelgebirges (Ronberg, Koselberg) und auch des Lausitzer
Gebirges
(Kleis, Tölzberg, Limberg, Falkenberg) ausmachen können. Am Gipfel
des Kahlebergs (Lýsy Vrch) erscheint plötzlich östlich davon der
Höhenzug des Isergebirges, im Vordergrund die Ruine der alten
Mühle von Hohenwald.
Das
Dorf auf dem Seitenkamm des Isergebirges, begründet um 1600,
überlebte die 60-er Jahre des letzten Jahrhunderts nicht.
Auch von der früheren Anwesenheit
einer Baude auf dem Gickelsberg künden nur noch die Fundamente.
Dabei hatte die Baude eine sehr abwechslungsreiche Geschichte.
Erbaut
wurde sie in den 1850-er Jahren, bereits aber 1866 von den Preußen
zerstört. Der Wirt soll den Truppen der KuK-Monarchie ein Zeichen
von der Anwesenheit der preußischen Armee durch Aufziehen einer
Fahne gegeben haben. Die Wirtschaft wurde 1872 wieder aufgebaut
und
erfreute sich der Beliebtheit der Gäste sowohl von deutscher Seite
(Lichtenberg/Jasna Gora) als auch von Ober Wittig (Horní Vítkov)
auf böhmischer Seite. In Zeiten der Brüderlichkeit und
Freundschaft
wurde die Baude nach dem 2. Weltkrieg zerstört, denn es war ja
Grenzgebiet und der Berg wurde ohnehin kaum noch besucht. Wie man
hört, gibt es Überlegungen, den Gipfel wieder zu beleben. Ob das
erfolgversprechend ist, mag bezweifelt werden. Wichtig zu wissen
ist
noch, daß der Wirt der Gickelsbergbaude von 1897 vom Blitz
erschlagen wurde. Obacht also bei Gewitter auf hohen Bergen !
Passend zu dem heutigen Frühlingstag
das Gedicht von Hermann Hesse
Märzsonne
Trunken von früher Glut
Taumelt ein gelber Falter.
Sitzend
am Fenster ruht
Schläfrig gebückt ein Alter.
Singend durch Frühlingslaub
Ist er einst ausgezogen.
So
vieler Straßen Staub
Hat sein Haar überflogen.
Zwar der blühende Baum
Und die Falter die gelben
Scheinen
gealtert kaum,
Scheinen heut noch dieselben.
Doch es sind Farbe und Duft
Dünner geworden und leerer,
Kühler
das Licht und die Luft
Strenger zu atmen und schwerer.
Frühling summt bienenleis
Seine Gesänge, die holden,
Himmel
schwingt blau und weiß,
Falter entflattert golden.
Das frische Grün der Saat auf den Feldern um den Gickelsberg
Auch in dem abgelegenen Gelände um den Gickelsberg wurde der Winter für die Baumpflege genutzt
Zahlreiche Hochstände auf den weitläufigen Flächen um den Gickelsberg lassen auf einen guten Wildbestand schließen
Schloß Grafenstein vor der Silhouette des Hochwald
Der Jeschken (Ještěd)
Über den Gickelsberg führt die polnisch-tschechische Grenze
Fundament der alten Gickelsbergbaude
Blick von der Lehne des Kahleberges über den Gickelsberg zum Lausitzer Gebirge
… und über die alte Mühle von Hohenwald (Výsoky) zu den Höhen des Isergebirges
Blick vom Steinberg (Kameništé) zum Gickelsberg und dem Lausitzer Gebirge in der Ferne
Blick über Hohendorf (Vysoká) zum Jeschken
Die Frühjahrslämmer sind da
Ein Ausflug lohnt zur Ranch in Hohendorf
Frühling am Feldbach (Od Kameništé)
Letzter Blick für heute zum Gickelsberg
Kratzau (Chrastava) mit Jeschken
gibt es nicht mehr...
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Herr Scholz , danke für die tolle Arbeit zur Heimatgeschichte ! Dipl.-Ing. ........
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