Freitag, 9. Mai 2014

Von Rosendorf zum Belvedere

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz

Gedanklich abgeschieden und doch erstaunlich belebt ist das Plateau auf der Sandsteinplatte zwischen Rosendorf (Růžová), welches durch Kamnitzbach und Elbe eingeklemmt ist. Eine gute Beschreibung dazu finden wir im Kronprinzenwerk

'Durch den wilden Kamnitzbach, der unfern des Waldsteinteichs bei Falkenau seinen Ursprung hat und bei Herrnskretschen in die Elbe fällt, in deren hellerer Flut sein dunkles Gewässer zu Zeiten eine Art Platanenblatt zu bilden scheint, zerfällt das Sandsteinland in zwei Hälften. Links des Kamnitzbaches zieht sich bis hart an die Elbe ein fast ununterbrochenes Hochland, außer vom Rosenberge nur hier und da von flachen oder unbedeutenden Hügeln überragt, unter denen der Heinhübel, der Rosendorfer Hutberg, der Poppenberg und vielleicht auch der Rechenberg und der Vogelberg zu nennen sind. Über der Elbe erhebt sich die steile und und an schönen Aussichtspunkten reiche Elbekante zu einer Höhe von 292 Meter (Leopoldshöhe) bis 430 Meter (Rosenkamm). In diesem Hochlande haben nur unbedeutende Wässerchen sich Bahn gebrochen, so der Goldbach, welcher sein Wasser aus dem Ohlischer Teiche durch das romantische Goldbachthal nach Jonsbach führt, dann der Laubebach, dessen Quelle die Tetschner Wasserleitung speist, und die Dürrkamnitz, an welcher einst eine bei den Naturfreunden sehr beliebte Mühle klapperte.' 

Von Windisch Kamnitz (Srbská Kamenice) führt eine Straße hoch nach Rosendorf, welches, so scheint es, hinter dem mächtigen Massiv des Rosenberg (Růžovský vrch) seinen Schutz sucht. Die Dörfer auf dem Plateau hinterlassen einen sehr gepflegten Eindruck, die sanierte Kirche von Rosendorf (1988 abgebrannt und 2000 wieder geweiht) bestimmt das Ortsbild. Hier beginnen wir mit unserer Tour und wandern über die Flur hinüber nach Jonsdorf (Janov), vor Augen stets die Wände jenseits des Kamnitztales, dort, wo sich der Gabrielensteig von Rainwiese (Mezní Louka) zum Prebischtor (Pravčická brána) an den Felsen entlang schlängelt. Jonsdorf überrascht uns mit einer stattlichen Anzahl von Restaurationen, man muss nicht hungernd und dürstend weiter ziehen; vorteilhaft, weil bis zum Belvedere noch ein gutes Stück Weg zurückzulegen ist. Vielleicht erscheint das Belvedere heute ein wenig archaisch, aber immerhin gilt es als die älteste Aussicht der Böhmischen Schweiz und historische Wanderführer wissen das auch entsprechend herauszustellen. (Handbuch für Reisende in dem österreichischen Kaiserstaate, 1829)

'Herrnskretschen ist zwey starke Stunden von Tetschen gelegen. Am rechten Ufer der Elbe, 1 ½ Stunde nördlich von Tetschen und eine halbe Stunde südlich von Herrnskretschen zwischen den Dörfern Elbleiten und Binsdorf, ist das berühmte Belvedere, das in einem von dem Elbstrome aufsteigenden Felsen ausgehauen ist. Von Elbleiten führt der Weg durch die Hundskirche, eine 2 bis 2 ½ Ellen hohe Oeffnung, bis an den Gipfel des Belvedereberges. Man lenkt dann rechts ein bis an jene Krümmung, die die Elbe gegen Ost macht, und auf dieser ist das in Sandstein gehauene Belvedere. Es ist ein, auf einem aufspringenden Winkel des Sandsteingebirges in dasselbe gehauener ziemlich geräumiger, geebneter Platz, der von allen Seiten mit einer Einfassung aus demselben Sandsteine umgeben ist, an der wieder 12 Sitze aus Sandstein stehen. Auf diesen Platz führen 12 Stufen, die 5 ½ Ellen haben, hinab. Im Hintergrunde sieht man eine geräumige Grotte in Sandstein gehauen, die ziemlich hoch ist. Etwas gegen Westen liegt die sogenannte Citadelle, ein verschiedentlich eckiger gleichfalls mit einer Einfassung versehener Platz auf einer anderen ausspringenden Sandsteinwand. In die Einfassung sind nach allen Richtungen Schießlöcher eingehauen, um erforderlichen Falls kleine Mörser aufzuführen. Die Aussicht von diesem Orte auf die in einem tiefen Abgrunde strömende Elbe und auf die jenseits des Flusses steil herabstürzenden Sandsteinwände, ist sehr romantisch. ... '.

Nun, die Mörser haben wir nicht gesehen, weitreichendere Geschosse stehen heute irgendwo anders in Tschechien und Polen. Wie man sieht, hat man nichts dazu gelernt. Im übrigen ist der Ausblick auf die Elbe von den Felstürmen etwas südlich vom Belvedere weitaus attraktiver.

Es sei noch empfohlen, die Wanderung mit einem Besuch der Dürrkamnitzschlucht (údolí Suché Kamenice) zu verbinden. Die Felslandschaft ist beeindruckend und es ist kaum vorstellbar, daß hier in früheren Zeiten offenbar Gespanne ihren Weg durch den Grund genommen haben. Jedenfalls deuten Spurrinnen, die noch stellenweise im felsigen Untergrund zu sehen sind, darauf hin.

Einen freundlichen Dank noch an Herrn Döring aus Oberzella.



Auf den Fluren um Rosendorf, im Hintergrund die Sandsteinwände um das Prebischtor


Der Rosenberg


Der Zirkelstein


Blick über Jonsdorf zum Rosenberg


In Jonsdorf mangelt es nicht an gastronomischen Einrichtungen


 Durch die Schlucht der Dürrkamnitz






Stellenweise findet man noch alte Spurrinnen für Pferdegespanne




Am Belvedere



      Felsbalkone über dem Elbtal




Durch die Dürrkamnitzschlucht hinauf nach Arnsdorf (Arnoltice)



Die Arnsdorfer Kirche


Blick zum Rosenberge


n Rosendorf





Hinweis nebenbei - Solides Schuhwerk ist eine selbstverständliche Voraussetzung für jede Wanderung

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