Sonntag, 10. August 2014

Wanderung zum Taubenhaus (Holubnik) im Isergebirge

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz

Durch schwere Umweltschäden zu Beginn der 80-er Jahre des 20. Jahrhunderts hat das Isergebirge (Jizerské hory) einiges von seinem Reiz verloren. Flächenweise starben nach dem schweren Winter 1978/79 die von den Rauchgasen der umliegenden Industrielandschaft, insbesondere der Kraftwerke, angegriffenen Nadelwälder. Es erfolgte eine radikale Abholzung, stufenweise aber auch eine Wiederaufforstung. Ein schwacher Trost: von den Gipfeln war das gesamte Gebirge samt seiner Nachbarregionen zu überschauen und manche im Wald verborgenen Kleinode wurden plötzlich sichtbar, die herrlichen Granitfelsen – Zeugen der erdgeschichtlichen Entwicklung. In den Schluchten des Nordhangs blieben sie in den Buchenwäldern verborgen, aber auf den Kämmen und den Gipfeln sind sie weithin erkennbar. So am Mittelkamm, am Wälschen Kamm, auf dem Siechhübel (Jizera), dem Wittigberg (Smědavská hora), dem Käuligen Berg (Klínový vrch), dem Schwarzen Berg (Černá hora) oder dem Taubenhaus. Diese Steine hinterlassen einen so starken Eindruck, daß Künstler sie immer wieder zum Thema ihrer Arbeiten machten, stellvertretend genannt Leutelt, Kauschka, Weiss, Simm. Otokar Simm veröffentlichte gar sein Buch mit dem Titel 'Die Poesie des Isergebirgsgranits'. Darin heißt es :

'Die Felsen und Granitblöcke des Isergebirges sind graubraun und grobkörnbig, ihre Oberfläche ist durchzogen von tiefen Furchen der Kamine und Risse. Anders sehen sie in den Strahlen der Sonne aus, anders bei Regen oder im Nebel, nicht wiederzuerkennen sind sie, wenn Reifkristalle sie verzieren oder der erste Schnee sie bestäubt. Sie sind oft mit Heidelbeer- oder Preiselbeerkraut bewachsen, und im hohen Farnkraut führen kaum erkennbare Pfade zu ihnen. Die grünen Polster des Mooses und die zähen silbergrauen Flechten, die ihre Existenz mit dem Fels verbunden haben, prunken mit ihren klaren Farben und glitzernden Tautropfen, wann immer sie mit Feuchtigkeit beschenkt werden. 


Verweile Wanderer und betrachte die ewige Verbindung der belebten mit der unbelebten Natur ! Im rauen Antlitz des Granits und in seinen Formen findest Du einmalige Schönheit und unverkennbare Poesie.'

Vogelkuppen (Ptačí kupy), Taubenhaus und Schwarzer Berg sind heute unser Ziel. Um diese im zentralen Bereich des Gebirges gelegenen Erhebungen zu erreichen, bedarf es - egal von welcher Seite man sich nähert - eines ambitionierten Fußmarsches, der auf den teils asphaltierten oder mit Platten ausgelegten Forstwegen recht anstrengend und ermüdend für die Füße sein kann. Aber man wird belohnt. Spätestens beim steilen Anstieg zu den Vogelkuppen kehrt die Spannung zurück und, das Wetter hat sich zum Guten entschieden, es erwartet uns ein schönes Rundgemälde, wie es Reiseschriftsteller gern auszudrücken pflegen. Ein Stück noch geht es nach oben zum Taubenhausgipfel und durch mooriges Gelände weiter hinüber zum Schwarzen Berg. Wer hier schon im Winter war, weiß, wie rau das Klima da sein kann. Damit hat auch der junge Wald zu kämpfen, der besonders am Schwarzen Berg schöne Fortschritte gemacht hat. Sehr bald werden die Schneetürmchen (Sněžné věžičky) und der Teufelssitz (Čertův odpočinek) wieder vom Walde aufgenommen sein, die Narben der letzten Umweltkatastrophe werden verwachsen sein, und auf den Ausblick von hier - so schmerzhaft das sein mag – wird man verzichten müssen. Dann vielleicht wird das Idyll, wie es Simm beschreibt, in Gänze wieder hergestellt sein :

'Das Isergebirge ist die Landschaft der glücklichen Romantiker und begeisterten Träumer. Gemeinsam mit ihnen finden in dieser einmaligen Natur der stillen Freuden und grünen Träume Schriftsteller und Dichter, Maler und Fotografen, Bildhauer und Komponisten ihre Inspirationen. Wer diesem Genius loci dieser nach dem Fluß Iser benannten Berge verfällt, kann ihren Verlockungen nicht widerstehen und muss wieder und wieder zurückkehren.'


An den Vogelkuppen mit weitem Blick ins Schlesische 






Der Weg zum Taubenhaus



Moor auf dem Rücken des Taubenhausberges und Altholz zwischen den jungen Stämmen





Sherpa-Fähnchen auf dem Gipfelfels des Taubenhaus, so zu sehen auch am Geltsch (Sedlo) und am Silberstein (Střbrnik)


Der Gipfelfels des Taubenhaus


Der Anstieg bis zum Gipfel des Schwarzen Berg führt durch Moor über Holzbrücken


Junger Wald versperrt die Sicht beim Felsen Teufelsruh


Wie von Baumeistern aufgesetzt : die Schneetürmchen








Auch die Sicht zum Riesengebirge ist durch Jungwald so gut wie verstellt


Von Süden ist der Aufstieg zum Schwarzen Berg ein Kinderspiel


Der Blattneiteich


Reste des Clam-Gallas'sches Wildgeheges, die man an mehreren Stellen des Isergebirges noch antreffen kann; die gräflichen Wälder und Wildgehege umfassten 46.000 Joch; in einer Jagd-Zeitung von 1859 wird Se. Excellenz Graf Eduard Clam-Gallas, k.k. Feldmarschall Lieutenant und Armee Korps Commandant als guter und 'kalblütiger' Schütze gewürdigt; er befahl 1848 die Anlage eines 10.000 Joch großen Thiergeheges (1 österreichisches Joch = ca. 57,55 ar)




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