Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz
Herbst, das sind die Tage, in denen das warme Licht der Sonne die dahinwelkenden Laubwälder mit einer kräftigen Farbenpracht erfüllt, aber es sind auch die Tage des Nebels, des Regens und des Sturms, der das Laub von den Bäumen zerrt. Ist es ein Glück oder Unglück, wenn man die sonnigen und farblosen Seiten dieser Jahreszeit am gleichen Tag erlebt? Herbstzeit ist für den Wanderer vor allem Isergebirgszeit, wenn an den Nordhängen ein besonderes Schauspiel zu erleben ist. Entlang des schroffen Nordhanges des Isergebirge erstreckt sich das Naturschutzgebiet Jizerskohorské bučiny. Geschützt werden die Buchenbestände, welche ihren Lebensraum mit bizarren Granitfelsen teilen. Im Nordwesten zwischen Saustirn (Svinskě čelo) und Spitzberg (Oldřichovský Špičák) findet man den größten zusammenhängenden Buchenbestand des Reservats, darin die moosbedeckten Steinriesen, die an den Lehnen von Mittagsberg (Poledník), Grubberg (Stržový vrch) und Nesselberg (Kopřivník) aus dem Wald emporragen. Im übrigen verbinden sich mit diesen Felsen auch die Anfänge des Bergsteigens im Isergebirge.
Daher war auch Rudolf Kauschka hier gerne zugegen. 'Vorberge' nannte er diese Gefilde und beschreibt sie mit leidenschaftlichen Worten
'Hier auf diesen felsenreichen Kuppen, an diesen steilen Lehnen stehen weite Laubwälder, so hoch und prächtig wie nirgend sonst in den Iserbergen, viele Quellen rinnen nach Norden zu Tale und die zahllosen Felsen, die in tausenderlei Formen auf dem Waldboden lagern, leuchten mit ihren frischen Moospolstern oft viel lebhafter als der grüne Himmel der Laubkronen. Da blitzen zwischen silbergrauen Buchenstämmen schlohweiße Birken, nachtschwarze Tannenwipfeln spittern das grüne Laubdach und auf verwitternden Felsen surren die Lüfte in den breitgespannten Armen der Föhren.
Wenn im frühen Oktober das große Sterben beginnt, dann ist nichts schöner als hier auf harten, hocherhobenen Zinnen zu ruhen und zu staunen über die ohne Maßen lodernde Herrlichkeit. Und wenn im Mai der Wald sich neu bekränzt, dann baden sich die Lungen im köstlichen Atem des junggrünen Laubes, der um die starren Felsen wogt. Und darum wandern und Klettern wir Bergsteiger am liebsten in diesen Jahreszeiten in den Hemmricher Bergen.'
Wegen dieser 'lodernden Herrlichkeit' haben wir uns an einem durchwachsenen Herbsttag auf den Weg zu den Hemmricher Bergen gemacht. Den direkten Pfad von Buschullersdorf (Oldřichov) zur Weißen Küche (Bílá kuchyně) haben wir verfehlt, so bleibt uns nichts anderes übrig, als einen langweiligen Forstweg dahin zu nehmen. Am Fuß des Mittagsberges (Poledník) treten wir in den Buchenhain ein und erleben die Farbspiele der herbstlichen Natur. Für einen Moment kommt die Sonne heraus und die Welt ist in bester Ordnung. Doch schon kurz darauf fängt es in Strömen zu regnen an. Trotzdem entscheiden wir uns am Hemmrichsattel (Oldřichovské sedlo) noch für den weiteren Aufstieg zum Grubberg. Aus dem Nebel, der jetzt aufgezogen ist, treten die Felsen gespenstisch hervor. Eine halbe Stunde später an der Felsenburg (Skalní hrad) löst sich der Nebel wieder auf. Blauer Himmel und Fernsicht versöhnen uns wieder mit dem zeitweilig tristen Herbsttag.
Spätherbst
Schon mischt sich Rot in der Blätter Grün,
Reseden und Astern im Verblühn,
Die Trauben geschnitten, der Hafer gemäht,
Der Herbst ist da, das Jahr wird spät.
Und doch (ob Herbst auch) die Sonne glüht –
Weg drum mit der Schwermut aus deinem Gemüt!
Banne die Sorge, genieße, was frommt,
Eh Stille, Schnee und Winter kommt.
(Theodor Fontane)
Spritzenhaus der ehemaligen Freiwilligen Feuerwehr in
Buschullersdorf
Blick über Buschullersdorf hinüber zum Spitzberg
Herbstlicher Buchenwald und Felsen am Mittagsberg
Stilles Leben = Stillleben im Walde
Felsen an Nessel- und Grubberg
Im Nebel
Gorillakopf imNebel
Blick von der Felsenburg zum Spitzberg
Endlich schönes Wetter zum Feierabend
Hallo Björn,
AntwortenLöschenGorillas im Nebel - sehr schön!
Grüße aus München,
Tilo