Mittwoch, 21. Januar 2015

Wintertouren 1 – Königshainer Berge nördlich von Görlitz (Oberlausitz)

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz

Für die schönen Touren in Böhmen sind die Zeit und die Farben der Natur in den Wintermonaten etwas knapp und das Wetter ist wenig einladend. Gleichwohl verlangt der Körper nach Bewegung, denn es gilt noch immer : „Mens sana in corpore sano“. Warum sich also nicht in dieser Zeit mit geringem organisatorischen Aufwand einmal der schönen Oberlausitzer Heimat widmen ?

Immerhin bietet die Oberlausitz eine vielleicht nicht so spektakuläre Landschaft wie Böhmen, ist aber trotzdem in ihrer Erscheinung vielfältig und abwechslungsreich. Dem grenznahen Mittelgebirge vorgelagert ist das gefällige Hügelland, an welches sich im Norden das Heide- und Teichgebiet anschließt. Erfreulicherweise haben sich auch um die rekultivierten Restlöcher der Braunkohletagebaue im Laufe der Jahre neue Biotope herausgebildet.

Laut Wikipedia ist das 'Lausitzer Granitmassiv eine weitgehend von Granodiorit geprägte geologische Baueinheit, die weite Teile der Oberlausitz bildet.' Die wenigsten dürften sich darüber im Klaren seien, dass eben dieses Granitmassiv die Begehrlichkeiten einer besonderen Spezies hervorgerufen hat, der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR). Diese Einrichtung beschäftigt sich auch mit der Findung einer künftigen Endlagerstätte für radioaktive Abfälle. In einer Studie aus dem Jahre 1994 wurde eine Reihe geologisch geeigneter Standorte in Deutschland auf ihre Eignung untersucht. Dabei rückte auch die Lausitzer Scholle (Lausitzer Granodioritkomplex) in das Blickfeld (Siehe dazu Seiten 91 ff., 130 der Studie). 

Verständlicherweise wird die Diskussion über den Stand der Untersuchungen nicht in der Öffentlichkeit geführt. Um so mehr sind die Menschen in der Region in dieser Frage zu sensibilisieren, denn unabhängig von den geologischen Gegebenheiten könnte aus Sicht der politischen Entscheidungsträger durchaus ein gesteigertes Interesse an der Lausitzer Scholle gegeben sein. Die dünne Besiedlung, die wirtschaftlich desaströsen Verhältnisse der Gegend und die jederzeit linientreue Politik der gegenwärtigen Landesregierung könnten einen relativ geringen Widerstand gegen etwaige Vorhaben erwarten lassen. Die Denkansätze der Eliten brachte Professor Ragnitz vom Ifo-Institut Dresden in einem Interview der Sächsischen Zeitung im Dezember 2011 auf den Punkt. Auf das Argument 

'Um der Wirtschaft in strukturschwachen Regionen auf die Beine zu helfen, haben Sie angeregt, dort um das Ansiedeln unbeliebter Industrien zu werben

antwortete er : 

'Das stimmt. Für betroffene Regionen kann es auch eine Chance sein, sich um Industrien zu bemühen, die sonst keiner haben will. Etwa um Schweinemast- oder Müllverbrennungsanlagen. '

Er hätte auch noch hinzufügen können 'Endlager für radioaktive Abfallprodokte'. Wachsamkeit ist also gefragt. 

Wir wollen uns derweilen an den noch unberührten landschaftlichen Schönheiten der Lausitzer Scholle erfreuen. Der Granodioritkomplex tritt bei Königshain als Königshainer Granit besonders schön in Erscheinung. Mehr als 200 Jahre wurde dort Granit abgebaut, der für bedeutende Bauvorhaben in Deutschland verwendet wurde. Zu sehen sind die großen, heute gefluteten Steinbrüche. 

Wir erwandern das Landschaftsschutzgebiet von Thiemendorf aus und steigen zunächst zum Hochstein auf, weil wir uns bei dem schönen Wetter vom Aussichtsturm einen weiten Rundblick erhoffen. Leider ist der Aussichtsturm im Winter geschlossen und die Baude ebenfalls (Dienstag Ruhetag). Es erwarten uns also als nächstes die Steinbrüche. Auch hier hat der Mensch bereits hemmungslos Hand an der Natur angelegt, aber die Hinterlassenschaften sind, so wie wir sie heute antreffen, immerhin sehenswert. Zeit ist an diesem Tag noch reichlich vorhanden, so dass wir uns bei dem schönen Wetter noch einen schnellen Abstecher in das Ullersdorfer Teichgebiet gestatten. Wir nehmen uns vor, im Frühjahr hier her zurückzukehren, wenn die Vögel ihre Aktivitäten entfalten. Heute ist hinter dem Schilf nur ein einsamer Kranich dabei zu beobachten, wie er sich die Zeit um die Ohren schlägt.


Ein ehemaliger Trainingsturm für Fallschirmspringer, der einst auf dem Gelände des Görlitzer Freibads stand (erzählte ein Wanderer), wurde als Aussichtsturm auf dem Hochstein aufgestellt.


Hochsteinfelsen mit Baude


Panorama mit Landeskrone, im Hintergrund das Iser- und Riesengebirge an einem 13. Januar 2015


Die Steinbruchlandschaft in den Königshainer Bergen





Ein Museum erinnert an den früheren Steinbruchbetrieb.



Der Totenstein ist eine heidnische Opferstätte





Frühlingslandschaft an einem 13. Januar..





Das Ullersdorfer Teichgebiet - ein El Dorado für Vogelkundler wie dem Blogbetreiber...




Abendstimmung in Thiemendorf




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