Sonntag, 6. Dezember 2015

Wanderung zum Jüttelberg (Jitrovník, Nordböhmen)

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz

Im Wintermodus schalten wir einen Gang tiefer und schauen, ob es in der näheren Umgebung noch unbekannte Ziele gibt, die es zu erkunden lohnt. Im klassischen Sinne ist die Wanderung mehr ein Spaziergang, Hauptsache ist, der Körper bleibt in Bewegung. Die kurzen Tage, die Witterungsbedingungen und die schlafende Natur schränkt die Unternehmungslust ein wenig ein. Aber, zu unserem Erstaunen, erleben wir eine unerwartete Begegnung: von unserem Erscheinen aufgeschreckt erhebt sich ein mächtiger Raubvogel und sucht das Weite. Zuerst wollen wir es kaum glauben, aber es ist eindeutig ein Seeadler. Südlich des Jüttelberges liegen kleinere Teiche verstreut im Gelände. Dort befindet sich offenbar sein Jagdrevier.

Der Jüttelberg ist eine unscheinbare Erhebung nördlich von Königswalde (Království u Šluknova), einem Nachbarort von Schluckenau (Šluknova). In Friedersdorf treten wir die Tour an, überqueren die Grenze nach Georgswalde (Jiříkov) und begeben uns hinauf zum Georgswalder Berg (Toulčí vrch), von da zum heutigen Ziel. Wenn schon mal vor Ort, nehmen wir auch den Gipfel des Jüttelberges in Augenschein, wo einige Granitfelsen das obere Ende des Berges markieren. Wald versperrt die Sicht. Von den südlichen und westlichen Hanglagen des Berges bieten sich jedoch schöne Aussichten über das Böhmische Niederland (Šluknovský výběžek), zu Wolfsberg (Vlčí hora), Jeschken ( Ještěd), dem Kamm des Lausitzer Gebirges und - glaubt man Wikipedia - bei guter Sicht auch zu den Höhen des Iser- und Riesengebirges. 

Im Jahre 1888 wurde auf dem Berg ein Aussichtsturm errichtet, der 1903 wieder einfiel. Dafür erfreute sich die Vogelbaude in schöner Lage auf der Ostseite großer Beliebtheit. Bis 1990 wurde sie noch als Pionierferienlager genutzt und wurde leider 2002 abgerissen. Abgesehen davon, dass das Betreiben einer solchen Einrichtung aus heutiger Sicht mangels Bedarfes sicher wirtschaftlich problematisch sein dürfte, so ist doch der Verlust eines solchen Kulturgutes immer ausgesprochen schmerzlich. Wenn sich ein Abriss nicht vermeiden lässt, sollte man aber wenigstens dafür Sorge tragen, dass eine ordentliche Beräumung der Anlage stattfindet und die Hinterlassenschaften nicht unnötig die Landschaft verschandeln. Abgesehen davon sind die Lagen um den Berg herum ein lohnendes Ausflugsziel für kleinere Ansprüche.


Am Georgswalder Berg scheint es einmal einen Steinbruch gegeben zu haben


Herbstlicher Blick vom Jüttelberg zum Höhenzug des Lausitzer Gebirges


Vogelbaude heute und gestern...




Blick nach Schluckenau




… von Norden zum Jüttelberg


Der Schwarze Teich (Černý rybník) direkt an der Grenze zu Sachsen, wo es unweit davon einen Namensvetter gibt


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