Sonntag, 10. Januar 2016

Wanderung nach Jüdendorf (Nordböhmen)

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz

Das Lausitzer Gebirge liegt direkt vor der Haustür, ist schnell zu erreichen und damit erste Wahl für Wanderungen mit kleineren Ansprüchen. Natürlich nur mit Blick auf den organisatorischen Aufwand. Mit Naturschönheiten ist diese Region nämlich reichlich gesegnet. Auch Siegfried Weiß zählt das Lausitzer Gebirge zu seinen ´vertrauten Landschaften´, allerdings betrachtet von jenseits der Grenze. 

´Hinter der Grenze ist das Gebirge auf verhältnismäßig kleinem Raum mit Verlockungen für Touristen gespickt, besonders im Gebiet von Oybin, Jonsdorf und Zittau. Auf manche Berge fahren Bus-Züge, es gibt viele Restaurants und Konditoreien, das Land lebt vom Tourismus. Es ist jedermanns Sache, was er bevorzugt, ob eine Landschaft mit den Errungenschaften der Zivilisation , oder eine Landschaft, die schon lange nicht mehr unberührt, aber doch noch etwas stiller ist´. 

Wir bevorzugen die etwas stillere Variante auf der böhmischen Seite. Ein immer wieder anziehendes Ziel ist die schöne Sommerfrische Finkendorf (Polesí), wohin es viele Wanderer aus Deutschland zieht, um ein frisches Bierchen zu zischen. Zur Zeit beschränkt sich das Angebot jedoch auf die urige Pension Budulinka, die Pension Sporturia ist gegenwärtig nicht in Betrieb. Dies nur am Rande. 

Weniger bekannt als Finkendorf ist der kleine Weiler Jüdendorf (Židovice ), der sich malerisch in der Nähe von Lämberg (Lvová) in einem Seitental verbirgt. Südlich des Fuchsberges (Liščí hora) öffnet sich die Landschaft, sanfte Wiesen laufen talwärts hin, Schloss Lämberg schaut herüber und der Kegel des Rollberges (Ralsko) ruft sich aus einiger Entfernung in Erinnerung, die alten Häuser von Jüdendorf liegen friedlich in der Senke unterhalb. Es ist jetzt nicht die richtige Jahreszeit für eine Rast im Freien, aber später im Jahr lässt es sich hier gut lagern.

Im übrigen lohnt es sich, die weniger bekannten Wegvarianten abseits des markierten Wegenetzes auszuprobieren. An einer Informationstafel unweit der Tobiaskiefer (Tobiášova borovice), zweigt der Zittauer Weg (Žitavská cesta ) ab (ohne Markierung), der ziemlich eben um den Fuchsberg herum führt, ein herrlich bequemer Wanderweg. Auch für den Rückweg bietet sich eine interessante Wegvariante an. Unmittelbar hinter Finkendorf zieht ein Pfad über den Haidehübel (Černý vrch) hinauf zum Bäckenherrgott (Pekařův kříž), von hier um den Schwarzen Berg herum (immer noch Černý vrch) bis zur Tobiaskiefer. Am Schwarzen Berg mag es vor 100 Jahren anders ausgesehen haben. Paudler zitiert in seiner Kammwegbeschreibung die Reichenberger Zeitung aus 1903 : 

´Eine so wunderschöne Aussicht vermutete hier niemand, und der Führer hatte helle Freude an den Ausrufen der Bewunderung und den Fragen, die an ihn gestellt wurden. Die Aussicht umfasst ein Panorama vom Isergebirge bis zur Lausche. In der Mitte lagern der Jeschken, der Kalkberg, der Roll, das Kummergebirge, der Tolzberg und andere Höhen. Besonders anziehend ist der Blick auf die Ortschaften Pankraz, Ringelshain, Finkendorf, auf das Schloss Lämberg und die Stadt Gabel.´

Heute ist der Schwarze Berg von Wald bestanden und bietet nur spärliche Aussichten. Allerdings führte der Weg nach der Beschreibung Paudlers direkt über den Gipfel des Berges. Dort müsste man in der Tat noch einmal nachschauen.


Die Wiesen bei Jüdendorf





Häuser in Jüdendorf




Ein Bildstock am Wege nach Finkendorf



 Sandsteinbau


Landschaft bei Ringelshain (Rynoltyce)





Schöner Ausblick vom Rabenstein (Skalní útvar Havran) über Finkendorf und die umliegenden Berge



Am Parkplatz Forsthaus Lückendorf : man kann nicht anders, als noch einmal auf den Auslöser drücken, um den Hochwald einzufangen; und zwar jedes mal, wenn man vorbei kommt


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