Mittwoch, 20. April 2016

Wanderung auf den Rollberg bei Niemes (Nordböhmen)

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz

Ein paarmal war ich schon auf dem Rollberg, jenem stolzen Kegelberg, der so mutterseelenallein südlich des Lausitzer Gebirges aus der Landschaft ragt und weither von allen Seiten die Blicke auf sich zieht. Wir eilten bereits über ihn auf unserer Kegelwegtour, ich war bei strömendem Regen oben (und weiß nicht warum) und sogar schon einmal mit dem Fahrrad (und weiß erst recht nicht warum). Der Berg hat es verdient, einmal mit Muse begangen und der Gipfelaufenthalt genossen zu werden. Schon vor über 180 Jahren war der Roll in den Blick der Reisenden geraten. So schreibt Joseph Freiherr von Hormayr in seinem 'Taschenbuch für die vaterländische Geschichte', 1834

'An der Nordgrenze Böhmens, an dem Punkte, wo das Lausitzer Scheidegebirge die geringste Breite hat, liegt in einer Entfernung von 2 Stunden von der Landmark, am südlichen Kranze der böhmischen Grenzbewohner ein ringsum mit Wald umwachsener, pyramidalisch geformter, gegen 2400 Fuß hoher Berg, dessen Felsenspitze eine mehr als 800 Jahre alte Burgruine krönt.

Der Name des Berges ist Roll, oder wie ihn der gemeine Mann nennt und ausspricht: Rohl; der Name der Burg, sowie ihrer Besitzer war in den Tagen ihres blühenden Daseins Ralsko.

Majestätisch erhebt sich diese Waldpyramide von einem ziemlich niedrigen Standpunkte von etwa 750 Fuß über der See, und schwingt sich zu einer Höhe, welche die seiner nächsten Rivalen um ein Beträchtliches übertrifft. Sandstein ist seine Unterlage, Basalt, gemengt mit Hornblende, Schwefelskies und Quarzkörnern sein Gipfel. Schwarzwald und hundertjährige Buchen bilden seine Bekleidung. Manch seltenes Pflänzchen entsproßt seinem Rücken.

Weniger bemerkt und gepriesen sind die Denkwürdigkeiten dieser Höhe, als sie es wohl verdienten … so wagt es doch selten ein Reisender, seine Höhe zu ersteigen, denn mühsam und anstrengend ist das Hinaufklimmen. Zudem wird der in der Gegend unkundige Reisende die Zierde seines Gipfels kaum gewahr, denn Waldstämme bis zu einer Höhe von 120 Fuß entziehen den Augen der Vorüberwallenden dem Ausblick der verfallenen Ritterburg, weshalb sie, bei aller historischen und physischen Wichtigkeit bis jetzt so wenig beachtet wurde.'

Am Fuße des Berges liegt Neuland (Noviny pod Ralskem), wo wir unsere Tour beginne und zunächst entlang der Polzen (Ploučnice) wandern, um einen weiten Bogen ziehend, zunächst nach Niemes (Mimon) zu gehen. Dabei statten wir dem unscheinbaren Wacheberg (Strážný vrch) einen Besuch ab, der mir schon früher aufgefallen war. Ein etwas frustrierender Ort, wie sich herausstellt. Der gesamte Gipfelbereich ist durch menschlichen Eingriff zerschunden. Neben den üblichen Bunkern des tschechoslowakischen Walls finden sich hier zahlreiche verlassene und verrottende Bauwerke offenbar militärischer Art, um die sich niemand mehr kümmert (soweit ich das verstehe, eine ehemalige Radarstation). Verbotsschilder weisen aber auf einen Freundeskreis hin, der hier sein Unwesen treibt. Na ja, wenn sie in der schönen Gegend nichts Besseres zu tun haben... 

Die schöne Sicht von der Lehne des Wacheberges auf das Lausitzer Gebirge, die Bürgsteiner Berge und die Mikenhaner Steine (Provodínské kameny) müssen wir leider aufgrund des immer noch diesigen Wetters abschreiben, aber zu Mittag kommt die Sonne heraus und obwohl sich Fernsicht heute nicht einstellen will, sind die Bedingungen für den Aufstieg auf den Roll doch jetzt sehr annehmbar. Da es bis hinauf zur Burgruine noch genug zu kraxeln gibt, empfiehlt sich ein Abstecher zur aussichtsreichen Julienaussicht (Juliina vyhlídka) in den Rabendorfer Felsen (Vranovské skály) für eine kurze Pause. Heute sind im Dunst gerade noch so die Buchberge (Mala/Velka bukova) bei Kummer (Hradčany), die Bösige (Bezdězy) und die Mikenhaner Steine (Provodínské kameny) zu sehen. Beim weiteren Aufstieg zeigen sich unterhalb des Weges zwischen den Buchen weitere Felsriffs, die bemerkenswerte Schluchten einfassen. Von der vorgeschobenen Felsnase auf dem Gipfel bietet sich eine vorzügliche Aussicht auf das Land unter dem Roll (Podralsko) und die Reste der Burg.

Den Track zu dieser Tour kann man hier herunterladen. Hier sind im übrigen auch fast alle gps-Daten der bisher beschriebenen Wanderrouten erhältlich.




Um den Roll herum fließt die Polzen (Ploučnice)


Himmelschlüsselwiese und Weiler am Wacheberg



Der Jungfernbach entspringt am Großen Kalkberg (Velký Vápenný) am Jeschkenkamm und mündet später in Niemes in die Polzen


Dem Roll entgegen




An der Julienaussicht





Steiles, schluchtenreiches Gelände beim Aufstieg auf den Roll von Süden her


 Der Weg nach oben




Bald geschafft



Eingang zum Burghof


Der weithin sichtbare Turm der Ruine


Fernsicht vom Roll an einem anderen Tage




  Letzter Blick auf den Roll aus Richtung Neuland


Der Polzendurchbruch, auch Höllenschlund genannt (Průrva Ploučnice)

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