Sonntag, 10. April 2016

Wanderung von Raspenau durch die Hölle nach Bad Liebwerda und Haindorf

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz

Fährt man auf der Landstraße von Friedland (Frýdlant v Čechách) nach Neustadt (Nové Město pod Smrkem), dann zieht südlich der Kamm des Isergebirges vorüber. Aus der Entfernung nimmt man das unverwechselbare Profil dieses Höhenzugs vom Schwarzberg (Kančí vrch) bis zum Heufuder (Stóg Izerski) wahr. Das Gebirge fällt steil zum besiedelten Tal der Wittig (Smědá) ab, in welchem sich die Ortschaften Raspenau (Raspenava), Haindorf (Hejnice) und Weißbach (Bílý Potok) an einander reihen. Die schroffen Taleinschnitte, durch die man auf das Plateau des Gebirges gelangen kann und durch die der Schwarzbach (Černý potok) und der Stolpichbach (Sloupský potok) zu Tal stürzen, kann man aus der Entfernung nicht ausmachen. Schon lange habe ich mir vorgenommen, das Tal einmal zu durchwandern und dem Gebirge von dieser Seite etwas näher zu kommen. 

Die oben genannten Ortschaften haben augenscheinlich in den letzten Jahrzehnten unter ungünstigen Bedingungen etwas an Glanz verloren, doch der Landschaft konnte der Wandel nichts anhaben. Aber, das kann man sagen, es tut sich einiges; die Verkehrswege wurden instand gesetzt, alte Häuser werden saniert und schicke neue Eigenheime wurden an bevorzugten Standorten errichtet. Die Wallfahrtskirche in Haindorf erstrahlt in frischem Glanz und der Bäderbetrieb in Bad Liebwerda (Lázně Libverda) scheint auch zu funktionieren. Nur die in die Jahre gekommenen Industriestandorte würden nach heutigem Verständnis hier sicher nicht mehr angesiedelt werden.

Der Reiz dieser Gegend war schon im 19.Jahrhundert bekannt. Ein gewisser Karl Friedrich Mosch liefert eine freundliche Schilderung über das Wittigtal

'Beim bethürmten Gasthause geht ein Weg über die Höhe, und kaum ist man einige hundert Schritte darauf hingewandelt, so öffnet sich vor dem Auge das Thal, und das liebliche Dörfchen Haindorf ruht unter Bäumen im Thale, das hohe, stattliche Kloster hebt sich mit Kirche und Thürmen daraus hervor, und eine dunkelblaue Gebirgsmauer zieht sich darum her, in deren dunkle Nacht sich geheimnisvolle Thäler hineinwinden, aus welchen hie und da dräuende Felsenmassen von den Berggipfeln herunterschauen. … schon ziemlich entfernt von Haindorf mündet ein kleiner Bach in die Wittich, der aus den felsbesetzten, steilen Waldgehängen einer finstern, wilden Thalschlucht in kleinen Kaskaden herunterfällt. Er treibt hier eine unter grünen Wiesen und schön gruppirten Birken ruhende Bretmühle, unweit welcher hie und da, an Gebirgshütten vorüber, ein trostloser Waldweg in die Gebirgsschlucht führt. Wir klimmen auf ihm unter Felsblöcken, losem Gestein und mannigfaltigen Fichten- und Birkengruppen, immer zur Rechten den in kleinen Schaumfällen herabeilenden Bach, an der Lehne empor. Aus der Höhe blicken auf uns herunter die gewaltigen Felsmassen der Nase, des Nußsteins, des Mittagssteins und anderer Felsenkolosse, die Gebirge und Thal birgt. …' ; (Das Riesengebirge, seine Thäler und Vorberge und das Isergebirge, 1858 )

Wir beginnen die Wanderung in Raspenau und gehen durch das kleine Seitental Hölle (Peklo) auf Bad Liebwerda zu. Schon sehen wir jenseits des Wittigtales die Iserberge. Eine schöne Aussicht und damit ein günstiger Platz für eine erste Rast bietet sich beim Riesenfass (Obří sud), eine Kopie der gleichnamigen Restauration auf dem Jaberlich (Javornik); drüben am Kamm sind die Friedländer Zinne und der Nußstein gut zu sehen. Es geht noch ein Stück voran bis an den Fuß der Tafelfichte (Smrk). Der Rückweg führt uns hinunter nach Weißbach und Haindorf. Der schönste Abschnitt der Tour auf dem Wallfahrtsweg nach Haindorf steht uns aber noch bevor. Da, wo der Stolpichbach aus dem Gebirge tritt, windet er sich durch eine Auenlandschaft zur Wittig nach Raspenau. Hier ist man den Lehnen des Isergebirges nah, hinter uns der Nußstein (Ořešník) und die Stolpichschlucht, vor uns erheben sich stattlich Nesselberg (Kopřivník), Grubberg (Stržový vrch) und Spitzberg (Oldrichovský Špičák). Ein idyllisches Anwesen, die ehemalige Wiesenschenke (heute scheinbar ein Wohngrundstück) liegt und weitab von der nächsten Ortschaft direkt am Weg. 




  Durch die Hölle




Die Tafelfichte


Schöne Anwesen finden sich in der Hölle




Kurort Bad Liebwerda vor der Kulisse der Iserberge


In der Ferne der Käulige Berg (Klínový vrch)


  Das Riesenfass


 Mensch und Tier erfreuen sich an dem schönen Frühlingstag


Blick zum Käuligen Berg …


… zur Friedländer Zinne


… zu Nußstein und Taubenhaus



Die Hubertusbaude, wohl nur saisonal bewirtschaftet


Die Friedländer Zinne


Dressler Berg und Käuliger Berg


Wallfahrtskirche Haindorf


Auf dem Wallfahrtsweg









Ein alter Steinbruch …


… beherbergt so manches Getier




Der Stolpichbach

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