In diesem Beitrag möchte ich von einer leichten Wanderung erzählen, die wir drei oder vier Mal im Jahr unternehmen, weil sie nicht besonders anstrengend, aber trotzdem sehr abwechslungsreich und unterhaltsam ist. Es ist eine grenzüberschreitende Tour im Zittauer/Lausitzer Gebirge (erzählt in zwei Teilen).
Zur Erinnerung: Im ersten Teil dieses Beitrages sind wir in Jonsdorf am Hotel Gondelfahrt gestartet, über das Lausche-Hochmoor gewandert, und am Grenzübergang in Waltersdorf Deutschland/Tschechien angekommen.
Zum Vergrößern bitte in das Bild klicken.
Zur besseren Orientierung füge ich hier noch einmal den Ausschnitt aus einer Wanderkarte (zweisprachig!) mit ein.
Das Bild zeigt einen ersten Eindruck vom Grenzübergang in Waltersdorf "Deutschland/Tschechien" mit einigen Informationstafeln. Hier treffen Wanderwege aus verschiedenen Richtungen aufeinander. Aber auch da hilft dem interessierten Wanderer eine gute Beschilderung.
Von hier ist es möglich den Aufstieg zur Lausche (793 m) von der sächsischen Seite aus zu unternehmen (bei guter Sicht ein hervorragender Aussichtspunkt!). Die Lausche ist zugleich der höchste Berg im Lausitzer Gebirge.
Dass dieser Platz am "Kammweg" auch ein geschichtsträchtiger Ort ist, zeigen verschiedene Gedenksteine, an denen zu bestimmten Anlässen auch Blumenschmuck niedergelegt wird.
Als
Beispiel dient hier einmal der "Vertriebenen-Gedenkstein" unweit des
Grenzüberganges, er steht am Lauscheweg (bzw. Kammweg) in der Nähe der
"Rübezahlbaude".
Diese Ansichtskarte zeigt die "Rübezahlbaude" auf der sächsischen Seite (links im Bild) und das Gasthaus "Zur Wache" auf der böhmischen Seite (rechts im Bild) am eben beschriebenen Grenzübergang. Die Gebäude auf der böhmischen Seite wurden, nach der "Vertreibung" der deutschen Bewohner, abgerissen.
Weiter geht es nun auf "Schusters Rappen" von der "Wache" nach Nieder-Lichtenwalde.
Wenn man zu Fuß von Waltersdorf (oder von Jonsdorf) nach Nieder-Lichtenwalde kommt, dann trifft man zunächst auf eine Kapelle, die dem hl. Florian gewidmet ist.
Die Heimatvertriebenen finanzierten die erste Renovierung mit der Fertigstellung im Jahre 2003. In einem gemeinsam zelebrierten Festgottesdienst wurde die Florianskapelle neu geweiht.
Gern werfen die Vorbeikommenden ein paar Münzen durch die offene aber vergitterte Tür. Wobei die Gründe recht verschieden sind, der eine erhofft sich von dem Schutzpatron, dass sein Haus von einem Brand verschont bleibt, der andere tut es weil es einen "Wiederkehr-Brauch" gibt. Andere meinen vielleicht, mit ihrer Spende könnte eine erneute (verbesserte) Sanierung möglich werden (allerdings ist der "Geldsegen" an diesem Ort nicht mit dem "Trevi Brunnen" in Rom zu vergleichen).
Vielleicht sehen wir hier im Bild den sog. "Wiederkehr-Brauch"...
Als die Kapelle geweiht wurde stellte das Altarbild den hl. Florian dar. Heute ist eine kleine Marienstatue (aus der Pfarrei Windisch Kamnitz) vor blauem Hintergrund zu sehen.
Leider ist es nicht nur die Feuchtigkeit, die an den Wänden hochzieht, und so wird eines Tages wieder der Ruf nach Spendern lauter werden. Man kann nur hoffen...
"Im Jahre 1832 bestand Nieder-Lichtewalde aus 144 Häusern mit 932 deutschsprachigen Einwohnern."
Heute hat Nieder-Lichtewalde knapp 50 Einwohner und 4 Gaststätten. In der Blütezeit dieses Ortes gab es hier einst 10 Gasthäuser: Stadt Prag, Stadt Wien, Gasthaus Kny mit Fleischerei, Raumühle, Deutsches Haus, Kaiser von Österreich, Rabensteinbaude, Hotel Adler, Schäfers Gasthaus (Hotel), Neubrasilien (am unteren Lauschehang).
Wenn man in südliche Richtung durch Nieder-Lichtenwalde weiter geht, dann kommt man an den erwähnten 4 Gaststätten vorbei (die allerdings nicht immer geöffnet haben):
"Restaurant Celnice": Das derzeit wahrscheinlich meist besuchte Restaurant im Ort (Celnice bedeutet Zollhaus).
"Schmeling Haus" (früher "Deutsches Haus"): Das berühmteste Restaurant im Ort (wegen der Boxlegende "Max Schmeling", der dieses Haus 1930 kaufte und seinem drei Jahre älteren Bruder Rudolf zur Hochzeit mit der Zittauerin Nanni Niesek schenkte (Sächsische Zeitung vom 10.02.2005).
Restaurant "Stara Hospoda" (früher "Hotel Schäfer"): Das historischste Restaurant im Ort.
"Hospoda U nás": Das neue aber gemütlichste Restaurant im Ort (gel. Hausmusik).
Im weiteren Verlauf der Hauptstraße kommt man am Denkmal für die Opfer des 1. Weltkrieges vorbei:
DIE OPFER DES WELTKRIEGES 1914-1918 EHRT DANKBAR DIE HEIMAT
Die Namen der Gefallenen des Ortes wurden an den vier Seiten in diesem Denkmal verewigt. Nachfolgend hierzu ein paar Beispiele...
Inzwischen hat man eine Namengruppe der Gefallenen (vorn), auf eine Granitplatte übertragen.
Wer es mag kann ab hier einmal versuchen von der Dorfstraße ein Stückchen in Richtung Plissenberg hangaufwärts zu gehen (s. Stativ-Symbol in der Wanderkarte). Die kleine Mühe den offiziellen Wanderweg zu verlassen lohnt sich (s. Panoramaaufnahme im Teil 1 der Wanderbeschreibung)!
Hier im Ortszentrum zweigt die Straße Richtung Ober-Lichtenwalde ab. Unmittelbar an diesem Abzweig steht das Hotel Schäfer (den Hotel-Schriftzug kann man am Längsgebäude heute noch erkennen).
Gelegentlich konnte ich eine Bewirtschaftung dieses Gasthauses beobachten.
Aus dieser Perspektive, die man etwas oberhalb des Ortszentrums hat, geht der Blick unwillkürlich die Straße entlang hinauf zu den Häusern von Ober-Lichtenwalde.
Je nach verfügbarer Zeit und Kondition bietet sich hier eine alternative Möglichkeit diese Wanderung zu verlängern (Ober-Lichtenwalde, Jägerdörfel, Waltersdorf Wache, ehe es von dort zurück nach Jonsdorf geht).
Jahreszeitabhängig sind Schmetterlinge und weitere Insekten wohltuende Begleiter und angenehme Farbtupfer in der Natur. Im Bild z.B. ein Tagpfauenauge (Inachis io).
Das häufig anzutreffende Tagpfauenauge ist wegen seiner schönen Zeichnung auf der Flügeloberseite und der kräftigen Farben immer wieder schön anzusehen...
Trauer-Rosenkäfer (Oxythyrea funesta) in einer Löwenzahnblüte.
Kurz vor dem Start zur nächsten Blüte.
Auf dem Rückweg von Nieder-Lichtenwalde nach Jonsdorf erleben wir den Blick zur Lausche immer wieder abwechslungsreich und schön.
Hier eine weitere Perspektive zum höchsten Berg im Lausitzer Gebirge.
Im Bild halblinks ist die Felskuppe der Rabensteine zu sehen, die wir aus der Nähe betrachtet (mit hist. Gasthaus) im Teil 1 dieses Wanderbeitrages etwas ausführlicher vorgestellt haben. Im Bild halbrechts ist unser Weg Richtung Jonsdorf zu erkennen.
Inzwischen sind wir wieder am Ausgangsort unserer Wanderung, am Hotel Gondelfahrt, angekommen, und schauen eine Weile dem Gondelbetrieb zu.
Das Vergnügen zu einer Bootsfahrt, in dieser herrlichen Naturkulisse, haben schon unsere Altvorderen zu schätzen gewusst, wie hier in einer Ansichtskarte von 1914 zu sehen ist.
Ich hoffe mit der Beschreibung (Teil 1 und Teil 2) für eine Wanderung im Sächsisch-Nordböhmischen Grenzgebiet, allen Natur- und Wanderfreunden aus nah und fern einen kleinen Einblick in die Bergwelt der Oberlausitz gegeben zu haben.
Wer es mag kann diese Tour gerne einmal gehen und vielleicht auch ein wenig, je nach Kondition, variieren. Gerne beantworte ich auch Fragen, die diese Wanderung streifen.
Viel Freude dabei wünscht
Werner Schorisch
Nach Blumen und Insekten endlich wieder eine schöne kleine Wanderung, die es aber in sich hat. Für die einzelnen Stationen wurde präzise recherchiert. Sie ist daher in allen Details informativ und kurzweilig. Und wenn man will, dann hat man zu jedem Bild ein Denkanstoß und kann selbst noch mehr im Internet ergründen.
AntwortenLöschenFür mich ganz exklusiv - das Denkmal für die Opfer des 1. Weltkrieges.
Nun werden diese Nieder-Lichtenwalder, aus den Verlustlisten der österreichischen Armee, genaue Daten erhalten.
KuWePe
Hallo KuWePe, das Interesse zu den Denkmal-Bildern hat mich dann doch etwas überrascht und so musste ich zu diesem Thema etwas nachrecherchieren.
LöschenIch fand bei Dpa (20.08.2014) u.a.: ..."Der Uropa starb im ersten Weltkrieg. Aber in welcher Einheit war er? An welcher Front musste er kämpfen? Hinweise geben "Verlustlisten". Sie sind jetzt erfasst: Fast 800 Freiwillige haben über 8,5 Millionen Datensätze im Internet verfügbar gemacht."...
Eine Möglichkeit über den Zugang zu den Listen führt über "ANNO" (Austria Newspapers Online). Unter Suchen bei:
http://anno.onb.ac.at/anno-suche#searchMode=simple&resultMode=list&from=1
kann man z.B. in unserem Fall einmal >Verlustlisten Nieder-Lichtenwalde< eingeben, und schon wird man fündig. Im dortigen Bild 2 (Verlustliste 7. September 1915) findet man u.a. den "Papert Franz" (IR. Nr. 94) ein Name, der auch auf dem Nieder-Lichtenwalder Kriegerdenkmal steht, und in der Liste als verwundet geführt wird. In der Verlustliste 7. November 1916 wird er dann allerdings als tot gemeldet.
Diese Recherche zeigt mir, dass hier vor allen Dingen Ahnenforscher ein großes Betätigungsfeld finden. Ich danke für diese Anregung. Viele Grüße Werner Schorisch