Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz
Entlang der asturischen Küste verläuft der europäische Fernwanderweg E9 und streift hier die schönsten Abschnitte dieses internationalen Küstenwanderwegs, der in Portugal beginnt und in Estland endet (wahlweise anders herum). Von Deutschland aus muss man also ganz schön wandern, um diese herrlichen Gestade zu erreichen. Zugleich fällt er hier mit Teilstrecken eines Pilgerweges (Camino del Norte) zusammen. Hätten wir bereits 2006 gewusst, welch reizvolle Landschaft dieser Weg streift, hätten wir ihm sicher den Vorzug vor dem Camino Francés gegeben. Eine schlichte, aber leidenschaftliche Liebeserklärung an den Camino del Norte gibt es hier.
Die Küste ist stark gefächert, aus erhöhter Position scheint es, als griffen zahllose Finger in das Meer. Die auftosende Gischt vermittelt den Eindruck, als verschmelzten Land und Meer mit einander am Horizont. Felseninseln sind vielfach dem Ufer vorgelagert. Schaut man an den Riffs herab, sieht man in dem klaren Wasser, wie die Felsen sich scheinbar in der Tiefe auflösen. Auf den grünen Wiesen oberhalb der Klippen blühen die Sommerblumen. Die Wolken, das Meer, die Steilküste und die Berge dahinter – diese prächtige Inszenierung der Natur nimmt einen gefangen und es ist immer wieder schwer, sich von dieser Vorstellung zu verabschieden.
Manch einer frönt seltenen Hobbys, z.B. Küstenangler, die von den Klippen ihr Glück versuchen. Es ist nicht ganz ungefährlich und es gehört Geduld dazu, denn auch trotz längerer Beobachtung konnte ich nie Anglerglück beobachten.
Wendet man sich dem Land zu, türmen sich die Sierras auf und dahinter die Picos de Europa. In den Buchten laden feine Sandstrände zum Baden, teils sind sie versteckt zwischen den Felsen. Bei jenen ist ein wenig Vorsicht geboten, weil gelegentlich die letzten 2 - 3 Meter hinab bzw. herauf zu klettern sind und man auf die zurückkehrende Flut achten muss.
Es gibt Besonderheiten zu entdecken, z.B. Strände, die nicht direkt mit dem offenen Meer verbunden sind. Das Wasser dringt bei Flut durch Kanäle im Gestein in das Hinterland und flutet ein natürliches Becken, z.B. beim Strand Gulpiyuri.
Oder die sogenannten Bufones, die Geysiren gleich Fontänen aus der Erde ausstoßen. Bei Sturm werden die anrennenden Wellen in die Felsspalten gedrückt und lassen das Wasser angeblich bis zu 40 Meter hoch über den Grund aufschießen. Bei geringem Seegang wird man keine Fontänen sehen können, aber im Untergrund rumort es, als sei der Leibhaftige zu Gange.
Die Picos de Europa wurden bereits 1918 zum Nationalpark erklärt. Ein weiterer Nationalpark befindet sich draußen im Meer, man kann ihn eigentlich nicht sehen. El Cachucho liegt 65 km vor der Küste. Es handelt sich um ein Unterwassergebirge, welches sich aus 5000 m Meerestiefe bis 425 m unter dem Meeresspiegel erhebt. Das ist das Reich der Riesenkalmare, um die sich Legenden ranken, die bis zu einer Tonne wiegen und 15 m lang werden können. Damit sind wir beim Essen.
Garantiert frischen Fisch erhält man in den Spezialabteilungen auch kleinerer Supermärkte, natürlich auch Kalmare und Meeresfrüchte, von der Muschel bis zum Hummer. Bei den Fischern direkt gibt es die edleren Exemplare, die von einem erlesenen Publikum persönlich abgeholt werden oder direkt in den Restaurants angeliefert werden, z.B. im Restaurante Los Piratas del Sablón. Inmitten des Kellerrestaurant tummeln sich in großen Becken solche Mengen Krabben und Lobster, dass man sich fragt, wer diese jemals vertilgen soll. Ansonsten geht es dort sehr urig zu.
Die Küstenorte, wie Llanes, Ribadesella, Llastres oder Tazones sind nicht so pompös, wie üblicherweise mondäne Küstenstädte im Süden, aber gemütlich und bei einem Bummel durch die Gassen kann man sich den Appetit für den Besuch der Restaurants oder Bars holen. Ribadesella erfreut sich des Umstandes, einen lagunenartigen Stadtstrand zu besitzen. Aus günstiger Perspektive kann man ein tolles Panorama erblicken mit den Bergen der Sierra de Sueve im Hintergrund.
Auffällig in Asturien war, dass wir wenige ausländische Gäste gesehen haben, am ehesten Briten, ein paar Franzosen (na klar, die wohnen ja ganz in der Nähe) und natürlich Holländer (wen auch sonst?), aber keine deutschen Landsleute (vielleicht ein paar Pilger, die man nicht auf den ersten Blick identifizieren kann.
Wir sind mit großen Erwartungen nach Asturien gereist, und wurden nicht enttäuscht. Wie kommt man auf die Idee, solch eher unbekannte Ziele zu bereisen? Es ist die die blanke Neugier; und es gibt noch viel zu entdecken – also, bleiben Sie schön neugierig!
Teil 1 gibt es hier
Teil 2 gibt es hier
Abwechslungsreich und vielgestaltig sind die Uferformen in Asturien
Bei
Llames
befinden sich die Bufones, Kamine in den Klippen, aus denen bei
Sturm
das Wasser schießt. Der Name ist abgeleitet von Bufón = Hofnarr
und
geht zurück auf die schnaubenden Geräusche im Inneren des
Gesteins
Steilküstenangeln, ein nicht ganz ungefährliches Hobby
Der Stadtstrand von Ribadesella an der Mündung des Rio Sella
Küste und Fischerhafen von Llastres
An der Mündung
des aus der Sierra de Cuera kommenden Rio Carrocedo liegt
inmitten
von Llanes ein kleiner Yachthafen; kleine Bars und Restaurants
haben
sich ringsum angesiedelt
Die schönsten Strände fanden wir um Celorio …
… bei Niembru
… und zwischen Andrin und Cue
An der Mündung des Ria de Villaviciosa
Da war
doch noch etwas: … der Binnenstrand Gulpiyuri, eine Doline, die
durch die Gezeiten mit Wasser gespeist wird
An der Küste blüht es in den schönsten Farben
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