Montag, 29. August 2016

Eine Kurzgeschichte aus einer längst vergangenen Zeit im Sächsisch-Böhmischen Grenzgebiet...

Ein Gastbeitrag von Werner Schorisch, Zittau

Von einem etwas anderen Erlebnis, aus dem Jahre 1967, im Sächsisch-Böhmischen Grenzgebiet, also zu tiefsten DDR-Zeiten, möchte ich hier einmal kurz berichten.

Die Bewohner der Grenzregionen fanden in dieser 'Zeit des Mangels' recht schnell heraus, dass es im Nachbarland (der damaligen Tschechoslowakei) ein paar Dinge für den täglichen Bedarf gab, für die sich eine kleine 'Spritztour' lohnte (z.B. gelegentlich Südfrüchte, Ölsardinen, Fliesen etc., vor allen Dingen aber der deutlich preisgünstigere Benzin). Voraussetzung war ein 'Passierschein und Tschechischen Kronen' (später wurde eine 'Reiseanlage' im Personalausweis eingeklebt und mit jeweiligem Stempel bei der Grenzkontrolle versehen).

Da die Beschaffung der tschechischen Währung etwas eingeschränkt war, musste man für größere Ausgaben die Kčs sammeln. Hier ein 10 Kronen-Schein aus dem Jahr 1960:



Bei einem Ausflug zum aussichtsreichen- und geschichtsträchtigen Tollenstein (Tolštejn) in Nordböhmen, wurde zunächst der Tank (und Kanister) gleich hinter der Grenze mit Benzin gefüllt. Ein schöner Zufall war es, dass an diesem Tag in Warnsdorf (Varnsdorf) im Straßenverkauf Südfrüchte angeboten wurden (wir hatten Glück, dass die Warteschlange nicht all zu lang war).



Vom Aussichtspunkt am Burgplateau auf dem Tollenstein, unserem Ausflugsziel, hat man einen wunderschönen 360° Rundblick, wie man in nachfolgendem Bild erkennen kann.


Beim gemütlichen Verzehr von ein paar der gerade erworbenen Südfrüchte, konnten wir beobachten wie sich ein "Trabi" (DDR-Auto, Typ Trabant) aus Richtung St. Georgenthal (Jiřetín pod Jedlovou) kommend, dem Fuß des Tollensteins nähert, und der Fahrer nun versuchte auf den noch leeren, aber sehr unebenen, Parkplatz ein Plätzchen zu finden.

Wie sich später herausstellte, hatte auch er gerade den Tank im Trabi randvoll gefüllt.

Aus diesem Grund hat das ältere Ehepaar mit dem Trabi, bei ausgestelltem Motor versucht die Lage des Autos noch ein wenig durch hin- und herschieben zu korrigieren, damit bei dem etwas geneigten Standort des Wagens nicht das 'kostbare' Benzin ausläuft.

Plötzlich kam der "PKW" in Rollen, die ältere Dame versuchte noch in den Wagen zu springen um die Handbremse zu betätigen, wurde aber am ersten kleinen Wiesenabsatz herausgeschleudert und so nahm der Trabi in einer Schlangenlinie talwärts fahrend Geschwindigkeit auf. Wir trauten unseren Augen nicht. Was für ein Schauspiel!

In nachfolgendem Lageplan habe ich einmal die Situation mit einem Autosymbol dargestellt, wie sie sich gezeigt hat:


Zum Vergrößern in das Bild klicken.

Der Wagen sprang fast wie ein Gummiball über die Bodenwellen und kleinen Abhänge. Einmal fuhr er nach rechts dann wieder nach links. Mit zunehmender Geschwindigkeit raste er auf die ersten Häuser zu.

Noch ein letzter steiler Abhang vor dem ersten Haus im Tal!

Glücklicherweise wurde das Auto von einem Apfelbaum gestoppt, somit wurde wenigstens ein Gebäudeschaden verhindert.

Der Trabi kam in einer recht ungewöhnlichen Lage zwischen einem Ast des Baumes und der Erde zum Stehen. Glück war auch, dass kein Benzin ausgelaufen ist, welches sich an den noch heißen Auspuff hätte entzünden können. 



Dem geneigten Leser bleibt es überlassen zu spekulieren, ob der Wagen wieder instand gesetzt wurde, oder nicht (für einen neuen Trabi musste man damals mit Wartezeiten von ca. 10 Jahren rechnen!).

Als ich eines Tages den Trabant-Besitzer zufällig in Zittau am Marktplatz traf und ihm anbot sich die Bilder von diesem Unfall anzusehen, lehnte er dies freundlich aber sehr bestimmt ab.

Natürlich sehe auch ich diese Ablehnung unter dem Motto: Wer möchte schon gerne an unliebsame Begebenheiten erinnert werden?

Mit einem netten Gruß an alle "Heilig's-Blechle"-Fahrer, >>immer schön vorsichtig<<...!

Viele Grüße Werner Schorisch

1 Kommentar:

  1. Das arme Auto!
    Aus damaliger Sicht, bei solchen Zerbeulungen, eine absolute Katastrophe.
    Heutzutage kein Problem. Für solche Fälle wird ein Umbausatz zu einem flotten
    Cabrio angeboten.
    Trotzdem darf man sich fragen: "Wie war das damals bei einem Unfall im Ausland -
    und dies noch selbst verschuldet?"
    KuWePe

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