Das Lausitzer Gebirge ist ein typisches Mittelgebirge. Trotz großer Anstrengungen vermag es nicht, die 800 Höhenmeter zu erreichen. Die Lausche scheitert knapp mit ihren 793 m. Trotzdem sind es 'schöne' Berge, die sich sehenswert in die Landschaft einfügen und durch vulkanische Einflüsse während ihrer Entstehungsgeschichte geformt sind. Zehn Erhebungen erreichen wenigstens 700 m. Kleines Wissensquiz: welches sind diese Berge ?
1. Lausche (Luž) 793 m 6. Kaltenberg (Studenec) 736 m
2. Finkenkoppe (Pěnkavčí vrch) 792 m 7. Großer Buchberg (Velký Buk) 736 m
3.Tannenberg (Jedlová) 774 m 8. Kleiner Buchberg (Malý Buk) 712 m
4. Kleis (Klíč) 760 m 9. Weberberg (Vylídka) 711 m
5. Hochwald (Hvozd) 750 m 10. Friedrichsberg (Bouřný) 703 m
Heute ist einmal wieder der Kaltenberg (Studenec) unser Ziel. Wir haben uns einen neuen Weg dahin einfallen lassen, der alle Sehenswürdigkeiten am Rande mit einfängt, der aber auch Neues mit herrlichen Ausblicken bereit hält. Die bekannten Stationen sind daher schnell besprochen, der Brüderaltar (Bratrský oltář), die Nolde (Jehla) von der wir heute wieder eine sehr schöne Aussicht erleben, der Kaltenberg selbst mit seinem Meer aus Klingsteinhalden, die monströsen Basaltsäulen am Goldberg (Zlatý vrch) und das Wüste Schloss (Pustý zámek) begeistern alle, die diese Orte noch nicht gesehen haben.
Auch dem wertgeschätzten Herrn Paudler war der Brüderaltar eine kurze Abhandlung wert: 'An und für sich wäre es ja wohl möglich, dass die wenigen Anhänger des Katholizismus sich im Walde zusammenfanden, aber der Name „Brüderaltar „ gibt zu denken. Nicht die Katholiken werden sich „Brüder“ genannt haben, sondern die Anhänger einer protestantischen Sekte. Die „böhmischen Brüder“ sind bekannt. Bei dieser Gelegenheit sei bemerkt, daß, wie ich einmal gelesen zu haben glaube, der berühmte Comenius, ein aus Reichenau an der Adler gebürtiger Czeche, als er das Böhmerland verlassen mußte, über B. Kamnitz ins Ausland und ins Elend gegangen sein soll.'
Lieber Herr Paudler, erstens spricht man heute im Zusammenhang mit den Böhmischen Brüdern nicht mehr von einer protestantischen Sekte, sondern von einer religiösen Gemeinschaft und zweitens hätten Sie zum Thema Comenius noch einmal in Wikipedia nachlesen sollen. Das nur am Rande.
Wer das Wüste Schloss erklimmt, wage ruhig einmal einen Blick über die Klippen (ohne herunterzufallen!). In dem engen Taleinschnitt verläuft die Eisenbahnstrecke Tetschen (Děčín) - Tannenberg (Jedlová), welche die Böhmische Nordbahn bereits 1869 in Betrieb nahm. Auf der gegenüberliegenden Seite des engen Talseinschnitts ragen ebenfalls schroffe Phonolithwände am Hang des Schieferberges (Břidličný vrch) empor. Einst bildeten die beiden Felsformationen einen einheitlichen Gesteinskörper, der im Laufe der Zeit durch den Kamnitzbach (Kamenice) aufgebrochen wurde
Den heutigen Weg haben wir so angelegt, dass wir wieder möglichst viele offene Flächen durchqueren. Auf diesen Passagen bieten sich die besten Ausblicke auf die schöne nordböhmische Landschaft. Von der Nordflanke des Elisberges (Kunratický vrch) und von den Wiesen um den Himmertschberg (Lipnický vrch) gibt es diese phantastischen Aussichten hinüber in die Böhmisch-Sächsische Schweiz, besser geht es nur noch von den Hängen des Ottenberges (Větrný vrch). Ein bisschen anstrengend ist der stetige Anstieg allerdings in dem hüfthohen Gras, denn um den Himmertschberg sind keine Wanderwege vorhanden. Der folgende Aufstieg von Süden auf den Kaltenberg zehrt noch einmal kräftig an der Kondition. Da die Durststiller aufgebraucht sind, ist dringend Nachschub erforderlich. In der Hoffnung, die Chata Babinka in Hasel (Líska) möge geöffnet sein, nehmen wir diesen kleinen Umweg (mit lästigem Ab- und Wiederanstieg) dahin in Kauf.
Die Herberge mitsamt dem freundlichen Baudenwirt verdient sich das Prädikat 'urig'. Die Baude stand offen, kein Wirt zu sehen weit und breit, dafür frei herumlaufende Alpakas, welche der Betreiber der Baude hier hält. Nach einer Viertelstunde wollten wir schon wieder durstig gehen, als der Chef plötzlich auftauchte. Ein Blick in dessen treue Augen – und man kann ihm nicht böse sein. Die Chata Babinka ist wohl die letzte Refugie dieser Art im Lausitzer Gebirge. Da sollte man einmal gewesen sein (in der Hoffnung, sie habe geöffnet).
Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.
Eines der heutigen Ziele: der Goldberg
Halblinks hinter dem Schieferberg verbirgt sich der Mittenberg (Střední vrch)
In letzter Zeit wurde auch der Altarschrein des Brüderaltar erneuert
Unweit der Sandsteinfelsen beim Brüderaltar richten sich die Basaltnadeln des Nolde auf
Von der Aussichtsplattform am Nolde erwartet uns ein schöner Blick auf die Umgebung
Huttenberg (Strážiště) und Rosenberg (Růžovský vrch)
Schlossberg (Zámecký vrch) Böhmisch Kamnitz (Česká Kamenice)
Wunderbare Aussichten zur Böhmischen Schweiz von den weiten
Wiesen um Elisberg und Himmertschberg
Aufgescheucht
Ottenberg, Rosenberg, Rolleberg (ohne tschechische Bezeichnung) und Schäferberg (Ovcak)
Der Kaltenberg mit seinen Klingsteinhalden
Klingsteinhalden
Der aus dem Jahre 1888 stammende gusseiserne Turm wurde
restauriert
und 2009 wieder aufgesetzt; ein Rest der ursprünglichen Stufen
wurde
zur Erinnerung neben dem neuen Turm ausgestellt
Bereits Fürst Kinski ließ den Weg auf den Kaltenberg mit Steinplatten auslegen
Das nächste Ziel: der Goldberg
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An der Chata Babinka
Mein Lieblingsdenkmal (siehe hier)
Die Basaltwände übertreffen deutlich das bekanntere
geologische
Denkmal des Herrenhausfelsens (Panská
skála) in Parchen (Prácheň)
Das Wüste Schloss
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