Sonntag, 25. Februar 2018

Eine schöne Geschichte aus dem "Sächsisch- Böhmischen Grenzgebiet" in Georgswalde (Jiříkov) zur Rettung eines Volkskunstdenkmales vor dem Verfall…

Ein Gastbeitrag von Werner Schorisch, Zittau

Eine historische Ansichtskarte vom Zentrum in Georgswalde (Jiříkov) Nordböhmen.



Im Bild das vor dem Verfall gerettete Denkmal, die 2013/14 restaurierte "Schwedensäule" in Altgeorgswalde (gel. auch Niedergeorgswalde). Die Säule wurde 1704 von dem Bauer Georg Gottfried Röttig in Erinnerung an eine Erzählung aus dem Dreißigjährigen Krieg (1618 bis 1648) errichtet.


Zum Standort der "Schwedensäule" ein Kartenausschnitt. Für eine größere Ansicht bitte in das Bild klicken. Den Zugangslink für ein Panorama am Aussichtspunkt "Weidmanns Heil" (in dieser Karte dargestellt) findet man hier.



Aus dem Buch "Gedenkblätter von Georgswalde" 1875 von Robert Lahmer, die Seiten 58 und 59. Hier wird die Legende zur "Schwedensäule" erzählt.


Eine der vier Sockelseiten vor der Rekonstruktion.

Mit Hilfe eines speziellen 3-D Laserscanner wurde die Textübertragung möglich. Die Transkription des Neuhochdeutschen Textes hatte der Zittauer Helmut Hegewald übernommen (Verein Zittauer Fastentücher e. V.). Leider entstanden bei der Übertragung auf die Säule durch den Restaurator ein paar Fehler, so dass die Sinnhaftigkeit des Textes nicht immer gegeben ist. Auf jeder der vier Sockelseiten findet man auf einen umgekehrten Wappenschild Sprüche, die sich reimen. Die Schrifttafeln beziehen sich inhaltlich auf vier Momente der Passion Christi (in nachfolgenden kursiv dargestellten "Texten" bleibt die Orthographie unberücksichtigt):



Die Passion beginnt auf dem von der Straße abgewandten Schild. Transkription:

"Schau Mensch, wie fangen Deinen Gott
Die hencker und Gottlose rott +"



Hier wird der Beginn der Passion mit der Gefangenname Jesu im Garten Gethsemane beschrieben.
Gegen den Uhrzeigersinn folgt danach auf der linken Seite der Säule der Bezug auf die Geißelung. Transkription:

"Auf meinem Rücken schlagen mich
Die Henckersknecht gewaltig +"



Der Weg zur Kreuzigung wird im Text mit einer Ermahnung an alle Christen erklärt. Transkription:

"Der grechte stirbt betracht mein Christ
Der ferdig mann fast niemand ist +"


Es sind mahnende Worte an den Vorübergehenden, die man in der Jetztzeit möglicherweise wie folgt formulieren würde: Jeder muss sterben, aber fast niemand ist vorbereitet. Mit dem Ausdruck "Der Gerechte", ist Christus gemeint. Ein "fertiger Mann" bedeutet hier, auf sein Ende vorbereitet zu sein.


Auf der rechten Seite der Säule endet die Passion mit der Kreuzesabnahme Jesu bzw. mit der Beweinung durch Maria. Transkription:

"Maria ist ja volller schmertz
dein gstorben ist ihr liebstes hertz +"

In der heutigen Zeit würde man den Text etwa wie folgt formulieren, Maria ist voller Schmerzen, denn gestorben ist ihr liebstes "Herz".

Auf dieser Sockelseite ist das Jahr der Aufstellung 1704 vermerkt. Gleichfalls findet man die Initialen des Stifters G und R für Gottfried Röttig.

Da die am Kopf der Säule passenden Bilder zum darunter befindlichen Text nicht mehr erkennbar waren, wurden in Anlehnung an Bilder im großen "Zittauer Fastentuch" vier neue Bilder gemalt und in die Säule integriert.


Gefangennahme Christi


Die Geißelung


Die Kreuzigung


Die Abnahme vom Kreuz


Der Blick aus westlicher Richtung auf die "Schwedensäule", die am Wanderweg zwischen zwei Linden steht.


Wer nun den grün gekennzeichneten Wanderweg in westlicher Richtung fortsetzt, kommt nach der Querung der Böhmisch-/Sächsischen Grenze in ca. 15 Minuten zu der Hinweistafel, die den Weg zum Gasthaus & Pension "Blockhaus" empfiehlt.


Das Blockhaus ist sehr idyllisch im Wald gelegen, und ein lohnendes Ausflugsziel für einen entspannten Aufenthalt. Wenn man die gastronomische Einrichtung nutzen möchte, dann ist das täglich von 11.30 Uhr bis 22 Uhr möglich.


In der "Gaststätte und Pension Blockhaus zum Waldfrieden" ist gerade bei entsprechendem Wetter der Biergarten ein besonderer Genuss, Natur pur!


Das Angebot der gutbürgerlichen- und Oberlausitzer Küche klingt ebenfalls vielversprechend. Ich selbst habe hier gern das regional typische Gericht "Teichlmauke" gegessen. Lecker!

Damit auch Gäste der Oberlausitz verstehen was Teichelmauke ist, gibt es hier ein Angebot für ein kleines Filmchen von 4:20 Minuten:


Neben dem geschichtsträchtigen Erlebnis an der Schwedensäule findet dieser Ausflug nun am Blockhaus einen würdigen Abschluss.

Als weitergehende Ausflüge von dieser Gaststätte ausgehend bieten sich die benachbarte Waldgaststätte "Fichtelschänke" und/oder der Spreepark in Neusalza-Spremberg mit Reiterhaus an (Näheres zu diesen Zielen ist im Internet leicht zu finden).

Allen Ausflüglern, die diese Empfehlung für sich umsetzen, wünsche ich viel Vergnügen und gute Erlebnisse. 

Herzliche Grüße von Werner Schorisch

3 Kommentare:

  1. Es ist immer wieder beachtenswert, wie durch private Initiative Kultur-Denkmale (wenn auch augenscheinlich hier ein Kleines) erhalten und gerettet werden. Kommunale Stelle erstarren immer ob des finanziellen Aufwandes.
    KuWePe

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  2. Bei Mutti gibt es deutlich mehr Fleisch zur Teichlmauke;)

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    1. Gut beobachtet! Die Mahlzeit auf dem hier gezeigten Teller ist schon arg mickrig. Das Bild mit der "Teichlmauke" stammt aus der damaligen TV-Sendung "mdr-um-4" von 2018, dazu habe ich auch den entsprechenden Link in meinen Ausführungen mit eingefügt, vor allen Dingen weil dort das Rezept für die Zubereitung gut dargestellt war. Nun ist dieser Link inzwischen nicht mehr aktiv, weil seine vorgegebene Zeit abgelaufen ist.
      Meine Erfahrungen mit den Speisen im Blockhaus haben nichts mit dem gezeigten Teller zu tun, so war auch in diesem Jahr 2020 die Fleischportion bei der Teichlmauke sehr reichlich bemessen! Deshalb mein gut gemeinter Rat, einmal ausprobieren! Danke für die Nachricht. MfG W. Schorisch

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