Dienstag, 13. Februar 2018

Wanderung in die Felsenwelt des Zittauer Gebirges (mit Ärgernissen)

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz


Den Wintermonaten sind Wanderungen im nächstgelegenen Zittauer Gebirge vorbehalten. Auch hier finden wir noch verschiedene Örtlichkeiten, die selten oder bisher gar nicht aufgesucht wurden. Heute haben wir es auf einige Felsformationen abgesehen. Die Sandsteinfelsen sind ein Markenzeichen des Zittauer Gebirges und nicht nur begehrt bei Bergsteigern. Nicht allein der Anmut der phantasievollen Gesteinsgebilde versetzt uns in ehrfurchtsvolles Staunen, sie prägen das gesamte Landschaftsbild ganz wesentlich.
Obwohl ich noch nie einen Felsen am Seil erklommen habe (von wenigen vergeblichen Versuchen abgesehen), empfinde ich doch im Angesicht der Gesteine wie einst Rudolf Kauschka

Wenn ich hier also von heimatlichen Felsen berichtet habe, als von Dingen, die uns immer neu und schön und groß erschienen sind, die uns durch all ihre Jahre im Herzen standen, umglänzt von den glücklichsten Erinnerungen, so weiß ich gleichwohl, dass vielen diese Dinge gering erscheinen mögen, daß sie mit verschlossenen Sinnen daran vorüber gehen werden, jetzt wie ehedem. Aber beachtet doch, dass die Dinge niemals größer sind als das eigene Herz, und dass die Seligkeit, die von ihnen in uns überströmt, genau so groß ist wie die Liebe, die wir für sie gefühlt haben. An unserem großen Glücke konnten wir unsere Liebe messen.‘

Nun aber los. Vom unteren Parkplatz in Hartau wandern wir zunächst über die Fluren bis heran an die Grenze zu Böhmen, um gleich darauf durch das Weißbachtal in das Gebirge einzutreten. Ein Weg zweigt alsbald ab in Richtung Fuchskanzel. Schon begegnen uns die ersten Felsen, beachtlich der Weißbachturm. Die Aussicht von der Fuchskanzel ist bekannt. Wir diskutieren noch über den Zustand der Geländer. Es setzt sich die Ansicht durch, dass heute eine Erschließung eines Felsen zu Aussichtszwecken wohl kaum noch Aussicht auf Realisierung hätte.

Nach Überschreitung dieses Felskammes geht es wieder steil hinab ins Tal. Ein kleiner Rundweg führt uns nun zum ersten eigentlichen Ziel der Wanderung, den Uhusteinen. Derer gibt es zwei, den nördlichen und den südlichen Uhustein, nach Moschkau auch die ‚Nackten Männer‘ genannt.
Stop, eine entsetzliche Entgleisung! In Zeiten von ‚#Metoo‘ erwarten wir gleiche Verhaltensgrundsätze und dementsprechend Persönlichkeitsschutz auch für Männer! Glücklicherweise hat sich diese verunglimpfende Bezeichnung für diese schönen Felsen nicht durchgesetzt. Von der Rückseite der Felsformation bietet sich über die Föhren hinweg ein schöner Blick zum Pfaffenstein und unmittelbar neben den Uhusteinen ragt majestätisch der Thielknopf, ein weiterer solitär stehender Gesteinsrecke empor. Ein kurzes Stück davon entfernt wendet der Weg in Form einer Schlinge dort, wo sich die Sächsische und die Böhmische Dianawand widerstreitend gegenüber stehen.

Vorbei an der Burgruine Karlsfried und über den Heideberg streben wir unserem nächsten Ziel zu, den Felsen am Töpfer. Bei der Ruine Karlsfried fällt uns noch ein, dass diese nebst der Burg Oybin, vielleicht noch der Burg Rohnau im Neißetal die einzigen Burgen auf dem Gebiet der heutigen südlichen Oberlausitz sind, auffallend wenig im Verhältnis zu dem dichten Besatz an Festen im Böhmischen Umfeld (die nächsten sind nicht weit entfernt: Raubschloss [ungeklärt], Raimund, Falkenburg).

An der Südseite des Töpfer führen mindestens 3 Wege auf den Berg, wir wählen den Aufstieg, der unmittelbar an der Fuchskanzel das Plateau erreicht. Auch hier ein Areal mit herrlichen Felsen, auf denen man mit ein wenig Vorsicht herum klettern kann, um eine schöne Aussichtsposition zu finden. Auf Höhe der Hussittenwand, jedoch links vom Wege, hat es mir ein (namenloser) tropfenartiger Fels besonders angetan, der hinter den unbelaubten Bäumen hervor lugt.

Über die herrliche Oybinaussicht und die anderweitig besprochenen Gratzer Höhlen steigen wir auf der westlichen Seite des Töpfers wieder zu Tal, um den Rückmarsch nach Hartau anzutreten. Doch werden wir abrupt noch einmal an eine idyllische Naturbeschreibung Rudolf Kauschkas erinnert, als wir auf schönen Wegen die Heimatberge verlassen wollen:

Wer uns auf diesen mühevollen und doch so einzig schönen Wegen in Heimatbergen bis hierher begleitet hat, der glaube nun nicht, daß uns auf unseren Fahrten nichts als Felsen beschäftigten; uns waren die Wege zu Ihnen, ganz von Schauen und Träumen, Hoffen und Sehnen erfüllt, die gurgelnd verquellenden Schritte, die einst so überglücklichen in unseren Hochmooren, wie die leise verrieselnden im Sande weiter Kiefernforste – sie alle waren nicht minder schön.‘

Wir dachten auch, dass wir träumen, als wir ein Stück unterhalb der Felsnadel ‚Krumme Tante‘ wieder einmal auf unpassierbare Wege stießen, die normalerweise den Wanderer zu den zauberhaften Felswelten führen sollen. Der Stadtforst, bzw. seine Auftragnehmer haben hier nichts unversucht gelassen, den Zugang über diese Flanke des Berges unbegehbar zu machen. Hier darf man sich die Frage stellen, inwiefern eine derartige Zerstörung von Waldwegen den Tatbestand der Sachbeschädigung erfüllt, denn selbst offizielle Wanderwege sind vor dem Holzhunger des Forstwirtschaftsbetriebes nicht geschützt. Dem Erholungswert des Waldes ist nun einmal der Vorrang vor der wirtschaftlichen Nutzung eingeräumt. Zwar gehören große Teile des Gebirges dem Stadtforst, gleichwohl befinden sich diese Liegenschaften auf dem Territorium der Gebirgsgemeinden. Die derzeitige Praxis der Waldbewirtschaftung kann nicht im Interesse dieser Gemeinden liegen, die auch wirtschaftlich stark vom Fremdenverkehr abhängig sind. Ich gehe davon aus, dass den Gemeinden die Bestimmungen des Sächsischen Waldgesetzes bekannt sind. Gemäß §31 (2) des Sächsischen Waldgesetzes kann eine Gemeinde per Satzung die Regeln für die Bewirtschaftung eines Erholungswaldes aufstellen und den Eigentümer verpflichten, sich dem unterzuordnen. Der Forstbetrieb (Stadtforst) muss dem zwar zustimmen, aber hier könnte man immer noch den Rechtsweg bestreiten. Die Kräfte darauf zu bündeln wäre allemal sinnvoller, als Bürger zu jagen, die zehn Minuten den Bürgersteig durch das Abladen einer Fuhre Holz blockieren (siehe Sächsische Zeitung, Lokalteil Zittau vom 06.02.2018).

Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.





Triangulationspunkt auf der Fuchskanzel


Die Uhusteine



      Blick von den Uhusteinen zum Pfaffenstein


Der Thielknopf


Bei der Sächsischen und Böhmischen Dianawand





An der Ruine Karlsfried


      Die Hussittenwand am Töpfer


Eine Laune der Natur aus Stein


Blick von der Böhmischen Aussicht: Roll und Jeschken




Blick von der Oybinaussicht: Das Kücken und Ortslage Bertsdorf


Im Klettergebiet der Kratzerhöhlen












Die 'Krumme Tante' (da war ich schon oben, M.S.)


Liebevoll gepflegte Wanderwege am Töpfer


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