Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz
Den Wintermonaten
sind Wanderungen im nächstgelegenen Zittauer Gebirge vorbehalten.
Auch hier finden wir noch verschiedene Örtlichkeiten, die selten
oder bisher gar nicht aufgesucht wurden. Heute haben wir es auf
einige Felsformationen abgesehen. Die Sandsteinfelsen sind ein
Markenzeichen des Zittauer Gebirges und nicht nur begehrt bei
Bergsteigern. Nicht allein der Anmut der phantasievollen
Gesteinsgebilde versetzt uns in ehrfurchtsvolles Staunen, sie
prägen das
gesamte Landschaftsbild ganz wesentlich.
Obwohl ich noch nie
einen Felsen am Seil erklommen habe (von wenigen vergeblichen
Versuchen abgesehen), empfinde ich doch im Angesicht der Gesteine
wie
einst Rudolf Kauschka
‚Wenn ich hier
also von heimatlichen Felsen berichtet habe, als von Dingen, die
uns
immer neu und schön und groß erschienen sind, die
uns
durch all ihre Jahre im Herzen standen, umglänzt von den
glücklichsten Erinnerungen, so weiß ich gleichwohl, dass vielen
diese Dinge gering erscheinen mögen, daß
sie mit verschlossenen Sinnen daran vorüber gehen werden, jetzt
wie
ehedem. Aber beachtet doch, dass die Dinge niemals
größer sind als das eigene Herz, und dass die Seligkeit, die von
ihnen in uns überströmt, genau so groß ist wie die Liebe, die
wir
für sie gefühlt haben. An unserem großen Glücke
konnten wir unsere Liebe messen.‘
Nun aber los. Vom
unteren Parkplatz in Hartau wandern wir zunächst über die Fluren
bis heran an die Grenze zu Böhmen, um gleich darauf durch das
Weißbachtal in das Gebirge einzutreten. Ein Weg zweigt alsbald ab
in
Richtung Fuchskanzel. Schon begegnen uns die ersten Felsen,
beachtlich der Weißbachturm. Die Aussicht von der Fuchskanzel
ist
bekannt. Wir diskutieren noch über den Zustand der Geländer. Es
setzt sich die Ansicht durch, dass heute eine Erschließung eines
Felsen zu Aussichtszwecken wohl kaum noch Aussicht auf
Realisierung
hätte.
Nach Überschreitung
dieses Felskammes geht es wieder steil hinab ins Tal. Ein kleiner
Rundweg führt uns nun zum ersten eigentlichen Ziel der Wanderung,
den Uhusteinen. Derer gibt es zwei, den nördlichen und den
südlichen
Uhustein, nach Moschkau auch die ‚Nackten Männer‘ genannt.
Stop, eine
entsetzliche Entgleisung! In Zeiten von ‚#Metoo‘ erwarten wir
gleiche Verhaltensgrundsätze und dementsprechend
Persönlichkeitsschutz auch für Männer! Glücklicherweise hat sich
diese verunglimpfende Bezeichnung für diese schönen Felsen nicht
durchgesetzt. Von der Rückseite der Felsformation bietet sich über
die Föhren hinweg ein schöner Blick zum Pfaffenstein und
unmittelbar neben den Uhusteinen ragt majestätisch der Thielknopf,
ein weiterer solitär stehender Gesteinsrecke empor. Ein kurzes
Stück
davon entfernt wendet der Weg in Form einer Schlinge dort, wo sich
die Sächsische und die Böhmische Dianawand widerstreitend
gegenüber
stehen.
Vorbei an der
Burgruine Karlsfried und über den Heideberg streben wir unserem
nächsten Ziel zu, den Felsen am Töpfer. Bei der Ruine Karlsfried
fällt uns noch ein, dass diese nebst der Burg
Oybin, vielleicht noch
der Burg Rohnau im
Neißetal die einzigen Burgen auf dem Gebiet der
heutigen südlichen Oberlausitz sind, auffallend wenig im
Verhältnis
zu dem dichten Besatz an Festen im Böhmischen Umfeld (die nächsten
sind nicht weit entfernt: Raubschloss
[ungeklärt], Raimund,
Falkenburg).
An der Südseite des
Töpfer führen mindestens 3 Wege auf den Berg, wir wählen den
Aufstieg, der unmittelbar an der Fuchskanzel das Plateau erreicht.
Auch hier ein Areal mit herrlichen Felsen, auf denen man mit ein
wenig Vorsicht herum klettern kann, um eine schöne
Aussichtsposition
zu finden. Auf Höhe der Hussittenwand, jedoch links vom Wege, hat
es
mir ein (namenloser) tropfenartiger Fels besonders angetan, der
hinter den unbelaubten Bäumen hervor lugt.
Über die herrliche
Oybinaussicht und die anderweitig besprochenen Gratzer
Höhlen steigen wir auf der westlichen Seite des Töpfers
wieder
zu Tal, um den Rückmarsch nach Hartau anzutreten. Doch werden wir
abrupt noch einmal an eine idyllische Naturbeschreibung Rudolf
Kauschkas erinnert, als wir auf schönen Wegen die Heimatberge
verlassen wollen:
‚Wer uns auf
diesen mühevollen und doch so einzig schönen Wegen in
Heimatbergen bis hierher begleitet hat, der glaube nun nicht,
daß uns auf
unseren Fahrten nichts als Felsen beschäftigten; uns waren die
Wege
zu Ihnen, ganz von Schauen und Träumen, Hoffen und Sehnen
erfüllt,
die gurgelnd verquellenden Schritte, die einst so
überglücklichen
in unseren Hochmooren, wie die leise verrieselnden im Sande
weiter
Kiefernforste – sie alle waren nicht minder schön.‘
Wir
dachten auch, dass wir träumen, als wir ein Stück unterhalb der
Felsnadel ‚Krumme Tante‘ wieder einmal auf unpassierbare Wege
stießen, die normalerweise den Wanderer zu den zauberhaften
Felswelten führen sollen. Der Stadtforst, bzw. seine Auftragnehmer
haben hier nichts unversucht gelassen, den Zugang über diese
Flanke
des Berges unbegehbar zu machen. Hier darf man sich die Frage
stellen, inwiefern eine derartige Zerstörung von Waldwegen den
Tatbestand der Sachbeschädigung erfüllt, denn selbst offizielle
Wanderwege sind vor dem Holzhunger des Forstwirtschaftsbetriebes
nicht geschützt. Dem Erholungswert des Waldes ist nun einmal der
Vorrang vor der wirtschaftlichen Nutzung eingeräumt. Zwar gehören
große Teile des Gebirges dem Stadtforst, gleichwohl befinden sich
diese Liegenschaften auf dem Territorium der Gebirgsgemeinden. Die
derzeitige Praxis der Waldbewirtschaftung kann nicht im Interesse
dieser Gemeinden liegen, die auch wirtschaftlich stark vom
Fremdenverkehr abhängig sind. Ich gehe davon aus, dass den
Gemeinden
die Bestimmungen des Sächsischen Waldgesetzes bekannt sind. Gemäß
§31 (2) des Sächsischen Waldgesetzes kann eine Gemeinde per
Satzung
die Regeln für die Bewirtschaftung eines Erholungswaldes
aufstellen
und den Eigentümer verpflichten, sich dem unterzuordnen. Der
Forstbetrieb (Stadtforst) muss dem zwar zustimmen, aber hier
könnte
man immer noch den Rechtsweg bestreiten. Die Kräfte darauf zu
bündeln wäre allemal sinnvoller, als Bürger zu jagen, die zehn
Minuten den Bürgersteig durch das Abladen einer Fuhre Holz
blockieren (siehe Sächsische Zeitung, Lokalteil Zittau vom
06.02.2018).
Die
GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.
Triangulationspunkt auf der Fuchskanzel
Die Uhusteine
Blick von den Uhusteinen zum Pfaffenstein
Der Thielknopf
Bei der Sächsischen und Böhmischen Dianawand
An der Ruine Karlsfried
Die Hussittenwand am Töpfer
Eine Laune der Natur aus Stein
Blick von der Böhmischen Aussicht: Roll und Jeschken
Blick von der Oybinaussicht: Das Kücken und Ortslage Bertsdorf
Im Klettergebiet der Kratzerhöhlen
Die 'Krumme Tante' (da war ich schon oben, M.S.)
Liebevoll gepflegte Wanderwege am Töpfer
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