Freitag, 22. Juni 2018

Drei Tage Böhmisches Mittelgebirge (Teil 1/2): Borschen, Woltarschik, Kostial

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz

Das Böhmische Mittelgebirge, insbesondere der westelbische Teil, ist in seiner Erreichbarkeit von unserem heimischen Standort im Raum Zittau mit ziemlichem Aufwand verbunden, so dass man mit einem mehrtägigen Ausflug gut beraten ist. Dabei gibt es aber einen Haken, nämlich der Mangel an Quartieren in dieser außerordentlich reizvollen Landschaft. Ein glücklicher Umstand also, in der Paragliding-Station in Rannay (Raná) zwei Zimmer gebucht bekommen zu haben. 

Zwei interessante Wanderungen hatten wir uns vorgenommen: die Steppenberge um Rannay und eine Tour vom Woltarschik (Oltářík) zum Kostial (Košťálov). Von Kotzauer (Kocourov) aus hatten wir dieses Gebiet schon einmal gesehen und die Silhouette der Vulkanberge, die sich am Horizont abzeichnet, noch gut in Erinnerung. Unmittelbar stellt man sich die umgekehrte Perspektive vor mit Milleschauer (Milešovka), Kletschen (Kletečná) und Wostrey (Ostrý) als Kulisse, eine unbedingte Aufforderung, dieser Vorstellung nachzugehen.

Schon bei unserer Anreise über Leitmeritz (Litoměřice) belebt die Ansicht der gestaffelten Kegelberge unser Gemüt, allerdings mit einer sprichwörtlich getrübten Sichtweise. Trotzt schönstem Hochdruckwetters (oder gerade deshalb) scheint die Gegend unter einer milchigen Dunstglocke zu liegen, die sich immer erst gegen Abend etwas auflöst. Wir sehen die Industriekomplexe in Lobositz (Lovosice), Bilin (Bílina) und Brüx (Most) als Verursacher, aus deren Schloten unentwegt Industrieabgase entweichen.

Am Anreisetag haben wir uns noch ein kleineres Ziel vorgenommen: den Borschen (Bořeň) bei Bilin. Mit seinem basaltischen Gipfel ist er ein Recke unter den Vulkanbergen, dementsprechend ist die panoramische Aussicht, die man von seinem Gipfel erwarten kann. Wegen der erwähnten Sichtverhältnisse ist sie heute etwas eingeschränkt. Auch kann man den Ausblick in westliche Richtung vergessen, wo sich zwischen den rauchenden Schornsteinen von Brüx und Bilin vor dem Hintergrund des Erzgebirgskamms eine riesige Tagebaulandschaft ausbreitet. Am frühen Abend endlich, während der Rückfahrt zu unserem Quartier, zeigt sich der Borschen dann von seiner besten Seite, umgeben von blühenden Weißdornhecken.

Wie es häufig so ist, entdecken wir am Folgetag auf unserer Tour zum Kostial landschaftliche Kleinode, die ansonsten bestenfalls am Rande Erwähnung finden. Da immer noch Smog über dem Land liegt, nähern wir uns zunächst etwas lustlos von Chraschtian (Chrášťany) aus dem Woltarschik. Auch die blühenden Rapsfelder vermögen nicht so richtig Farbe in die Landschaft zu bringen. Natürlich sind die Reste der alten Burg Hradek eine Attraktion, jedoch ist von Milleschauer und Konsorten kaum etwas zu sehen. Aber dann, auf dem Weg nach Suttom (Sutom), fällt uns eine Wegmarkierung auf, die auf die weiträumig eingezäunte Plösche (Plešivec) weist. Das Gatter ist mittels Steighilfe zu überwinden. Ziemlich steil zieht der Weg hinauf auf den kahlen, schmalen Bergrücken, der von Frühlingsblühern übersät ist. Das bunte Spektakel ist Balsam für die Seele. Gleiches erleben wir am Kahlenberg (Holý vrch) bei Suttom. Die alte Barockkirche von Suttom fügt sich dazu schön in die Landschaft ein. Östlich dieses Höhenrückens tauchen jetzt alte Bekannte auf: Lobosch (Lovoš), Radebeule (Radobýl), Radischken (Hradiště u Hlinné) und Geltsch (Sedlo).

Der weitere Weg zur Ruine Kostial, von der noch weithin sichtbare, bemerkenswerte Reste erhalten sind, erfordert keine besonderen Anstrengungen. Allerdings stellt sich im Angesicht der ehrwürdigen Gemäuer die Frage, wie es zu Zeiten der Bewohnung wohl mit der Gemütlichkeit und Behaglichkeit ausgesehen haben mag? Vielleicht hat man sich in diesem Falle mit dem romantischen Anblick der benachbarten Hasenburg (Hazmburk) beschieden.

In Trebnitz (Třebenice) erreichen wir das Tagesziel. Auf der Suche nach einem Durststiller geraten wir doch tatsächlich in ein Hostinec, in dem der halbe Liter Budweiser gerade einmal 13 Kronen kostet. Bevor wir uns mit dem Wirt deswegen anlegen, zahlen wir schleunigst und suchen schnell das Weite. Vielleicht gab es aber auch gerade bloß eine Budweiser-Vorteilswoche.

Die GPS-Daten zur Tour findet man hier.


Auf dem Borschen








Der Borschen



Blick zum Hoblik



Auf dem Weg zum Woltarschik mit Burg Hradek










Auf der Plösche










Ruine der Burg Skalken in Watislaw (Vlastislav)


Auf dem Kahlen Bergrücken




Ruine Burg Kostial






In der Ferne die Hasenburg


Der Kostial von Trebnitz aus gesehen




Unser Quartier in der Paraglidingstation in Rannay

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