Was zieht einen nach Kreta? Die wilden schluchtenreichen Gebirge? Das hügelige Hinterland? Das tiefblaue Meer mit seinen zahlreichen Badebuchten? Die zahlreichen Kulturdenkmäler? Die mediterrane Lebensart der Kreter, auch mit Blick auf kulinarische Seite? Das alles sind gute Gründe Kreta zu besuchen. Für mich gab es jedoch noch einen weiteren Grund, auf die Insel zu reisen. Ich wollte einfach einmal sehen, wohin es meinen Vater im 2. Weltkrieg verschlagen hatte, den er als Fallschirmjäger unter anderem auf Kreta erlebte. Dabei reicht es schon zu wissen, dass hier eine blutige Prestigeschlacht geschlagen wurde, bei der die Engländer von der gut befestigten Insel vertrieben werden sollten.
In dem Erinnerungsband „Kreta – Sieg der Kühnsten“ heißt es blumig
„Eine große Ruhmestat in der Geschichte unserer jungen Waffe ist vollendet. Auf Kreta wehen unsere Siegesfahnen. Ihr, meine Fallschirmjäger und Luftlandetruppen, ihr meine Flieger, habt gemeinsam mit euren Kameraden des Heeres unter eueren bewährten Führern aller Dienstgrade einmalige Leistungen vollbracht. Unendlich stolz und glücklich melde ich dem Führer den Vollzug seines Befehles. Ihr habt vor aller Welt des Führers Wort bewiesen: Es gibt keine uneinnehmbaren Inseln.“ [General der Flieger Kurt Student]
Diese „einmaligen Leistungen“ (Unternehmen Merkur) forderten innerhalb von 8 Tagen ca. 8.000 Todesopfer auf deutscher (ca. 4.500) und britischer Seite (ca. 3.500), dazu Verluste unter der einheimischen Zivilbevölkerung, die Opfer von Vergeltungsaktionen wurden, Zitat Wikipedia:
„Zur Aufrechterhaltung der Moral der durch große Verluste geschwächten Truppe und als Abschreckung" erließ General Student am 31.Mai 1941 folgenden Befehl:
„Jetzt ist die Zeit gekommen, allen derartigen Fällen planmäßig nachzugehen, Vergeltung zu üben und Strafgerichte abzuhalten, die auch als Abschreckungsmittel für die Zukunft dienen sollen. Ich beabsichtige, in dieser Richtung mit äusserster Härte vorzugehen. […] Als Vergeltungsmaßnahmen kommen in Frage: 1.) Erschiessungen 2.) Kontributionen 3.) Niederbrennen von Ortschaften (vorher Sicherstellung aller Barmittel, die restlos den Angehörigen zugute kommen sollen) 4.) Ausrottung der männlichen Bevölkerung ganzer Gebiete. Die Genehmigung zu 3.) u. 4.) behalte ich mir vor. Sie ist auf dem kürzesten Wege einzuholen (mit stichwortartiger Begründung).
Es kommt nun darauf an, alle Maßnahmen mit größter Beschleunigung durchzuführen, unter Beiseitelassung aller Formalien und unter bewusster Ausschaltung von besonderen Gerichten. Bei der ganzen Sachlage ist dies Sache der Truppe und nicht von ordentlichen Gerichten. Sie kommen für Bestien und Mörder nicht in Frage.“
Diese von Student befohlenen Maßnahmen waren auch im Sinne des damals geltenden Kriegsvölkerrechts keine zulässigen Repressalien, sondern Kriegsverbrechen.“
Das sollte man wissen, wenn man als Deutscher nach Kreta reist und mit Selbstverständlichkeit erwartet, von hinten und vorn mit der nötigen Aufmerksamkeit hofiert zu werden. Ich jedenfalls hatte dieses Wissen immer im Hinterkopf, dazu das drückende Gefühl, dass ein paar hundert Seemeilen entfernt auf der anderen Seite des Mittelmeeres das Morden wieder im Gange ist.
Wir hatten von vornherein nicht die Absicht, auf Kreta den Stätten des Weltkulturerbes nachzujagen und jeden sehenswerten Winkel der schönen Insel aufzuspüren. Dafür reicht die Zeit auch gar nicht, die man dann auf den kurvenreichen Straßen liegen lässt. Richtig war die Entscheidung, ein Quartier im landschaftlich schönen und weniger besiedelten Süden der Insel zu suchen, wo Massentourismus nicht vorkommt. Von hier unternahmen wir kleine, erlebnisreiche Ausflüge in die nähere Umgebung entlang der Küste und ins Hinterland, meist verbunden mit Badeeinlagen in einer der zahlreichen schönen Buchten.
Natürlich versucht man, sich ein Bild von der wirtschaftlichen Lage des Gastlandes zu machen, von dem man weiß, dass es in wirtschaftlichen Schwierigkeiten steckt. Das ist jedoch nicht ganz so einfach, weil die Verhältnisse in den touristisch geprägten Gebieten nicht die allgemein typische Situation widerspiegeln. Fährt man jedoch ins Inselinnere, wird man mancherorts Verhältnisse antreffen, die man in Europa nicht für möglich hält. Die Wahrheit liegt wohl zwischendrin.
Einziger Wermutstropfen, der uns berührte, ist das augenscheinliche Müllproblem. Das kann man nicht unmittelbar auf die wirtschaftlichen Sorgen des Landes zurückführen. Dass man dies in den Griff bekommen kann, haben wir in anderen südlichen Regionen schon erlebt, beispielsweise auf Korsika.
Ach so, und dann habe ich mich noch einmal richtig aufgeregt. Die weiteste Ausfahrt führte uns nach Matala, wo unsere Hippies früher in Höhlen hausten. Das wollten wir sehen. Empört waren wir, dass diese Behausungen der früheren kulturellen Elite unseres Landes nunmehr offenbar als Kulturgut eingestuft werden, für dessen Besichtigung man Eintritt bezahlen muss. Soweit kommt das noch!
Die folgende Bilderserie soll einen eng gefassten Eindruck von Kreta vermitteln, hier und da mit einer kleinen Anmerkung.
Die
idyllischen Küstenorte Loutro und Finix sind nur zu Fuß oder mit
dem Boot erreichbar
Nicht überall
sieht es so aus, wie in den Küstenorten
Das gut
erhaltene venezianische Kastell Frangokastello
Ausflug zum
Palmenstrand Preveli
Ausflug
nach Matala, die ehemalige Hippi-Hochburg (hin und wieder sieht
man
noch einen)
In diesen
Höhlen
sollen die Blumenkinder einmal gelebt haben
Auf schöne
Bergdörfer trifft man in Kreta, hier Mariou und Sellia
Auf Kreta ist
alles Ziege und Schaf. Auf diesen martialischen Hinweis könnte man
allerdings verzichten
Kein Wunder,
dass Griechenland nicht auf die Beine kommt, wenn in jedem
Bergdorf
(hier in Sellia) noch ein Supermarkt die Bewohner mit dem
wichtigsten
Bedarf versorgt. Das rechnet sich doch nicht, Mensch!
Den für unsere
Begriffe schönsten Strand „Sweet Water Beach“ erreicht man nur
per Schiff oder zu Fuß auf abschüssigen, steinigen Wegen
Küstenstraßen
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