Montag, 10. September 2018

Wanderung zu Tafelfichte und Heufuder

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz

Seit ein paar Tagen bestimmt ein Hochdruckgebiet mit Fernsichten die Wetterlage. Für welchen der vielen aussichtsreichen Berge entscheiden wir uns also? Nach (wirklich) demokratischer Abstimmung entschließen wir uns für einen Besuch der Tafelfichte (Smrk) und natürlich bietet sich noch das Heufuder (Stóg) als Ziel an, wenn man schon einmal oben ist.

Diese Region des Isergebirges hat nach meinem Geschmack nicht den landschaftlichen Zauber der filigranen und sanften nordböhmischen Bergwelt, gleichwohl ist es gewaltiger und weitläufiger und von den beiden Gipfeln der Tafelfichte und des Heufuder genießt man bei eben diesen Sichtverhältnissen einen grandiosen Weitblick, insbesondere über die schlesische Ebene, die Höhen des Iser- und des Riesengebirges. Auch das Lausitzer- und das Böhmische Mittelgebirge rufen sich mit ihren markanten Gipfeln in der Ferne in Erinnerung. Besser noch empfinde ich die Stimmung aber im Winter, wenn die Berge von einer dichten Schneedecke überzogen sind, es muss ja nicht gleich – 20° C herrschen, wie bei dieser und dieser Tour.

In einem kleinen Seitental, welches sich zwischen Heufuder und Tafelfichte gegen Bad Schwarzbach (Czerniawa-Zdrój) öffnet, beginnen wir unsere Wanderung. Bald zieht der Weg ziemlich stur geradeaus und steil im Wald hinauf zur Tafelfichte. Die trockene Witterung, die seit Wochen anhält, hat hier noch keine Spuren hinterlassen, Waldboden und Wege sind durchfeuchtet und knapp unterhalb des Kammwegs, wo nur noch Krüppelholz den Weg säumt, breitet sich um den Tafelstein Moor aus, in dem zur Zeit das Wollgras blüht. Einziger Wegbegleiter ist ein polnischer Heidelbeerpflücker, der mit einem Blaubeeramm die Sträucher bürstet (was hierzulande nicht so gerne gesehen wird). Am Kammweg ist es mit der Waldeinsamkeit vorbei. Die Seilbahn zum Heufuder befördert täglich bequem eine große Zahl Ausflügler auf den Berg, die auch die 4 km bis zum Aussichtsturm auf der Tafelfichte und zurück gerade noch so schaffen. Diese bevölkern emsig den Steig, der zeitweise an eine Promeniermeile erinnert. So gestaltet sich der Aufenthalt auf dem Turm ziemlich kurz, da man den Nachdrängenden Platz schaffen möchte, aber nicht zu kurz, um sich an dem faszinierenden Rundblick zu ergötzen.

Auch wir pilgern nun zum Heufuder, um in der dortigen urigen Bergbaude den Durst zu stillen. Endlos bringt eine Gondel nach der anderen weitere Besucher zur gegenüberliegenden Bergstation, so dass das Plateau um die Baude gut gefüllt ist und man sich freie Sitzplätze im Außenbereich der Baude erkämpfen muss. Die Baude wurde 1924 errichtet und befindet sich noch weitgehend im Urzustand. Sie ist zwar nicht auf der Höhe der Zeit, aber immerhin wurden an der Baude auch keine baulichen Sünden begangen, wie bei manch anderem derartigen Gebäude.

Während die meisten Gäste mit der Bahn wieder hinab fahren oder den direkten Weg nach unten nehmen, wandern wir weiter zu den Kammhäusern und von dort über Bad Flinsberg (Świeradów-Zdrój) zurück nach Bad Schwarzbach. Schon wenige Meter hinter der Baude sind wir wieder allein in der Natur und treffen während unseres Abstiegs nach Bad Flinsberg auch kaum andere Wanderer, zuweilen einen Mountainbiker. 

In Bad Flinsberg hat sich die Tourismusindustrie stark ausgebreitet, insbesondere im Umfeld der Talstation des Liftes. Die einen sind froh, hier ihre wirtschaftliche Existenz bestreiten zu können, die anderen beklagen die Zerstörung des ursprünglichen Landschaftsbildes. Ich gehöre zu den letzteren. In Bad Schwarzbach geht es im Gegensatz dazu wesentlich beschaulicher zu. Es geht also auch anders.

Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.




Kureinrichtung in Bad Schwarzbach





Tafelstein; hier trafen die Länder Böhmen, Schlesien und Oberlausitz auf einander


Wollgras am Gipfel der Tafelfichte




 Aussichten vom Turm auf der Tafelfichte




Heufuderbaude



Kabinenlift zum Heufuder


Blick zum Kamm des Riesengebirges mit Schneegrubenbaude



Trotz großer Trockenheit im Umland scheint der Wasserhaushalt auf dem Isergebirgskamm intakt zu sein




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