'Die Tafelfichte', schrieb Gottlieb Korschelt (1818-1901),' ist der höchste Punkt des Isergebirges (1123 m). Bisher wurde sie nur selten besucht und in Reisehandbüchern nur kurz erwähnt, weil es an Wegen mangelte und die Wege oft sumpfig waren. In Ermangelung eines Aussichtsturmes lohnte sich der Aufstieg kaum, da der breite Rücken des Berges ganz mit Nadelbäumen bedeckt war. Selten fand sich ein zuverlässiger Führer vor'.
Im Sommer 1892 wurde ein hölzerner Aussichtsturm errichtet und so weiß Korschelt hinzuzufügen 'Die Aussicht, welche man vom Turme genießt, ist großartig und prachtvoll, sie ist unstreitig eine der schönsten Mitteldeutschlands (das war einmal). Man überblickt einen großen Teil Sachsens, Schlesiens und Böhmens sowie das Riesen- und Isergebirge.'
Von Korschelt lernen wir ferner, daß der Weg zur Tafelfichte ohne Führer mangels hinreichender Wegmarkierung nicht empfehlenswert ist.
Einiges hat sich im Laufe der Zeit grundlegend geändert. Der Berg wird heute mit 1124 m vermessen und ist nach dem Hinterberg mit 1126m nur die zweithöchste Erhebung des Isergebirges. Auch bald nach Korselts Besuch wurde die während der Errichtung des Aussichtsturmes dienende Bauunterkunft in eine Bergbaude verwandelt und 1932 bedeutend vergrößert. Nach dem Krieg wurde sie, wie viele andere Bauden, ausgeraubt und in Brand gesteckt, mit ihr auch der Turm. Seit 2003 ziert eine neue Stahlkonstruktion den Gipfel mit einer kleinen Schutzhütte, die insbesondere im Winter dem Wanderer / Skiläufer einen willkommenen Unterschlupf für eine kurze Pause gewährt, denn die Temperaturen können hier arktisch kalt sein.
Die Erreichbarkeit zu Fuß, per Ski oder per Mountainbike ist heute kein Problem, sofern man über die Kondition verfügt. Wir wählen für den Aufstieg den Weg parallel zur polnischen Grenze. Je mehr man an Höhe gewinnt, um so lohnenswerter ist der Blick zurück in die Schlesische Ebene. Der blaue Himmel kontrastiert an diesem Tag wunderbar gegen die reifen Vogelbeeren und das Hain-Greiskraut. Bevor wir uns dem Gipfel zuwenden, steigen wir unmittelbar an der polnischen Grenze nochmals kurz ab zum Tafelstein. Bis 1815 trafen hier die Grenzen der Oberlausitz, Böhmens und Schlesiens aufeinander. Die hier befindliche Bank ist ideal für die verdiente Pause, denn die Rast wird durch einen wunderbaren Blick ins Schlesische verschönt. Außerdem genießt man die Ruhe, während am Gipfel zu unserem großen Erstaunen ein Andrang aus Wanderern und Fahrradfahrern herrscht, und das an einem Donnerstag! Unternehmerischer Mut wird belohnt, denn ein Kiosk-Betreiber verkauft hier vom Bier bis zum warmen Würstchen alles, was des dürstenden Wanderers Herz begehrt. Im Winter habe ich das noch nicht erlebt.
Für den Rückweg nach Bad Liebwerda (Lázně Libverda) haben wir uns die Route über den Käuligen Berg ausgesucht. Die weithin sichtbaren Felsen am Käuligen Berg scheinen das Tal zu bewachen. Auf der Fahrt von Oberweißbach (Bílý Potok) zum Wittighaus (Smědava) treten sie auf der linken Seite der Schlucht drohend hervor. Die Felsen des Paličník wurden 1902 durch den Österreichischen Riesengebirgsverein aus Görlitz (!) zugänglich gemacht. Der Ausblick von hier ist, wie man es vermuten darf: phänomenal. Begrifflich ist hier mit Blick auf die alten deutschen Bezeichnungen für mich aber einiges diffus. Sowohl Paličník und Klinovy vrch werden als Käuliger Berg bezeichnet, Kauschka spricht auch vom Raubschützenfelsen und meint damit die Pytlácká skála, nicht zu verwechseln mit den Pytlácké kameny am mittleren Isergebirgskamm. Pytlák bedeutet im Tschechischen Wilderer und davon gab es im Isergebirge zu früheren Zeiten eben eine ganze Menge und somit scheinbar auch namensverwandte Felsen. Abgrenzend ist für mich ganz privat der Paličník künftig das Weißbacher Köpfl, denn so nennt sich der Fels, der sich unmittelbar an den Paličník anlehnt.
Der Abstieg durch das wildromantische Tal des Hegebach (Hájený potok) rundet die Wanderung ab. Besser als Kauschka kann man die Stimmung am Käuligen Berge nicht beschreiben: 'An seinen Flanken brausen zwei der schönsten Gebirgsbäche herab, im Süden die dunklere Wittig, im Norden der hellere Hegebach, und zwischen beiden thront er hoch mit wundervollem Walde. Sein stark gekrümmter Rücken springt steil von Weißbachs letzten Wiesen auf und wölbt sich dann weit hinein fast bis zu den innersten Mooren des Gebirges. Seine riesigen geländertragenden Gipfelklötze schauen nach Norden zur großen Rundung der Tafelfichte und gegen Süden zur übergewaltigen dunklen Kuppel des Wittigberges, wo die wasserüberronnenen Felsen in der Sonne glänzen....'
Aufstieg zur Tafelfichte, unterhalb niederschlesisches Land
Blick von der Bank am Tafelstein
Plakette am Tafelstein
Auch Theodor Körner besuchte die Tafelfichte
Blick vom Turm in östliche Richtung
… und zum Riesengebirge im Winter
Aussichtsplattform auf dem Turm
Nicht jeder kann die letzten Meter im Sattel zurücklegen
Konrad sorgt für die Verpflegung auf der Tafelfichte
Auf der Tafelfichte ist an alles gedacht
Der Abstieg erfolgt über die Himmelsleiter
Unterhalb der Tafelfichte entspringt die Iser (Jizerka)
Der Aussichtsfelsen Paličník
Die Ebereschen sind reif
Blick über den Käuligen Berg
Blick vom Paličník über Haindorf (Hejnice)
Abstieg entlang des Hegebach
Jenseits des Wittigtales ragen die Felsen die Friedländer Zinne auf
Vorgebirge bei Bad Liebwerda
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