Samstag, 16. November 2019

Wanderung zur Ruine Roynungen (Roimund) und dem Fellerkofel

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz

An Herbsttagen mit unsicheren Wetteraussichten bewegen wir uns lieber im nahen heimatlichen Umfeld. So haben wir heute als Wanderziel den nördlichen Jeschkenkamm auserkoren. Von der Pankratzer (Jitrava) Kirche wandern wir zunächst in den oberen Ortsteil des Dorfes. Im Anstieg verbessert sich mit zunehmender Höhe die Aussicht über das Pankratzer Tal hinüber zu den östlichen Bergen des Lausitzer Gebirges. Beneidenswert sind die Lagen der alten Häuser am Waldrand, von denen man dieses Panorama ständig vor Augen hat. Der Weg führt uns nun hinüber nach Schönbach (Zdislava), auch von hier beste Aussichten, nun auch zu den Kegelbergen des Rollberghügellandes. Aber die grandiose Vorstellung ist noch nicht beendet, denn hinter Schönbach steigt der Pfad nun stetig steiler werdend zum Jeschkenkamm an. Wir pausieren oft und genießen die wunderbaren Panoramen, wohl wissend, dass sich der folgende Wegabschnitt auf Forststraßen - teils asphaltiert - durch die Täler des Gebirges schlängelt. Selten geben hier Einschlagschneisen den Blick noch auf die Landschaft frei. Bemerkenswert aber sind die tiefen Taleinschnitte, die von dichten Buchenbeständen besiedelt sind und die man eigentlich an dem lang gedehnten Kamm nicht erwartet. Wir erreichen die Wegkreuzung, an der früher die Eduardsbuche stand.

Tausende Kammwanderer streckten sich ehedem in ihrem Schatten. Lange schon bangten wir um sie. Das Alter, nicht böse Krankheit hatte ihr Innerstes zermürbt. Noch wehrte sich der Greis. Ruchloses Gelichter kam und brandschatzte das schon morsche Gebäude. Doch nicht rohe menschliche Gier und Gewalt vermochten den Todesstoß zu geben dem Alten vom Berge; ein Weststurm fällte ihn in winterlicher Nacht vor Jahresfrist.“ („Von Christophsgrund über die Burgruine Roimund nach Paß“, Jahrbuch des deutschen Gebirgsvereines für das Jeschken- und Isergebirge, 1937)

Nach kurzer Pause folgen wir alternativlos weiter einer Forststraße zur Ruine Roynungen. Nun allerdings eröffnen sich häufiger Blickfenster auf die Umgebung. Weniger interessant sind dabei die Ansichten von der Grube in Türchau (Turów), als vielmehr die Blicke hinüber auf die Landschaft um den Gickelsberg (Výhledy) und Kahleberg (Lýsy vrch). Bald sind die Reste der Burg Roynungen (auch Roimund genannt) erreicht.

Burgruine Roimund (576 Meter) schreit nach Hilfe vor gänzlichem Verderben. Eine Trümmerstätte von Schutt, ein Stück Mauer und der Wallgraben sind das Letzte, was geblieben von der einzigen Feste. Johann von Dohna, Burggraf auf Grafenstein, schuf sich hier in der Waldwildnis des großen Kalkberges im Jahre 1347 das stolze Bergschloß als Familiensitz. In Verehrung zu seinem Landesherrn Karl IV. gab er diesem den Namen Roimund, das ist Königsberg. Ihr weiteres Geschick teilte Roimund mit der Falkenburg. Straßenräuber und Wegelagerer, die sich um die Mitte des 15. Jahrhunderts in den ,,alten Bergschlössern« des nördlichen Böhmens eingenistet hatten, boten Nikolaus von Dohna 1521 Veranlassung, die Burg zu schleifen.“ (ebenda)

Das Bild, welches hier von der alten Burganlage gezeichnet wird, bietet sich noch heute. Erstaunlich ist, dass die Reste der mächtigen Außenmauer 500 Jahre später immer noch scheinbar unverwüstlich empor ragen.

Weiter auf Forstwegen treten wir den Rückweg an. Bevor sich der Weg nun endgültig nach Süden wendet, erblicken wir aus der Entfernung unterhalb im Walde einen bemerkenswerten Felskoloss, den Rabenstein bei Freudenhöhe, auch Fellerkofel genannt. Zu diesem steigen wir hinab.

In der breiten Einsenkung zwischen dein Großen Kalkberge und dem Trögelsberge steht, 20 Minuten von der Freudenhöhe, 8 Minuten vom Gasthaus zur schönen Aussicht entfernt, ein mächtiger Verfechter des Stammes, dem er entsprossen, der Felskoloß des Rabensteins, auch Fellerkofel genannt. Wo Silur- und Kreideformation einander schroff gegenüberstehen, dort lacht dem behäbigen Riesen des Großen Kalkberges ein grimmiger Gegner in Gestalt des Fellerkofels frech ins Antlitz. In der überhängenden, 43 Meter hohen Nordostwand des Fellerkofels, einer wohl für ewige Zeiten unbezwingbaren Feste, bewundern wir den höchsten Felsabsturz in unserem heimatlichen Kletterbereiche. Dagegen setzt die über die Hälfte »der Gesamthöhe zusammengeschrumpfte Bergseite seiner »Besteigung nicht die geringsten Schwierigkeiten entgegen und diese Tour kann selbst von solchen Touristen, welche die Gefahren ernster, schwieriger Kletterei meiden und sich anderseits doch zu den erhabenen Felsbauten mächtig hingezogen fühlen, mit einiger Vorsicht leicht ausgeführt werden. ...

Wer sich zuerst vom Gipfel der entzückenden Aussicht auf die zahlreichen Koppen und Kegel des Mittelgebirges mit dem anschließenden Lausitzer Gebirge erfreute, dürfte wohl stets ein Rätsel bleiben. Daß schon in den Sechzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts der Rabenstein fleißig erstiegen wurde, das bezeugen zahlreiche am Gipfel eingemeißelte Buchstaben und Jahreszahlen Wahrscheinlich waren es Leute aus der Umgebung, welche schon frühzeitig dem kühnen Felshaupte ihren Besuch abstatteten, um den auf unzugänglichem Risse erbauten Falkenhorst auszurauben.“ (J. König, „Heimatliche Kletterfahrten“, Jahrbuch des deutschen Gebirgsvereines für das Jeschken- und Isergebirge, 1908)

Vom Fellerkofel steigen wir wieder zum Weg hinauf und eilen nun endgültig zum Ausgangspunkt nach Pankratz zurück. Wer noch Appetit auf einen schönen Schlussausblick hat, wandert im Ort noch einmal auf der Straße nach Schönbach ein Stück hinauf und erblickt dort ein herrliches Panorama von den Kegelbergen im Rollberghügelland. Über die Wiesen wandern wir zum Pankratzer Kirchberg (Kostelní vrch) und und auf diesem Wege zurück zu unserem Ausgangspunkt.


Die GPS-Daten zur Tour findet man hier.





Motive aus Pankratz






Am oberen Ortsrand wurde eine beachtliche Ranch errichtet, die offensichtlich nicht für die Öffentlichkeit bestimmt ist. Ein tolles Anwesen, in dem wir noch nie Publikum gesehen haben



Herrliche Aussichten von der Lehne des Jeschkenkammes











Es ist Pilzzeit!


Parasolpilz



Schwefelporling, ein jung ergiebiger Speisebaumpilz


Orangener Becherling, ein wenig bekannter Speisepilz


Eingeschränkte Aussichten vom Jeschkenkamm






An der Ruine Roynungen




Der Fellerkofel




Zurück in Pankratz



3 Kommentare:

  1. Eine traumhaft schöne Tour, steht perspektivisch in meiner Wunschliste.

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  2. Eine traumhaft schöne Tour, ist bei mir jetzt in der Perspektive.

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    1. Deine wohlwollenden Anmerkungen sind mir bereits mehrfach aufgefallen. Darf ich fragen, um welchen Peter es sich dabei handelt?

      Gruß

      Björn

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