An Herbsttagen mit unsicheren Wetteraussichten bewegen wir uns
lieber im nahen heimatlichen Umfeld. So haben wir heute als
Wanderziel den nördlichen Jeschkenkamm auserkoren. Von der
Pankratzer (Jitrava) Kirche wandern wir zunächst in den oberen
Ortsteil des Dorfes. Im Anstieg verbessert sich mit zunehmender
Höhe die Aussicht über das Pankratzer Tal hinüber zu den östlichen
Bergen des Lausitzer Gebirges. Beneidenswert sind die Lagen der
alten Häuser am Waldrand, von denen man dieses Panorama ständig
vor Augen hat. Der Weg führt uns nun hinüber nach Schönbach (Zdislava),
auch von hier beste Aussichten, nun auch zu den Kegelbergen des
Rollberghügellandes. Aber die grandiose Vorstellung ist noch nicht
beendet, denn hinter Schönbach steigt der Pfad nun stetig steiler
werdend zum Jeschkenkamm an. Wir pausieren oft und genießen die
wunderbaren Panoramen, wohl wissend, dass sich der folgende
Wegabschnitt auf Forststraßen - teils asphaltiert - durch die
Täler des Gebirges schlängelt. Selten geben hier
Einschlagschneisen den Blick noch auf die Landschaft frei.
Bemerkenswert aber sind die tiefen Taleinschnitte, die von dichten
Buchenbeständen besiedelt sind und die man eigentlich an dem lang
gedehnten Kamm nicht erwartet. Wir erreichen die Wegkreuzung, an
der früher die Eduardsbuche stand.
„Tausende Kammwanderer streckten sich ehedem in ihrem
Schatten. Lange schon bangten wir um sie. Das Alter, nicht böse
Krankheit hatte ihr Innerstes zermürbt. Noch wehrte sich der
Greis. Ruchloses Gelichter kam und brandschatzte das schon
morsche Gebäude. Doch nicht rohe menschliche Gier und Gewalt
vermochten den Todesstoß zu geben dem Alten vom Berge; ein
Weststurm fällte ihn in winterlicher Nacht vor Jahresfrist.“
(„Von Christophsgrund über die Burgruine Roimund nach Paß“,
Jahrbuch des deutschen Gebirgsvereines für das Jeschken- und
Isergebirge, 1937)
Nach kurzer Pause folgen wir alternativlos weiter einer
Forststraße zur Ruine Roynungen. Nun allerdings eröffnen sich
häufiger Blickfenster auf die Umgebung. Weniger interessant sind
dabei die Ansichten von der Grube in Türchau (Turów), als vielmehr
die Blicke hinüber auf die Landschaft um den Gickelsberg (Výhledy)
und Kahleberg (Lýsy
vrch). Bald sind die Reste der Burg Roynungen (auch Roimund
genannt) erreicht.
„Burgruine Roimund (576 Meter) schreit nach Hilfe vor
gänzlichem Verderben. Eine Trümmerstätte von Schutt, ein Stück
Mauer und der Wallgraben sind das Letzte, was geblieben von der
einzigen Feste. Johann von Dohna, Burggraf auf Grafenstein,
schuf sich hier in der Waldwildnis des großen Kalkberges im
Jahre 1347 das stolze Bergschloß als Familiensitz. In Verehrung
zu seinem Landesherrn Karl IV. gab er diesem den Namen Roimund,
das ist Königsberg. Ihr weiteres Geschick teilte Roimund mit der
Falkenburg. Straßenräuber und Wegelagerer, die sich um die Mitte
des 15. Jahrhunderts in den ,,alten Bergschlössern« des
nördlichen Böhmens eingenistet hatten, boten Nikolaus von Dohna
1521 Veranlassung, die Burg zu schleifen.“ (ebenda)
Das Bild, welches hier von der alten Burganlage gezeichnet wird,
bietet sich noch heute. Erstaunlich ist, dass die Reste der
mächtigen Außenmauer 500 Jahre später immer noch scheinbar
unverwüstlich empor ragen.
Weiter auf Forstwegen treten wir den Rückweg an. Bevor sich der
Weg nun endgültig nach Süden wendet, erblicken wir aus der
Entfernung unterhalb im Walde einen bemerkenswerten Felskoloss,
den Rabenstein bei Freudenhöhe, auch Fellerkofel genannt. Zu
diesem steigen wir hinab.
„In der breiten Einsenkung zwischen dein Großen Kalkberge und
dem Trögelsberge steht, 20 Minuten von der Freudenhöhe, 8
Minuten vom Gasthaus zur schönen Aussicht entfernt, ein
mächtiger Verfechter des Stammes, dem er entsprossen, der
Felskoloß des Rabensteins, auch Fellerkofel genannt. Wo Silur-
und Kreideformation einander schroff gegenüberstehen, dort lacht
dem behäbigen Riesen des Großen Kalkberges ein grimmiger Gegner
in Gestalt des Fellerkofels frech ins Antlitz. In der
überhängenden, 43 Meter hohen Nordostwand des Fellerkofels,
einer wohl für ewige Zeiten unbezwingbaren Feste, bewundern wir
den höchsten Felsabsturz in unserem heimatlichen
Kletterbereiche. Dagegen setzt die über die Hälfte »der
Gesamthöhe zusammengeschrumpfte Bergseite seiner »Besteigung
nicht die geringsten Schwierigkeiten entgegen und diese Tour
kann selbst von solchen Touristen, welche die Gefahren ernster,
schwieriger Kletterei meiden und sich anderseits doch zu den
erhabenen Felsbauten mächtig hingezogen fühlen, mit einiger
Vorsicht leicht ausgeführt werden. ...
Wer sich zuerst vom Gipfel der entzückenden
Aussicht auf die zahlreichen Koppen und Kegel des
Mittelgebirges mit dem anschließenden
Lausitzer Gebirge erfreute, dürfte
wohl stets ein Rätsel bleiben. Daß schon in den Sechzigerjahren
des vergangenen Jahrhunderts der Rabenstein fleißig erstiegen
wurde, das bezeugen zahlreiche am Gipfel eingemeißelte
Buchstaben und Jahreszahlen Wahrscheinlich waren
es Leute aus der Umgebung, welche schon frühzeitig dem kühnen
Felshaupte ihren Besuch abstatteten,
um den auf unzugänglichem Risse erbauten
Falkenhorst auszurauben.“ (J.
König, „Heimatliche Kletterfahrten“, Jahrbuch des deutschen
Gebirgsvereines für das Jeschken- und Isergebirge, 1908)
Vom Fellerkofel steigen wir wieder zum Weg hinauf und eilen nun
endgültig zum Ausgangspunkt nach Pankratz zurück. Wer noch Appetit
auf einen schönen Schlussausblick hat, wandert im Ort noch einmal
auf der Straße nach Schönbach ein Stück hinauf und erblickt dort
ein herrliches Panorama von den Kegelbergen im Rollberghügelland.
Über die Wiesen wandern wir zum Pankratzer Kirchberg (Kostelní
vrch) und und auf diesem Wege zurück zu unserem
Ausgangspunkt.
Die GPS-Daten zur Tour findet man hier.
Motive aus Pankratz
Am oberen Ortsrand wurde eine beachtliche Ranch
errichtet, die offensichtlich nicht für die Öffentlichkeit
bestimmt ist. Ein tolles Anwesen, in dem wir noch nie Publikum
gesehen haben
Herrliche Aussichten von der Lehne des Jeschkenkammes
Es ist Pilzzeit!
Parasolpilz
Schwefelporling, ein jung ergiebiger Speisebaumpilz
Orangener Becherling, ein wenig bekannter Speisepilz
Eingeschränkte Aussichten vom Jeschkenkamm
An der Ruine Roynungen
Der Fellerkofel
Zurück in Pankratz
Eine traumhaft schöne Tour, steht perspektivisch in meiner Wunschliste.
AntwortenLöschenEine traumhaft schöne Tour, ist bei mir jetzt in der Perspektive.
AntwortenLöschenDeine wohlwollenden Anmerkungen sind mir bereits mehrfach aufgefallen. Darf ich fragen, um welchen Peter es sich dabei handelt?
LöschenGruß
Björn