Wir greifen heute eine ältere Tour
auf, gewiss haben wir bei unserem früheren Besuch das eine oder
andere übersehen. Von Daubitz geht es zunächst auf mittelmäßigen
Forstwegen hinunter in das Tal der Kirnitzsch. Der Weg mäandert in
stetigem Auf und Ab um zahlreiche Talfurchen, bis er endlich in
das Tal des Rotflössels (Červený potok)
mündet. Dieses erreicht nach ca. 1 km am Schwarzen Tor die
ziemlich ausgetrocknete Kirnitzsch. Hier finden wir einen
idyllischen Ort für eine Rast.
Durch den sandigen Grund des Baches kann man watend das sächsische
Ufer erreichen. Wenige Schritte von hier sind in den Felsen noch
die
Lager der Schönlinder Brücke zu sehen, die allerdings schon lange
nicht mehr existiert. Am Fluss erleben wir noch ein wahres
Naturidyll, nicht von ungefähr befinden wir uns hier im
Nationalpark
der Böhmisch-Sächsischen Schweiz. Schon vor mehr als hundert
Jahren
wurde dieses Refugium von den Naturfreunden und Ausflüglern
geschätzt:
„Hier scheint die Natur alles aufgeboten zu haben, um dieses
Thal mit allen ihren Schönheiten auszuschmücken, die der
beschreibenden Feder nur spotten. Das Bachufer des Grundes ist
mit
erqickendem Wiesengrün, im weiteren Verlaufe
desselben
mit Binsen und Huflattisch, stellenweise auch mit Erica und
Vaccineaen geschmückt; die felsigen Lähnen aber
zu
beiden Seiten erfreuen sich hie und da, besonders gegen die
Niederung
zu, einer üppigen Vegetation. Im murmelnden Bache spielen und
schnellen häufig die munteren Forellen, was besonders bei
herannahenden Gewittern zu sehen ist. Dann und wann begegnen wir
in
der Waldeseinsamkeit einer pfeifenden Wasseramsel oder einem
aufgescheuchten Eisvogel, welche hier mit vielen Bachstelzen in
den
Uferbüschen nisten. Vor uns entdecken wir zahlreiche Löcher, ein
Beweis, daß Dachse sich hier ziemlich heimisch fühlen. Die
häufige
Fährte des Edel- und Rehwildes kündet uns, daß auch dieses die
friedliche Thalung aufsucht und in der Nähe des klaren
Quellwassers
Stand hält.“
Das Schwarze Tor „ist eine, in der Mitte des engen
Thaleinschnittes isolirt stehende Felsmasse von ca. 1¹/2
Klafter Höhe und ebenso viel Breite mit einer
thorähnlichen Öffnung, durch die ein Wagen ganz bequem
durchfahren
kann. Das Seitenthal, in das wir den kleinen Abstecher gemacht
haben,
empfiehlt sich durch seine Freundlichkeit und angenehme Kühle“.
(Ferdinand
Náhlik,“Führer durch die böhmische
Schweiz als Anschluss an die Sächsische Schweiz“,1864)
Durch
den Hengstgrund steigen wir auf zur Wegkreuzung an der
Jungferntanne.
Wir
folgen nun einem ungemein schönen Wandersteig, der zunächst
den
Wespenberg (Vosi vrch) umläuft. Der Wespenberg wurde einst als
außergewöhnlich ergiebiger Aussichtsberg gerühmt. Heute ist er
Bestandteil der Schutzzone und darf nicht betreten werden. Der
Weg
windet sich nun um die sehenswerten
Riffe
der Hohen Wände (Velké
stěny) und bringt uns direkt zur Balzhütte. Die Balzhütte
mit
ihren Nebengelassen,
einst Jagdunterkunft der fürstlichen Familie Kinsky ist
heute
beliebtes Wanderziel mit Restauration und Herberge. Der
heute nüchterne Gebäudekomplex war früher von besonderem
Ambiente.
„Dann ist
die Umgegend des Jagdhäuschens zur Abendzeit mit Laternen
und Lampen
beleuchtet, welche an Bäumen angebracht, zur stillen
Nachtzeit im
Waldesdunkel überraschend, ja mystisch, dem Besucher
entgegentreten.
Wenn man zufällig um Mitternacht hier ankommt, so glaubt
man, bei
einem Feentempel zu weilen. Feierliche Stille herrscht dann
an dieser
Stätte, die oft nur durch eine Schleier-Eule
gestört wird, welche durch das ungewöhnliche Geflimmer der
Lichter
angelockt, im raschen Vorüberfliegen durch schauriges Rufen
uns
erschreckt.“
Ein
spektakulärer Wegabschnitt, hinauf zur
Theodorenhalle am
Tannicht, steht uns bevor. Zwei Pfade führen hinauf, der
Fürst-Kinsky-Steig und die Enge Stiege oder Gnomen-Kluft,
wir
entscheiden uns für letztere. Sie
„ist ein
in einer steilen und sehr schroffen Felsschlucht herunter [-herauf]
führender Stufengang, der meist so schmal ist, daß der
Besucher mit
ausgebreiteten Armen wohl nicht von der Stelle käme.
Trotz den vielen
Opfern, die hier gebracht wurden, um vorzüglich der
reisenden
Damenwelt bequemeren Durchgang zu verschaffen und zu
sichern, bleibt
in dem engen Felsengange, namentlich für die neumodische
Crinoline,
sehr wenig Raum übrig, weshalb es leicht geschehen kann, daß
beim
Durchgehen der Anzug der naturliebenden Touristinnen
beschädigt
wird. Wegen dieses schmalen Durchganges rathet der
Berichterstatter
daher sehr beleibten Personen nicht, den untersten Theil des
Engensteins passiren zu wollen, indem er nicht genau
anzugeben
vermag, ob derlei corpulente Individuen nicht in der Klemme
stecken
bleiben.
… Bald
gewinnt der Lustwandler das Freie wieder. Der Spaziergang
von der
Theodorenhalle an bis zu der … beschriebenen Engenstiege
(*), ist
höchst anmuthig, bald an steilen Wänden und Felsportalen,
bald an
wilden, mit Gesträuch bebuschten Schlünden in verschiedenen
Krümmungen dahinführend. - Die Einsicht in die benachbarten
Thäler,
wo stellenweis die Baumwipfel nur bis zur Hälfte der Tiefen
hervorragen, ist jedenfalls auch lohnend.“
(*
wir natürlich in die Gegenrichtung)
Von
den Austritten auf den Felsen bieten sich schöne Ausblicke
zum
Kaltenbergmassiv. An
der Theodorenhalle haben wir die Anhöhe des Tannichtberges
erreicht. Der
Pfad schlängelt sich auf- und absteigend vorbei an
Felsblöcken
durch waldiges Gelände bis zur Eustachiushütte. Der
Rest des Weges zurück nach nach Daubitz ist reine Formsache.
Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.
Auf dem Weg zum Schwarzen Tor sind diverse Hindernisse zu überwinden
An der Kirnitzsch. In heißen Sommern ist auch dieser Flusslauf fast wasserlos
Das Schwarze Tor
An der Jungferntanne
Felsenriffs am Wespenberg
An den Balzhütten
An der Theodorenhalle
Wunderbar !
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