Freitag, 20. März 2020

Wanderung zu Mönchswalder Berg und Picho

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz

Befährt man die Autobahn A4 in Richtung Osten, erblickt man, indem man sich Bautzen nähert, südlich den Höhenzug des Lausitzer Berglandes, der aus der Ebene aufsteigt. Diese Mittelgebirgslandschaft bietet dem Wanderfreund eine ganze Reihe lohnenswerter Ziele. Eine kurze, treffliche Landschaftscharakteristik liefern uns die Mitteilungen des Nordböhmischen Vereines für Heimatforschung und Wanderpflege, 1932, Seite 132

Das Südlausitzer Bergland hebt sich aus dem Rahmen der Nachbarlandschaften durch ausgeprägte landschaftliche Besonderheiten eindrucksvoll heraus. Lange bewaldete Rücken - im allgemeinen west-ost-gerichtet - gliedern es. Vom Czorneboh des nördlichen Bergzuges oder vom Tannenberg des Lausitzer Gebirges aus erscheint es durch die sich kulissenartig hintereinander aufbauenden Rücken als geschlossenes Waldgebiet. Doch ziehen sich in den breitsohligen Tälern lange Siedlungsreihen hin. Es sind lange, zu Industrieorten ausgebaute Waldhufendörfer. Die breiten Auen der weiten Täler sind zumeist dicht mit Umgebindehäusern bebaut, oft auch die flachen Wiesenhänge bis zu den beiderseitigen Gehöftreihen hinauf. Die Streifengliederung der Waldhufenflur und die ihr entsprechenden Siedlungsausbauten beherrschen die Talhänge bis zu dem Gehängeknick, an dem in der Regel der Wald der Bergrücken ansetzt. Fabrikschlote gliedern die Siedlungsreihen der gewerbefleißigen Täler.

Einzig die Fabrikschlote sind größtenteils verschwunden, ein Segen für die Natur. Andererseits sind dadurch viele industrielle Arbeitsplätze verloren gegangen. Unsere Wanderung verspricht auch aus kulinarischer Sicht einige interessante Momente, da zahlreiche Bauden bzw. Gasthäuser am Wege liegen, was bei unseren Touren eher selten vorkommt. Es geht los in Kirschau. Über Kleinpostwitz wandern wir hinauf auf den Mönchswalder Berg. Hier erwartet uns schon einmal der gleichnamige Berggasthof, von dessen Qualität wir uns bereits im vergangenen Jahr überzeugen konnten. Für eine Einkehr ist es heute noch zu früh, also geht es auf dem Kamm gleich weiter in Richtung Sora, wunderschön gelegen an den Hängen des Gebirszuges mit herrlichem Blick über das Land. Hier überlegen wir schon, ob wir nicht in der „Schönen Aussicht“ einkehren sollen, aber unser Plan sieht anderes vor: wir gehen zum Berggasthof auf dem Picho. 

Also ab in Richtung Arnsdorf; wir sind begeistert von dem idyllisch gelegenen Dorf in einem kleinen Kessel, der zwischen Teufelskanzel und Picho in den Höhenzug vordringt. Nun hinauf zum Picho! Lästig, dass die Baude ein Stück abseits von unserem Weg gelegen ist, lästig insbesondere deshalb, weil die Tür verschlossen ist. Ein verschämter Zettel weist den Wandersmann darauf hin, dass nun ausgerechnet heute erst 15 Uhr geöffnet wird. Was bleibt uns übrig, als hinab nach Tautewalde zu steigen. Wenigstens während des Abstiegs herrliche Aussichten entlang des Tales, Hromadnik, Czorneboh, Hochstein einerseits und Valtenberg andererseits zeigen sich. Schnell haben wir uns neu orientiert und herausgefunden, dass in Tautewalde das „Erbgericht“ seine Gäste erwartet. Und in der Tat, das stimmt, heute aber erst ab 18 Uhr. Mit knurrendem Magen ziehen wir weiter zur Weifaer Höhe, hier nun schöne Aussicht zum Valtenberg und die ersten Böhmischen Berge. 

Unweit des Gipfels steht im Wald ein ziemlich stattliches Gebäude in beklagenswertem Zustand. Die Sächsische Zeitung vom 25.11.2003 verrät uns dazu Näheres - ein Trauerspiel!


Rund 13 Jahre nach ihrer Schließung ist die Zukunft der Schurigbaude auf der Weifaer Höhe nach wie vor ungewiss. Ein Bautzener Immobilienbüro bietet das zuletzt als Ferienheim des VEB Strömungsmaschinenbau Pirna genutzte Haus jetzt zum Verkauf an. Für knapp 80 000 Euro plus Makler-Provision sind das in den 20er Jahren errichtete Gebäude und das dazu gehörende Grundstück zu haben. Am Haus gebe es erheblichen Modernisierungs- und Sanierungsbedarf, heißt es im dazu gehörigen Expose. Ihrer Lage mitten im Wald wegen galt die Schurigbaude als eines der Filetstücke der Ferienbauden im Lausitzer Bergland. Nach der Abwicklung des Pirnaer Betriebes hatte es immer wieder Interessenten gegeben, die das Haus als Gaststätte mit Pension bzw. Hotel modernisieren wollten. Ausnahmslos alle sind bisher gescheitert – anfangs an den Kaufpreisvorstellungen des Liqidators, einer Pirnaer Anwaltskanzlei, später am Finanzierungskonzept. Der jetzige Eigentümer der Baude, der im Landkreis Bautzen lebt, wollte das Haus für Zwecke der Naturheilkunde nutzen. Der Name der Baude geht auf Alwin Schurig zurück, der auf der Weifaer Höhe 505 Meter über dem Meeresspiegel eine Berggaststätte mit Fremdenzimmern und Kegelbahn erbauen ließ, die er 1927 eröffnete. Zu den Pfingstkonzerten, die engagierte Weifaer Bürger ausrichten, ist die Weifaer Höhe auch heute noch das Ziel hunderter Kultur- und Heimatfreunde.

Wir eilen hinfort von dieser uns bedrückenden Stätte, denn noch besteht Hoffnung auf eine Einkehr. In Neuschirgiswalde nämlich, dort erinnern wir uns an die „Frische Quelle“, die wir von früher noch in guter Erinnerung haben. Allerdings schwindet unsere Zuversicht, als die Schänke von weitem ins Blickfeld gerät. Weit und breit kein Mensch, der Parkplatz leer. Doch oh Wunder! Das Wirtshaus hat geöffnet, wir sind die einzigen Gäste. Das Essen ist vorzüglich und preiswert. Bitte gern weitersagen!

Der Rückweg nach Kirschau ist nur noch Formsache.

Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.






Johanniskirche in Kirschau


Im Lausitzer Bergland




Berggasthof auf dem Mönchswalder Berg





Pumphut am Jägerhaus



An der Teufelskanzel





Blick auf Bautzen


Bei Sora



Arnsdorf





Die Pichobaude


Landschaft bei Tautewalde



Blick von der Weifa Höhe zum Valtenberg





Die letzte Rettung: "Zur frischen Quelle"


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