Mittwoch, 11. März 2020

Wanderung zu Steinberg, Hochstein und Bubenik

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz

Die Wintermonate nutzen wir, die Oberlausitzer Heimat kennenzulernen. Heute stehen der Sornßiger Berg, der Steinberg, der Hochstein, der Kötzschauer Berg und der Bubenik auf dem Programm. Als Ausgangspunkt wählen wir Großdehsa und begeben uns zunächst zu der Anhöhe am Fuß des Richterberges. Man erhält einen großzügigen Überblick über die östliche Oberlausitz sowie nach Süden hin in Richtung Kottmar.       








Der überwiegende Teil der Wanderung vollzieht sich im Wald, so dass nur selten mit Aussicht zu rechnen ist. Interessant sind vielmehr die Felsformationen am Sornßiger Berg, am Steinberg und natürlich am Hochstein. Die Felsgebilde bestehen aus Zweiglimmergranodiorit, welches den allgemeinen Informationsquellen zufolge schlecht verwertbar ist. Der positive Nebeneffekt ist demzufolge das mangelnde Interesse an der Rohstoffgewinnung und damit die Erhaltung der Landschaftsgestalt. 




Auf dem weiteren Weg zum Hochstein unternehmen wir einen kurzen Abstecher zum Gipfel des Steinberges. Ein Wanderfreund erhielt den nützlichen Hinweis, dass dort aufgrund eines Holzeinschlages eine ausgezeichnete Aussicht vorzufinden wäre. Der Tipp war goldrichtig. Von den Felsen am Gipfel überblickt man das Cunewalder Tal. Über dem Höhenzug des Bieleboh erscheint in der Ferne die markante Kette des Lausitzer Gebirges bis hin zum Hohen Schneeberg in der Böhmischen Schweiz. Der Aussichtsposten ist – so lange sich der Waldbestand nicht wieder geschlossen hat – vorzüglich. 





Der Steinberg spielte im übrigen eine wichtige Rolle in der Schlacht bei Hochkirch im Siebenjährigen Krieg, wovon auch der sogenannte Kriegsweg südlich des Hochstein kündet.

Daun nahm abermals ein festes Lager in einer geringen Entfernung von seinem vorigen, und die Preußen lagerten sich bey Hochkirch. Die Sicherheit dieses Lagers hing von der Behauptung der sogenannten Steinberge ab, die der Preußische General Retzow den Auftrag hatte zu besetzen; er fand sie aber schon im Besitz der Österreicher. Der König sandte ihm durch den Flügel-Adjutant Götzen Befehl zu, diese zu vertreiben, in der Meinung, es sei die Nachhut des Feindes. Allein das Kaiserliche Grenadier-Corps stand auf diesen Bergen; und zwar in einer kleinen Entfernung vom rechten Flügel der Hauptarmee. Dieser Umstand machte den Angriff dieses Postens mit einigen wenigen Bataillonen schlechterdings unausführbar. Friedrich war jedoch mit solchen Beweisen der Unmöglichkeit nicht zufrieden, und wiederholte den Befehl mit dem Zusatz: Retzow sollte ihm mit seinem Kopf für den Angriff haften. Dieser Feldherr, von der Potsdamer Kriegs-Schule gebildet und grau geworden, hatte von dem Gehorsam eines Kriegers sehr hohe Begriffe; er glaubte aber hier in einem der seltenen Fälle zu seyn, nicht gehorchen zu dürfen. Seine Antwort war: seinen Kopf lege er zu des Königs Füßen, dessen Befehle ihm heilig wären, aber noch heiliger wäre ihm sein Gewissen; er könne es nicht vor Gott und vor der Welt verantworten, ohne den mindesten Nutzen so viele tapfere Menschen aufzuopfern; er würde nicht angreifen, und überließe alles übrige dem Willen Sr. Majestät. Hierauf wurde ihm als Gefängling der Degen abgenommen.“ [*]

In Wirklichkeit konnten sich der Preußenkönig und seine Generäle aber nicht vorstellen, dass die Österreicher unter dem als zögerlich bekannten General Daun angreifen würden. Ein verhängnisvoller Fehler.

Der Tag war noch nicht angebrochen und im Dorfe Hochkirch schlug es fünf, als der Feind vor dem Lager erschien. Es kamen ganze Haufen auserwählter Soldaten bey den Preußischen Vorposten an, und meldeten sich als Ueberläufer. Ihre Anzahl wuchs so schnell und so stark, daß sie bald Vorposten und Feldwachen überwältigen konnten. Das Oesterreichische Heer, in verschiedene Haufen getheilt, folgte der Vorhut auf dem Fuß nach, und nun rückten sie colonnenweise von allen Seiten ins Preußische Lager ein. Viele Regimenter der Königlichen Armee wurden erst durch ihre eigenen Kanonenkugeln vom Schlaf aufgeschreckt; denn die anrückenden Feinde, die größtentheils ihr Geschütz zurückgelassen hatten, fanden auf den schnell eroberten Feldwachen und Batterien Kanonen und Munition, und mit diesen feuerten sie ins Lager der Preußen“. [*]

Die Schlacht bei Hochkirch ging am 14. Oktober 1758 für die Preußen verloren. 9.000 preußische Soldaten und 8.000 Österreicher ließen ihr Leben auf dem Schlachtfeld, ohne dass die Österreicher einen entscheidenden Vorteil erzielen konnten. Sie konnten sich nicht zum Nachsetzen gegen die preußischen Truppen entscheiden.

Vermeintlicher Höhepunkt unserer Wanderung ist der Hochstein. Aussichtsgelegenheit bietet der bewaldete Gipfel nicht, aber die hohen bizarren Felsmauern sind sehenswert und gewähren Schutz vor dem aufkommenden Sturm während der hier einzulegenden Pause.


Der Hochstein gilt auch als ein bedeutendes Kulturdenkmal in der Oberlausitz. Auf dem Gipfel liegen der Rest einer mittelalterlichen Befestigung von 70 m Länge und viele Teile von Steinfundamenten der Anlage (Trockenmauer mit Balkenversteifung). Hier führte der alte Weg von Bautzen nach dem Gau Zagost vorbei, der von Wuischke aus in der Senke zwischen Hochstein und Sornßiger Berg über das Gebirge stieg. Eine volkstümliche Überlieferung spricht davon, daß sich hier oben Raubgesellen eingenistet hatten, die den Verkehr auf der Paßstraße gefährdeten. Sie sollen dann durch Löbauer Bürger getötet und innerhalb der nun als Räuberkirchhof gedeuteten Wälle verscharrt worden sein. Bezeichnend ist ein alter sorbischer Name für den Hochstein, nämlich Rubježny hród - Räuberburg.“ [**]








Unerwartet steil ist der Abstieg an der Südflanke des Hochsteins hinunter nach Halbau, welches sich in schöner Lage zwischen Hochstein und Kötzschauer Berg ansiedelt, der unser nächstes Ziel ist. Hier nun ändert sich die Gesteinsart und schon am Fuß des Berges passieren wir drei aufgelassene, mit Wasser angefüllte Steinbruchrestlöcher. Hier wurde Granodiorit abgebaut. Geologen werden den Unterschied zum Zweiglimmergranodiorit (siehe oben) sicher kennen. Auf dem Gipfel des Berges sieht es aus wie im Zittauer Gebirge, Harvester haben dem Berg zugesetzt, die Wege zerfahren und nicht verwertbaren Holzabfall an Ort und Stelle liegen gelassen. Es darf als kleines Wunder angesehen werden, dass man den Gipfelfels mit dem Gipfelbuch nicht gleich mit zerstört hat. Das schlechte Karma wird noch dadurch verstärkt, dass urplötzlich ein heftiger Regenschauer hernieder prasselt, der schnell in Schnee übergeht. 







Entsprechend fröstelnd frustriert verlassen wir den Ort der Traurigkeit und begeben uns auf den Rückweg, nicht wissend, dass uns aber noch ein schöner Abschluss der Tour bevorsteht: der ziemlich unscheinbare Bubenik nämlich, der zum Landschaftsschutzgebiet Oberlausitzer Bergland gehört.


Die Erhebung gehört zu den interessantesten Zeugen des Vulkanismus in der Oberlausitz. Im Tertiär erfolgten entlang von Spalten, die im Lausitzer Granodioritmassiv aufrissen, Basaltergüsse. Sie zeichnen sich von Kirschau her über die Halbendorfer Horken zum Löbauer Berg, zum Rotstein und zur Landeskrone ab. Die Basaltsäulen des Bubeniks, fünf- bis siebenseitig und von rundlicher, gedrungener Form, beweisen mit ihren beiden gegenläufigen Richtungen, daß wir mit zwei Ausbruchsphasen zu rechnen haben. Eine stehengebliebene Säulenwand am Bruchrand erhielt den Namen Löwenköpfchen.“ [**]







Mit etwas Phantasie ist der Löwenkopf mit seiner Mähne auch unschwer zu erkennen. Von den Hanglagen des Bubenik bieten sich wiederum ein herrliches Aussichtsszenario.

Die Aussicht ist besonders vom Südgipfel sehr eindrucksvoll. Nur nach Westen wird sie begrenzt durch die nahe, unvermittelt aufsteigende Ostflanke des Czornebohzuges und durch den Kötzschauer Berg. Nach Norden schweift der Blick weit über das Gefilde zum Wohlaer Berg, zum Strohmberg, zur Hohen Dubrau und zu den Königshainer Bergen. Im Osten schaut man in die Stadt Löbau hinein und erkennt dahinter den Rotstein, die Landeskrone und die Herrnhuter Höhen. Wendet man sich südwärts, so ist man überrascht von der Mannigfaltigkeit des Lausitzer Berglandes, das sich über die Höhen von Lawalde, Schönbach und Dürrhennersdorf bis zum Rücken des Kottmars erstreckt. Am Horizont tauchen die Gipfel des Zittauer Gebirges auf und in feinen Umrissen die Jizerské hory (Isergebirge).“ [**]


Auf dem kurzem Rückweg nach Großdehsa zeigt sich die Sonne wieder und zaubert im Wechselspiel von Licht und Schatten herrliche Farbeffekte in die vorfrühlingshafte oberlausitzer Hügellandschaft.




[*] v. Archenholz, J. W., „Geschichte des siebenjährigen Krieges in Deutschland, Band 2“
[**] Werte der Deutschen Heimat, Bd. 24 „Zwischen Strohmberg, Czorneboh und Kottmar“


Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Blogverzeichnis - Blog Verzeichnis bloggerei.de Interessante Blogs Blog-Webkatalog.de - das Blogverzeichnis