Ein Denkmal im Wald? Und ich soll was darüber erzählen?
Ja, mein Gott, wo soll ich da nur anfangen. Am besten bei einem wahrlich welthistorischem Ereignis, welches unweit der durch dieses auffällige Denkmal gekennzeichneten Ortes am 4. Mai 1490 seinen Lauf nahm. Der Ort war da zwar schon seit 64 Jahren und 18 Tagen verschwunden, und der heute nur noch als leeres, langsam einfallendes Haus vorhandene Gasthof "Zum Bergfrieden" noch nicht erbaut. Denn genau am 4. Mai 1490 (also vor heute (*) genau 528 Jahren, 10 Monaten und 28 Tagen) passierte es - einige Görlitzer Bürger lauerten eine Bierlieferung aus Zittau auf und zertrümmerten eine große Anzahl von Fässern, deren Inhalt auf den damals beim Läusehübel noch nicht asphaltierten Weg lief und dort eine "Bierpfütze" bildete. BIER ! Da verstanden die Zittauer keinen Spaß. Und so folgte der FEHDEBRIEF der Tat auf dem Fuße - auf dem Fuße (Hufen) eines alten klapprigen Pferdes, geritten von einem hässlichen buckligen Reiter mit Namen "Krebs", der ihn dem Görlitzer Bürgermeister bei dessen Rathaus auftragsgemäß vor die Füße schmiss. Lange Rede, kurzer Sinn - der "BIERKRIEG" zwischen den Sechsstädten Görlitz und Zittau war ausgebrochen (übrigens, trotz Anfangserfolge hat ihn aus heutiger Sicht Zittau eindeutig verloren, denn in Zittau wird kein Bier mehr gebraut). Die gute Nachricht ist, dass diese Fehde im Jahre 2019 endlich beendet wurde - und zwar so wie es sich gehört, mittels eines Friedensvertrages (unterzeichnet am 22. 3. 2019 in Ostritz, also genau dort, wo das Verhängnis einst seinen Lauf nahm...). Aber darum geht es bei dem genannten "Denkmal" nicht, das man vom Ostritzer "Bergfrieden" (die Gaststättenruine, Sie wissen schon) zu Fuß vom Parkplatz aus in weniger als 10 Minuten erreichen kann. Es kennzeichnet vielmehr die Lage des Dorfes "Siegfriedsdorf", welches bereits vor dem Jahre 1234 unter dem Namen "Siffridsdorf" bestand, denn sonst hätte die Königin Kunigunde ihren königlichen Gemahl Wenzeslaus ("Wenzel I. Přemysl") in Prag nicht überreden können, den Zisterzienser eine Frauenabtei im malerischen Neißetal, deren zwei Eisenbahnbrücken wieder von der Polnischen Armee mit MP im Anschlag bewacht wird, zu vermachen - denn von etwas mussten die heiligen Damen ja leben. Und die "Lebensmittel" mussten über Jahrhunderte hinweg die Dörfler der Umgebung aufbringen. Und dazu diente unter anderen auch das Dorf "Siegfriedsdorf", welches die frommen Nonnen mit dem Wassergrundstück gleich mit von ihrer Königin Kunigunde im Jahre 1234/35 samt Mann, Frau, Kind und eventuelle Diverse geschenkt bekamen... Aber dann erschien bereits 193 Jahre später der böse "Hussit" in großer Schar vor dem Kloster mit dem hübschen Namen "Marienthal", um es auszurauben. Damals war aber das Kloster eher eine Burg als ein Barockschloss und damit besser geschützt als das heutige Grüne Gewölbe in Dresden, so dass sie nur das benachbarte, etwas höher über der Neiße gelegene Dorf brandschatzen konnten. Und diese "Brandschatzung" fand genau, wie die alten Geschichtsschreiber notiert haben, am 11. Mai 1427 statt (ich rechne hier mit dem Gregorianischen Kalender). Seitdem ist die Örtlichkeit genauso wie die berühmte Riesenburg im Elsaß "wüst und leer". Und fragst Du nach den Bauern - Du findet sie nicht mehr. Damit die Örtlichkeit, die einst nach dem heiligem Bischof "Siegfried" benannt war nicht völlig in Vergessenheit gerät (Hobby-Archäologen fanden annodazumal nur noch die Reste eines Brunnens), wurde das hier von mir heute fotografierte und schon etwas in die Jahre gekommene Denkmal aus herangekarrten Zweiglimmergranit errichtet (im Neißetal gibt es nur grobkörnigen Rumburger Granit) und mit einem Bischofsbild versehen. Also wandern Sie mal hin und schauen Sie selbst...
(*) "heute" = 26.04.2020
(*) "heute" = 26.04.2020
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen